Leichen

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Die Situation war diese: Chiara lag tot auf dem Boden und er war schuld. Sonst lief alles glatt. Ja, alles super.
Er liess das Ding, was eigentlich ein Kessel war, fallen. Es schepperte laut und er zuckte zusammen. Dieses laute Geräusch passte nicht in diesen Moment und auch nicht in die Stille.
Es sah schrecklich aus.
Chiaras Kopf war komisch verrenkt und die Augen blickten starr ins Leere. Dort, wo er sie getroffen hatte, war eine Wunde und langsam bildete sich eine Blutlache.

Als er sie geschlagen hatte, hatte es auch so komisch geknackt. Das war bestimmt ihr Nacken gewesen.
Er sah auf seine Hände. Sie zitterten und sein Atem ging stockend. Er war vollkommen verspannt.
Manu kam mit dem Gedanken einfach nicht klar, dass er gerade jemanden getötet hatte. Er war schuld für den Tod eines Menschen. Selbst wenn dieser Mensch für das Leid von Hunderten verantwortlich war. „Mord ist doch keine Lösung", hauchte er, „Was habe ich getan?"

Manuel sank auf den Boden und raufte sich durch die Haare. Er musste eine Lösung finden. Aber sein Geist wie leergefegt. Er sah nur Chiara vor sich. Selbst wenn er die Augen schloss und den Blick von ihr abwandte. Ihr geschockter Blickt als er sie mit dem Metallkessel traf. War nun eine Mordwaffe. Schlussfolgerung: Nicht gut. In Kesseln bereitete man Suppen zu und tat etwas gegen den Hunger. Er könnte kotzten!

Manuel wusste nicht, wie lange er auf dem Boden sitzen blieb. Es war lange. Keine Stunden, aber davon musste er sich erholen. Manuel war jetzt nie zart besaitet gewesen. Bei Blut hörte es aber auf. Jedes Mal, wenn er sich früher verletzt hatte, fiel er fast ihn Ohnmacht. Blut gehörte zu den Dingen, die er absolut grauenhaft fand.
Abartig! Grauenvoll!

Als er Chiara halbwegs aus seinen Gedanken verbannen konnte, erhob er sich vorsichtig. Manu zitterte am ganzen Körper. Er fühlte sich schmutzig.

Jetzt musste er tun, weshalb er überhaupt hier war.
Er holte den Ring aus der Manteltasche und drehte ihn in seinen Fingern herum. Es war ein schlichter grauer Ring aus irgendeinem Metall. Aber er hatte keine Ahnung, zu wem er gehörte. Passte der zu Daniel? Er war sich nicht sicher. Trugen Jungs Ringe?
Manu blickte sich nochmals in der Hütte um. In einem Regal waren kleine Urnen, die komisch beschriftet waren.

Eine wunderschöne Schrift hatte Chiara da, aber sie hatte eine furchtbare Rechtschreibung.
Auf einer stand „Werdgegenstände". Nach dieser griff er und öffnete sie.
Ein schrecklich muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Er kreischte auf und liess die Urne fallen. Sie zersprang und der Inhalt verteilte sich über dem Boden.

Sie enthielt hauptsächlich Zähne. Tierzähne! Chiara war also definitiv nicht richtig im Kopf. Oder diese Zähne gehörten zu irgendeinem ihrer schrecklichen Experimente.
Er nahm sich vor, nichts mehr anzufassen. Da kam doch nur Mist bei raus!
Da hatte er doch glatt einen Vorsatz fürs neue Jahr: Finger weg von Hexeneigentum!
Sein Blick wurde dann auf ein glänzendes Etwas unter dem Tisch gezogen.
Er hob es auf.
Noch ein Ring. Auch metallen. Grossartig! Sehr hilfreich.

Hilfe!

Gab es noch andere Ringe, die hier versteckt waren? Da suchte er doch Jahre!
Aber er beschloss, trotzdem jetzt die Hütte zu verlassen.
Daniel hätte ihm doch auch einen verdammten Tipp geben können!

Er beeilte sich sehr, aus der Hütte rauszukommen. Dann ums Klappergestell herum und dort standen sie dann.
Manuel sah die zwei Körper und übergab sich in den Schnee.

Chiaras Leiche war ja schon ein schrecklicher Anblick.
Das jetzt war schlimmer.
Zwei Leichen, nebeneinander aufgereiht, ganz blau angelaufen und überzogen mit Eis.
Er fand keine Worte dafür. Das war ein Verbrechen gegen die Menschheit.

Er wischte sich den Mund am Mantel ab und wendete sich wieder den Leichen zu.
Es war hart, sich nicht nochmal zu übergeben. Sein Magen spielte verrückt.
Die erste Leiche war Patrick. Klarer Fall. Klein und braune Haare. Er sah noch genau so aus, wie in der Erinnerung. Manuel packte den Körper und schleifte ihn nach vorne.

Seelen des Schnees / Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt