Manuel schlug die Augen auf.
Er lag in einem Bett in einer ihm unbekannten Umgebung. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen. Wo war er?
Alles fühlte sich falsch an. So verkehrt.
Das Bett war zu weich. Er versank ja fast darin. An der Decke befand sich ein komisches helles Licht, das ihn in den Augen schmerzte, wenn er hineinsah.
Der ganze Raum war weiss. Er klopfte probehalber mit der Hand an die Wand. Sie war aus Stein. Komisch, kein Holz?
Er richtete sich auf und sah sich im Raum um. In das Bett passten locker zwei rein, so gross war es. Wenn nicht sogar drei. Direkt gegenüber war ein geöffneter Holzschrank. Irgendjemand hatte überall hineingeschnitzt und hätte Manu es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass er das gemacht hatte. Das war definitiv seine Handschrift. Aber warum schnitzte und verzierte er ein Dreieck mit einem Strich und einem Kreis drinnen? H.P.? Sollte er den kennen?Auf beiden Seiten des Bettes befanden sich kleine Tische aus Holz.
Auf dem Tisch links von ihm war ein Gefäss aus einem durchsichtigen Material, das mit Wasser gefüllt war. Komisch dünne Bücher stapelten sich daneben. Auf den „Büchern" sah er Menschen in seltsamen Anzügen. Einer schwebte und blaues Zeugs kam aus seinen Füssen. Der neben ihm war ein riesiges grünes Monster.
Manuel blätterte ein wenig durch und liess es dann lieber wieder sein. Überall waren nur Bilder mit Blasen in denen Text stand.
Auf dem rechten Tisch war noch eines dieser Leuchtedinger. Und ein echtes Buch. „Durst", war darauf geschrieben und anstelle eines Lesezeichens, winkte ihm eine dieser seltsamen Gestalten entgegen. Interessanter Titel für ein Buch. Um was sollte es da überhaupt gehen?Als er seine Hände genauer betrachtete, bemerkte er, dass sie grösser und schlanker waren. Er kroch unter der schweren Decke hervor und stieg aus dem Bett. Er war grösser, als sonst. Was war hier los? Er fühlte sich älter.
Manuel trug eine sehr weite, gestreifte Hose und ein Hemd, das sicher seit längerem nicht mehr gewaschen worden war.
Darauf war ein Schriftzug. „Star Wars. Was ist das?", fragte er sich selbst.Er tapste aus dem Schlafzimmer in einen Gang. Neugierig lugte er in ein Zimmer. Es sah aus, wie ein Arbeitszimmer. Nur stand in der Mitte des Tisches ein viereckiger Apparat und der Stuhl hatte Räder.
Aus einem weiteren Zimmer kamen komische Geräusche. Da war schon wieder eine viereckige Apparatur. In der Mitte hatte sie ein rundes Fenster und in ihr drin, sah es so aus, als wären da Kleidungsstücke, die im Kreis geschleudert wurden.
Das Schleuderding machte ihm Angst und so verliess er den Raum schnell wieder.
Er vermied es nun, in die Zimmer reinzuschauen. Das war ihm alles zu skurril.An den Wänden waren überall gerahmte Bilder aufgehängt. Sie zeigten immer wieder ihn, oder zwei weitere junge Männer. Er war tatsächlich um einiges älter.
Beim einen Bild, lachte er über etwas und seine grünen Augen funkelten liebevoll. Manuel fiel auf, dass seine Haare ihm dort bis zu seiner Hüfte gingen. Jetzt waren sie wieder so lang, dass sie bis zu seiner Brust reichten.
Aber immer noch lang.
Diese anderen zwei Männer identifizierte er als Patrick und Daniel. Daniel erkannte er zuerst gar nicht, da ihn jedes Bild mit einer anderen Haarfarbe zeigte.
Auf einem Bild sprang Patrick von einem Felsen ins Wasser. Daniel war auf einem weiteren gut zu sehen. Ganz konzentriert zeichnete er etwas.
Plötzlich vernahm er Musik. Sie tönte auch wieder fremd und kam von einer Tür, am Ende des kurzen Ganges.
Er trat zu der Tür und stiess sie auf.Es bot sich ihm eine sehr friedliche Szene, wenn man bedachte, was vorher noch mit Chiara passiert war.
Daniel sass auf einer weichen Bank und döste vor sich hin und Patricks Kopf befand sich auf seinem Schoss. Er las ein Buch. Ein richtiges Buch, nicht dieser komische Fetzen von vorhin.
Beide trugen ähnliche Kleidung wie Manu. Das war dann vermutlich so eine art Nachthemd. Daniel sah auf, als er zögerlich den Raum betrat. In der Ecke stand ein Tannenbaum. Warum hatten sie einen Baum im Haus?
Er begrüsste ihn mit einem belustigten: „Auch schon wach, du Schlafmütze?"
Da sah Patrick auf und als er ihn erblickte, breitete sich ein liebevolles Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er legte das Buch weg und stand auf, um Manu zu begrüssen. Dabei kam er ihm für seinen Geschmack etwas zu nah. „Patrick, hör auf! Wolltest du mich gerade küssen?"
Patrick musterte ihn verwirrt. „Was ist los, mei..." Dann erhellte sich sein Gesicht. „Es ist doch jedes Jahr das selbe mit dir. Ach, Manuel."
Er zog ihn zur weichen Bank und setzte ihn neben Daniel. „Was weisst du noch?"
DU LIEST GERADE
Seelen des Schnees / Adventskalender 2018
FanficIn Manuels Dorf gibt es eine Legende. Alle zehn Jahre wird in der Woche vor Weihnachten ein ungezogener Junge von einer Hexe, die auf dem Berg lebt, entführt. Die Jungen werden nie wieder Gesehen. Das ganze Dorf lebt in Angst und Schrecken. Einzig u...