Ausgangssperre

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Das Dorf ungesehen zu verlassen erwies sich als schwieriger als erwartet. Ihm fiel auf, dass überall Wachen patrouillierten. Scheinbar wollten die Erwachsenen sichergehen, dass niemand ins Dorf kam.
Oder aus dem Dorf raus.
Alle hatten nach Sonnenuntergang striktes Ausgehverbot.

Das Dorf bei Morgendämmerung zu sehen war noch einmal ein ganz anderes Erlebnis. Manuel huschte durch die Gassen. Schlich von Haus zu Haus. Er kam sich vor wie ein Dieb. Man hörte nur das knirschen seiner Schritte im Schnee. Er war ein Schatten. Niemand konnte ihn sehen.

Er wollte einfach so schnell wie möglich zum Wald gelangen, denn je länger er im Dorf blieb, desto mehr bereute er seine Entscheidung.
Die eine Hälfte durchquerte er ohne Probleme schwierig wurde es erst, als er zur Marktstrasse kam.
Das Dorf war so aufgebaut, dass sich eine Strasse von Westen nach Osten da durchzog und in der Mitte dann ein Marktplatz war. Das Haus von Manus Familie lag ganz im Süden. Der Wald und der Berg im Norden. Deshalb musste er die Marktstrasse überqueren. Und die wurde sehr gut bewacht und war auch gut beleuchtet. Er musste den richtigen Moment finden.

Manuel versteckte sich hinter einem Bierfass in einer Gasse und spähte auf die Strasse. Schritte näherten sich ihm.
Ein Mann ging an seinem Versteck vorbei. Ohne Manu zu bemerken. Manu atmete erleichtert aus. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
Er wagte sich kurz aus seinem Versteck heraus um um die Ecke zu spähen.
Er brauchte nur die feuerroten Haare zu sehen. Schon wusste er, wer es war. Manu hatte Glück. Silas Vater war fast taub. Er musste also nur im richtigen Augenblick über die Strasse springen und sich keine Gedanken darüber machen, dass man ihn gehört hätte.

Er kauerte sich wieder hinter das Bierfass und wartete auf die Schritte. Die Schritte welche nun immer näher kamen und sich dann schnell entfernten.
Diese Gelegenheit nutzte Manu um hinter dem Fass hervorzukommen und über die Strasse zu sprinten.
Er rannte solange, bis er fast am Waldrand ankam und sowieso keine Puste mehr hatte. Manuel war kein guter Sprinter.
Dort schlug er sich sofort ins Dickicht. Weg! Einfache nur weg von hier!
Mittlerweile war auch die Sonne schon aufgegangen und Manu hatte keine Probleme damit. Es bedeutete führ ihn nur Gutes. Denn alleine im Wald. Im Dunklen? Das war gruselig! Die Äste der Bäume bildeten Monster und die Geräusche machten einem Angst.
Auch am Tag konnten Wälder gruselig sein doch das war nichts im Vergleich mit der Nacht. Da machte einem einfach alles Angst.
Manuel lief durch den Wald und beobachtete die Tiere. Je tiefer man in den Wald kam, desto zahmer wurden die Tiere. Sie hatten keine Erfahrungen mit Menschen und waren deshalb auch eher neugierig und weniger scheu.

Ein kleines Rehkitz folgte Manu quer durch den Wald. Immer wieder berührte es mit seiner Nase den Beutel mit dem Proviant und hüpfte fröhlich durch die Gegend.
Dann kam er zum Bach und seine Stimmung sank.
Er konnte dieses nervige Stück Wasser nie überqueren ohne nicht nass zu werden. Entweder waren die Steine zu klein oder zu rutschig um darauf stehen zu können, aber Manuel musste da trocken rüber.
Zeit sich etwas einfallen zu lassen.

Seelen des Schnees / Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt