21. Enttäuschung

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Harry hatten noch nie so gut geschlafen. Als er aufwachte, war er voller Energie und stand gut gelaunt auf. Er musste die ganze Zeit an gestern Abend denken. Draco hatte den Kuss erwidert und sie waren beide bei vollständigen Bewusstsein gewesen. Alles schien perfekt in diesem Augenblick und er konnte nicht anders als sich Hoffnungen zu machen. Aber wofür eigentlich? Er wusste immer noch nicht, was er genau von Draco wollte. Harry verbrachte zwar gerne Zeit mit ihm und Draco zu küssen hatte ihm auch gefallen, aber war er wirklich in ihn verliebt? Er wusste es nicht. Eins stand aber fest. Harry musste mit ihm darüber sprechen, am besten noch heute.
"Morgen Ron" sagte Harry als er sah, dass Ron dabei war aufzustehen.
"Morgen" nuschelte er noch leicht verschlafen.
"Wann bist du gestern zurück gekommen? Ich hab dich garnicht mehr gesehen."
"Draco und ich haben noch eine runde Quidditch gespielt" log Harry und wurde rot.
Ron schien dies jedoch nicht zu bemerken.
"Wo sind Seamus und Dean?"
"Die sind schon beim Frühstück. Wollen wir auch gleich gehen?"
"Ja, ich wecke nur kurz Neville."

Bei der großen Halle angekommen, sah Harry schon Hermine, die ihnen freudig zuwinkte. Sie begrüßte die beiden und setze sich neben Ron.
"Ehm Hermine, kannst du mir später nochmal in Kräuterkunde helfen?"
Harry wollte sie eigentlich nur um einen Rat wegen Draco bitten, aber das konnte er vor seinen Freunden natürlich nicht zugeben.
Eigentlich hatte Harry Ron immer um Rat gebeten, doch da es sich um einen Jungen handelte war Hermine wohl die bessere Ansprechpartnerin. Außerdem könnte Harry Ron auch nicht erzählen, dass er glaubte in Draco Malfoy verliebt zu sein.
"Klar, wollen wir nach dem Frühstück in die Bibliothek?" Hermine schien verstanden zu haben worum es ging und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

"Okay Harry worum geht es wirklich? fragte Hermine als sich die beiden nach dem Frühstück in der Bibliothek trafen.
"Wie hast du gemerkt, dass du in Ron verliebt bist?"
"Warum willst du das wissen" fragte sie überrascht.
"Ich hab Draco gestern wieder geküsst. Ich bin total verwirrt und du bist die einzige mit der ich darüber sprechen kann."
"Also ich musste immer an Ron denken und hab ihn vermisst, wenn er nicht bei mir war. Ich bin auch furchtbar eifersüchtig geworden, wenn er mit anderen Mädchen geredet hatte" antwortete Hermine nachdenklich.
Harry dachte auch ständig an Draco und wollte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Als er merkte, was das bedeutete musste er schlucken.
"Mag er dich auch Harry?"
"Ich glaub nicht. Ich weiß nichtmal, ob er überhaupt an Jungs Interesse hat" antworte Harry unsicher. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Draco ihn auf diese Weise mögen könnte.
"Man Harry ihr habt euch jetzt schon zwei mal geküsst, wenn er nicht auf Jungs stehen würde, hätte er das sicherlich nicht mitgemacht."
"Vielleicht hat er mich ja nur aus Mitleid geküsst oder weil er denkt er ist mir was schuldig, weil ich vor Gericht für ihn ausgesagt habe."
"Seit wann macht Malfoy denn was aus Mitleid? Außerdem hat er auch dein Leben gerettet, darum müsstet ihr eigentlich quitt sein."
"Aber-"
"Kein aber Harry. Wenn wir eins aus dem Krieg gelernt haben ist es, dass man nicht immer eine zweite Chance bekommt. Sag es ihm lieber sofort bevor es zu spät ist."

Nachdem Harry mit Hermine gesprochen hatte, war er nur in seinem Entschluss mit Draco zu reden bestärkt gewesen. Er war gerade mit Hermine im Gemeinschaftsraum angekommen, als Seamus und Dean aufgeregt auf sie zukamen.
"Habt ihr schon den Tagespropheten gelesen?" fragte Seamus in die Runde.
Harry schüttelte den Kopf und schaute Seamus erwartungsvoll an.
"Lucius Malfoy ist aus Askaban geflohen"
"Was?" fragte Harry ungläubig.
"Wie hat er das alleine geschafft, ohne die Hilfe von ihr wisst schon wem?" flüsterte Neville.
"Keine Ahnung. Harry du kannst ja mal Malfoy fragen ihr hängt doch in letzter Zeit immer öfters miteinander rum."
"Woher sollte er das bitte wissen?" fragte Harry mit scharfen Unterton.
"Er ist ein Todesser. Vielleicht hat dein neuer Freund sogar dabei geholfen."
"Du kennst Draco doch garnicht richtig. Hör auf ihn zu verurteilen."
"Ich meine es ernst. Er ist immerhin sein Vater. Malfoy muss doch etwas davon gewusst haben. Kannst du ihn nicht fragen?"
"Wie stellst du dir das vor? Hey, Draco meine Freunde verdächtigen dich bei der Flucht von deinem Vater geholfen zu haben, stimmt das?"
"Du kannst ihn ja unauffällig darauf ansprechen."
"Nein, das mache ich nicht. Wir sind befreundet und ich verdächtige meine Freunde nicht. Frag ihn doch selbst, wenn es dich so interessiert."

Harry hatte keine Lust sich wieder mit seinen Freunden wegen Draco zu streiten und ging alleine zurück in den Schlafsaal.
Er musste mit Draco reden am besten so früh wie möglich. Eigentlich wollte er mit ihm über ihre Beziehung und den Kuss zu sprechen, doch jetzt schien dafür kein guter Zeitpunkt zu sein. Sie hatten morgen zusammen Unterricht, aber er konnte ja kaum mitten im Unterricht zu ihn kommen und fragen wie es ihm ginge, nachdem er erfahren hatte, dass sein Vater frei ist. Aber wann sollte er sonst mit ihm reden?
Beim Frühstück war er nicht gewesen und Harry konnte sich vorstellen, dass er zum Abendessen auch nicht erscheinen würde. Immerhin war sein Vater gerade aus dem best bewachtesten Gefängnis der Zaubererwelt geflohen.
Harry kramte in seinem Nachtisch und nahm die Karte der Rumtreiber heraus. Wie erwartet befand Draco sich im Slytherin Kerker. Er überlegte nicht lange und warf sich seinen Tarnumhang über. Er verließ den Gryffindor Turm und ging die Wendeltreppe herunter. Zu seinem Glück sah er dort Theodore Nott, der wohl auch zum Slytherin Kerker wollte. So konnte Harry sich das warten vor dem Porträt sparen bis ein Schüler kommen würde. Er folgte Theodore leise und betrat mit ihm den Slytherin Gemeinschaftsraum. Der Raum hatte sich nicht verändert seit er zuletzt mit Ron hier gewesen war. Es brannte ein Feuer im Kamin und mehrere Slytherin Schüler saßen auf den Sofas und unterhielten sich.

Plötzlich kamen Harry Zweifel, was war wenn Draco garnicht mit ihm sprechen wollte und er Harrys auftauchen als aufdringlich empfand?
Er überlegte schon umzukehren, als er Draco sah der neben Pansy auf den Sofa saß. Harry spürte ein stechen in der Brust, welches sich wie Eifersucht anfühlte. Aber worauf sollte er eifersüchtig sein? Draco schien Pansy zwar zu mögen, aber wenn er in sie verliebt wäre, hätte er Harry nicht geküsst oder?
Er stand einige Minuten im Raum und überlegte was er tun sollte, bis er sah wie Draco aufstand und zu seinem Schlafsaal ging. Harry folgte ihm und klopfte leise an seiner Tür.
"Herein" rief Draco genervt.
Harry öffnete schnell die Tür und betrat Dracos Zimmer.
Sein Zimmer erinnerte Harry an seinen Schlafsaal mit dem einzigen Unterschied, dass die Gardinen grün waren und das Zimmer nur für eine Person ausgelegt war.
Draco blickte verwirrt um sich, da die Tür geöffnet wurde, doch keiner zu sehen war.
Harry legte den Umhang ab und gab sich zu erkennen.
"Was machst du hier?" fragte Draco überrascht.
"Ich hab den Tagespropheten gelesen u-"
"Lass mich raten du willst mich auch fragen, ob ich es gewusst habe?"
"Nein und es ist mir eigentlich auch egal."
"Dir ist es egal, ob ich bei der Flucht eines Todessern geholfen habe?" fragte Draco spöttisch. "Du wirst bestimmt ein toller Auror."
"Ich glaube nicht, dass du es wusstest und selbst wenn er ist dein Vater und wäre hingerichtet geworden. Ich hätte das gleiche für Sirius getan."
Um genau zu sein hatte er auch das gleiche getan, als er ihm bei seiner Flucht im dritten Jahr geholfen hatte.
"Ich wollte wirklich nur wissen wie es dir geht, aber ich gehe wieder wenn du willst."
"Warte. Ich wusste wirklich nichts davon."
"Weißt du wo er ist?"
"Nein und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen."
"Vertraust du mir nicht?" fragte Harry verletzt.
"Dir schon, aber dem Ministerium nicht. Die setzen jeden unter Veritaserum.
Ich wundere mich, dass sie noch nicht da sind um mich zu befragen."
"Soll ich mit dem Minister reden? Vielleicht lassen Sie dich dann inruhe?"
"Auf Potter Sonderbehandlungen kann ich verzichten."
"Ich wollte dir nur helfen."
"Ich brauche keine Hilfe!" rief Draco wütend.
"Was ist dein Problem?"
"Du solltest jetzt gehen."
"Ich verstehe dich nicht. Warum stößt du mich immer von dir weg?"
"Ich bin für dich doch nur jemanden an dem du deinen Helferkomplex ausleben kannst. Gib es ruhig zu. Du kannst mich auch nicht ausstehen. Du hast nur Mitleid mit mir."
"Das stimmt doch garnicht Draco."
"Ach nein? Was bin ich sonst für dich."
Darauf fand Harry so schnell keine Antwort. Er wusste selbst nicht genau was Draco für ihn war.
"Ich mag dich" sagte er nach langen schweigen.
"Nein tust du nicht. Du magst die Vorstellung, dem armen Todesser Draco Malfoy zu helfen."
"Halt die Klappe Draco, du verstehst nicht was ich meine"
"Doch ich ver-"
Harry küsste ihn uns brachte ihn so zum schweigen.
"Verstehst du? Ich mag dich wirklich" sagte er und wurde rot.
"Du solltest jetzt gehen Potter" sagte Draco kalt.
"Jetzt ist es wieder Potter?" fragte Harry und Wut loderte in ihm auf.
Warum machte Draco das? Warum stieß er ihn wieder von sich weg, obwohl die beiden sich gestern noch so nah gewesen waren?
"Geh jetzt."
Harry war kurz unfähig sich zu bewegen, warf sich dann aber den Umhang wieder über und verließ den Slytherin Kerker. Das hatte weh getan. Warum hatte er ihm auch in dem ungünstigsten Moment gesagt haben, dass er ihn mochte.
Verdammt, das war überhaupt nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte.

Second Chance | DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt