Ein verdammtes Musikinstrument!

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Zum Glück fürchtete er sich nicht, sonst wäre es problematisch geworden. Jetzt war sein kleines Zimmer sehr von Vorteil. Er tastete sich an der Wand entlang zum Fenster. Als er den Rahmen des Fensters spüren konnte, stiess er es einfach auf.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen und ihn begrüsste ein kühler Windstoss. In der Nacht hatte es nochmals geschneit. Alles lag unter einer dicken Schicht Schnee begraben. Die Luft war kühl und ja, es war Winter.
Manuel konnte noch immer nicht glauben, dass in ein paar Tagen Weihnachten war. Es fühlte sich für ihn an, wie anfangs Dezember. Was fehlender Weihnachtsschmuck alles ausmachen konnte.
Er hörte Gelächter und lehnte sich aus dem Fenster um zu sehen, wo das Geräusch herkam.
Den Ursprung fand er schnell. Ein paar Häuser weiter standen ein paar seiner Freunde vor Phillips Haus und waren dabei nicht gerade leise.

Manuel überlegte. Er hatte ja sowieso nichts besseres zu tun. Und jetzt gelang es ihm sicher nicht mehr einzuschlafen.
Kurze Zeit später verliess er leise das Haus und begab sich zu seinen Klassenkameraden.
Schon von weitem konnte er sie hören. „Das bedeutet aber, dass Marie recht hatte, als sie uns die Geschichte erzählt hatte." Markus war ganz aufgeregt. In der Hand hielt er eine kleine Flöte und schwenkte sie beim Reden hin und her. Seine Zuhörer nickten ehrfürchtig. Anscheinend war diese Flöte etwas besonderes.
„Was ist los?", wollte Manu wissen. In seinem Freundeskreis geschah es nur recht selten, dass jemand so früh wach war. Und jetzt waren hier ziemlich viele.

Silas und Phillip setzten beide zu einer Erklärung an. Tauschten einen Blick aus und Phillip fuhr dann fort. „Ich habe diese Flöte heute morgen bei mir im Zimmer unter einer losen Diele entdeckt. Ich konnte nicht schlafen und wollte etwas trinken, da bin ich über die Diele gestolpert und habe etwas glänzendes entdeckt."
„Und was ist jetzt daran so besonders?" Manu konnte sich nicht vorstellen, dass eine Flöte so wichtig war.
„Darauf war ein Name. Patrick! Das gehörte dem Jungen aus der Geschichte! Das heisst, alles was man uns erzählt hat, stimmt!"
Phillip, ein Muskelprotz ersten Grades, fürchtete sich vor einer Flöte.
Memme!
„Das kann aber auch nur irgendeine Flöte sein", warf Mila ein. Sie klang nicht sonderlich überzeugt. In den grünen Augen lag Unsicherheit und sie hatte ihre schwarzen Haare im Mund und das war immer ein Zeichen von Angst bei dieser zierlichen Person.

„Ich bin mir sicher, dass es nur eine
Verwechslung ist. Patrick lebte vor mehreren hundert Jahren. In dieser Zeit lebte sicher noch ein anderer Patrick." Jetzt wurde Manu langsam wütend. Es war ein Märchen. Hexen existierten nicht! Die Jungen waren bestimmt abgehauen oder im Wald umgekommen und die Leute hatten sie einfach nicht gefunden.
„Was tun wir jetzt damit?" Silas starrte die Flöte an, als wäre sie alles Böse auf der Welt. Wenn sie wirklich dem Patrick gehörte, war sie das auch, aber Manu fand, das alle überreagierten. Es war bloss eine verdammte Flöte! Kein Mordinstrument!
Silas fragte, ob er die Flöte halten durfte und Markus übergab sie ihm liebend gerne.
Silas streckte die Hand aus und Markus wollte sie direkt hineinfallen lassen, als die Flöte mitten in der Luft stehen blieb.
Helles, blaues licht umgab sie, fast so wir Manuels Figuren früher am Tag geleuchtet haben.
Alle waren erstarrt. Diese Flöte war schon vorher unheimlich gewesen. Jetzt war sie so viel mehr.
Langsam setzte die Flöte sich in Bewegung. Drehte sich um sich selbst. Sie wurde immer schneller. Und schneller. Und schneller.
Dann fiel sie zu Boden als wäre nichts geschehen.
Mila stupste ihn an. „Ich denke... Es wäre besser, wenn du sie nimmst."
Er starrte sie entsetzt an. Er glaubte nicht an Märchen, aber das war verrückt.
Ein Blick in die Runde verriet zu seinem Leidwesen, dass er noch am ehesten dazu bereit war. Von den Mädchen fasste sicherlich keine die Flöte mehr an und auch die Jungs, die normalerweise immer mir allem angaben, wirkten Verängstigt.
„Wenn's sein muss!"
Die Flöte war kühl. Angenehm lag sie in seiner Hand. „Ich bringe das mal zurück. Kommt mir nicht um, ihr Idioten." Die Hand zum Gruss erhoben, rannte er zurück zu seinem Haus. Er hatte eine Idee!

Seelen des Schnees / Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt