Lauft!

27 4 0
                                    




„Manu, hier hinten."
Daniel rief nach ihm. Manu blickte nach hinten und sah die zwei ein paar Meter weiter hinten stehen. Sie lachten freudig und winkten ihm zu.
Er lächelte matt. Chiaras Tod nahm ihn noch immer mit. „Hallo, wie weit muss ich noch laufen?"
„Nicht mehr weit. Schau, wir stehen genau vor der Grenze"
Manu konzentrierte sich auf den Punkt, an dem Patrick stand, aber er erkannte bei gutem Willen einfach gar nichts. Für ihn war da bloss Luft.

Um es ihm zu zeigen, hob Patrick die Hand und schlug in die Luft. Was sonst eher peinlich wirkte, wurde nun durch einen Lichtblitz und Patricks Schrei um einiges imposanter.
„Du Dummkopf, warum hast du auch mit aller Kraft geschlagen? Hättest du es nicht einfach auch berühren können? Du musst nicht immer mit dem Kopf durch die Wand Paddy. Du blutest ja. Dämlicher, süsser Idiot."

Lustig war es schon zu hören, wie Patrick gerade von Daniel gescholten wurde. Er hatte mit voller Kraft gegen die Grenze geschlagen und sich dabei etwas verletzt. Daniel fand das vermutlich auch sehr lustig. Nur nicht gerade in diesem Moment.
Patrick wurde unter seinen Worten immer kleiner, doch er zwinkerte Manu schelmisch zu. Es hatte ihm abseits der Schmerzen doch gefallen. Er war ein Idiot.
Aber wirklich süss.

Manuel lachte auf. Er hatte gerade einen Geist als süss bezeichnet. Sachen gab's.
Er schleppte den Körper zu ihnen und legte ihn neben Patrick ab.
Manuel bedeutete Patrick, noch einen Moment zu warten. Er wollte zuerst Daniel noch fragen, ob unter diesen Ringen einer der Richtig war.
Er zeigte sie ihm und Daniel betrachtete beide. Dann umarmte er ihn und legte die Ringe übereinander. Sie passten perfekt ineinander. Beide gehörten ihm.

Wunderbar, er hatte keinen Fehler gemacht.
Auch als er den Ring über seinen Finger streifte, konnte Manu ihn als Mensch sehen.
Als Jungen. Sogar noch jünger als er.
Danach wandte er sich wieder Patrick zu.
Dieser war ganz konzentriert. Er berührte mit der einen Hand die Brust seines wahren Körpers und mit der anderen umschloss er die Flöte.

Blaues Licht umhüllte ihn. Es erhellte die Nacht und Manuel musste seinen Blick abwenden. Er klammerte sich an Daniel um nicht umzufallen.
Und dann standen sie plötzlich in der Dunkelheit.
Auf einmal schlug der Patrick im Schnee die Augen auf. Er stöhnte auf und versuchte sich aufzurichten, doch Daniel musste ihm aufhelfen.

Als er dann stand, nickte er Manu zu und schritt über die Grenze zu Daniels Körper.
„Menschen können diese Grenze überqueren. Ja. Paddy ist jetzt wieder ein Mensch."
Daniel konnte seinen Blick nicht von dem Körper abwenden, der von Patrick jetzt einfach so getragen wurde, als würde er nichts wiegen.

Kann ja nicht jeder so stark sein, dachte Manuel eingeschnappt. Angeber.
Patrick legte ihn vorsichtig vor Daniel ab. „Jetzt bist du auch an der Reihe."

Daniel lächelte ihn an und nickte.
Die beiden waren Manu etwas zu ernst. Aber er konnte es sicher einfach nicht nachvollziehen. Er war schliesslich nie ein Geist gewesen und Chiara hatte ihn nicht von seiner Familie getrennt. Er war nicht in ihrer Position und so konnte er sich nur für Daniel freuen, als auch dieser seinen echten Körper zurückerlangte.

Manu stand ein paar Minuten nur da, und betrachtete die Jungen, wie sie sich in die Arme fielen und ihre Freude hinausschrieen. Sie weinten. Freude war schon etwas schönes.
Er liess sich dann doch auch noch anstecken. Sie machten es ihm echt schwierig.
Patrick küsste ihn auf den Mund und strubbelte ihm dann durch die Haare, als er Manus geschocktes Gesicht sah. Er wiederholte diese Geste dann auch noch bei Daniel und rannte danach lachend davon, Daniel wütend hinterher. Manuel folgte ihnen mit einem sicheren Abstand.
Er konnte dabei zusehen, wie Patrick gerade unter Daniel lag und mit Schnee eingerieben wurde.
Es artete irgendwie zu einer wilden Schneeballschlacht aus, die sich gewaschen hatte. Patrick zielte überraschend gut. Leider war nicht nur Daniel sein Ziel.
Manuel wusste nun, dass Schneebälle im Gesicht keine angenehme Erfahrung waren.

Plötzlich unterbrach Patrick ihre Balgerei und sah zu der Hütte hinauf. Sie hatten sich schon recht von ihr entfernt, doch etwas war da oben, was seine Aufmerksamkeit geregt hatte. „Manu, was hast du mit Chiara gemacht?"
Manuel schluckte schwer. „Ich habe sie umgebracht. Bitte glaub mir. Es war ein Versehen", flehte er ihn verzweifelt an.
Patricks Antwort war nicht das, was er sich erhofft hatte. Er tönte sehr ernst. „Chiara ist nicht tot. Sonst wäre sie schon tausendmal wegen uns gestorben. Aber ihre Magiequelle kann zerstört werden. Sie trägt eine Kette bei sich. Wenn man die zerstört, lösen sich ihre Zauberkräfte in Luft auf und sie wird zu einem normalen Menschen. Doch jetzt ist sie sauer. Wir sollten lieber unsere Beine in die Hand nehmen. Lauft!" Mit diesen Worten packte er Manu und zog ihn mit sich in Richtung der Höhle.

Sie rannten so schnell sie konnten. Als Manu sich einmal umsah, konnte er einen Schatten hinter sich sehen. Dieser kam rasend schnell näher.
Doch sie erreichten die Höhle noch vor ihm.
Keuchend rannten sie in die Höhle. Patrick und Daniel packten die Beutel, die sie sich für ihre Abreise gepackt hatten und stürmten weiter in die Höhle hinein zum Zeitportal.
Manuel rannte hinterher, doch langsam ging ihm die Luft aus.

Eine Hand packte ihn und riss ihn herum. Schreiend starrte er in Chiaras wahnsinnige Augen. „Dachtest du ernsthaft, du könntest mir entkommen?"
„Nein, aber wir."
Patrick schnellte hinter ihm hervor und fasste Chiara an den Hals.
Manuel konnte sehen, wie sich seine Hand um eine Kette schloss und diese abriss.
Chiara kreischte auf und wollte ihn in die Finger bekommen, doch Manuel war im Weg. Mit ihren scharfen Fingernägeln grub sie sich in sein Gesicht. Er trat nach ihr und erwischte sie am Bein. Ein Knacken ertönte und Chiara fiel auf den Boden. Sie versuchte sich aufzurappeln, doch ihre Beine konnten das Gewicht nicht halten und so fiel sie immer wieder auf den Boden zurück.

Manu starrte sie an. Er fand das traurig. Das gesamte Leben einfach so zu verschwenden und sich so manisch auf ein Ziel auszurichten. Das konnte ja auch etwas gutes haben, aber Chiara tat ihm einfach leid.
Er wollte ihr aufhelfen, doch Daniel hielt ihn zurück.
„Sie versteht es nicht. danach macht sie einfach weiter wie zuvor. Patrick hat ihre Magiequelle. Sie kann nun nicht mehr zaubern und muss mit den Konsequenzen ihrer Taten leben."
Dann wandte Manu sich den Jungs zu. Traurig sagte er: „Da heisst es wohl Abschied nehmen."
Es war schade, dass jetzt einfach alles so Knall auf Fall vorbei war.
Schliesslich kannten sie sich erst ungefähr einen Tag und doch, mochte er beide sehr.
Manuel umarmte zuerst Daniel, dann Patrick.
Sie verabschiedeten sich herzhaft von ihm und wünschten ihm viel Glück.
Dann schritt er an Chiara vorbei, die immer noch auf dem Boden lag und kein Wort von sich gab. Sie wimmerte leicht und sah auf ihre Hände. Sie trauerte um ihre Magie.

Manuel drehte sich nochmals um und hörte gerade noch Patricks „Achtung!", bevor etwas ihn an den Füssen packte, er das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf voran auf dem Stein aufschlug.
Beim Aufprall verlor er das Bewusstsein.

__________ \\ ________ // __________

Hi, nochmals.

Tja, scheint als müsste ich das öfter machen als mir lieb ist.
Ich wollte einfach noch sagen, dass ich allen Frohe Weihnachten und schöne Festtage wünsche.
Und, dass morgen noch etwas kommt, da ich ja noch einmal einen Tag habe ausfallen lassen und deshalb sozusagen erst 23 Türchen hier habe. Morgen kommt also noch der "24 Dezember".

Gud Jul och gott nytt år!

Seelen des Schnees / Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt