17. Entschuldigung und Misstrauen

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Harry betrat dicht gefolgt von Draco die große Halle. Der Geruch von Kürbispasteten lag in der Luft und Harry lief das Wasser im Mund zusammen. Das Frühstück lag viel zu lang zurück und Harry hatte mittlerweile riesigen Hunger benommen.
Der Speisesaal war bereits gut gefüllt mit Schülern und den Lehrer, obwohl sie zu früh da waren. Harry war wohl nicht der einzige dessen Bauch knurrte. Er ließ seinen Blick durch die Halle wandern und stoppte am Ravenclaw Tisch.
Luna lächelte und winkte ihm freudig zu. Harry hatte in den letzten Wochen selten mit Luna gesprochen und beschloss dies zu ändern.
Als Draco gerade zum Slytherin Tisch gehen wollte, hielt Harry ihn am Ärmel fest.
"Du hast versprochen, dass du dich bei Hermine entschuldigst!"
"Muss das wirklich jetzt sein?"
"Ja"

Harry war schon immer stur gewesen und jetzt musste er erst recht seinen Willen durchzusetzen.
Mittlerweile war Draco ihm wirklich wichtig geworden und er wollte, dass seine Freunde ihn auch mochten oder immerhin akzeptierten. Auch wenn er wusste, dass das eine Herausforderung sein würde. Der erste Schritt dafür war es, dass Draco sich entschuldigte. Egal wie ungern er das tat.
Am Eingang sah er plötzlich Hermine, die gemeinsam mit Ginny die große Halle betrat.
Harry ging auf die beiden zu und zog Draco an seinen Ärmel mit sich.
"Alles in Ordung?" fragte Hermine als sie sah, dass auch Draco in ihre Richtung kam.
Harry schaute Draco erwartungsvoll an, der verlegen auf den Boden sah.
"Ich wollte mich entschuldigen" fing er an und fummelte nervös an seinen Umhang herum. Beinahe tat er Harry ein wenig leid.
"Dafü, dass ich dich Schlammblut genannt habe und für alles andere was ich gemacht habe auch" fügte er hinzu und sah Hermine in die Augen.
"Danke für deine Entschuldigung" sagte sie, als sie den Moment der Überraschung überwunden hatte. Draco hielt ist die Hand hin und Hermine nahm sie.

Seit Harry ihr erzählt hatte, dass er Draco mochte gab sie sich große Mühe ihm ihren besten Freund zuliebe zu verzeihen.
"Wirklich Hermine? Du auch noch? Schlimm genug, dass Harry den Todesser reingefallene ist. Er ist ein Mörder" zischte Ginny ihre Freundin wütend an.
"Er ist kein Mörder Ginny!" erwiderte Harry gereizt.
"Das hat er dir vielleicht erzählt, aber ich traue ihm nicht. Halt dich von ihm fern Harry. Er tut dir nicht gut!" erwiderte sie und schüttelte den Kopf. Harry wusste nicht was Ginnys Problem war. Normalerweise mischte sie sich nicht in seine Angelegenheiten ein und auch wenn sie Malfoy noch nie gemocht hatte, war sie ihm gegenüber nie so feindselig gewesen.
"Ich glaube, dass kann ich für mich selbst bestimmen" antworte Harry und ging an ihr vorbei zum Gryffindortisch.
"Was sollte das Ginny? Er hat sich doch nur bei mir entschuldigt" hörte er Hermine sagen und dankte ihr innerlich, dass immerhin sie Draco nicht so voreingenommen war.
"Ich dachte du wärst klug genug ihn zu durchschauen. Er hat doch irgendwas vor."
"Was hätte er denn davon uns reinzulegen?"
"Ich hab keine Ahnung was in seinem Kranken Kopf vor sich geht, aber irgendwas stimmt nicht!"

Harry hatte keine Lust sich Ginny und Hermines gestreite anzuhören und setze sich seufzend neben Neville.
"Wieso habt ihr euch gestritten?" fragte Neville und lies seinen Blick zu den beiden Mädchen wandern, die sich noch immer diskutierten.
"Nicht so wichtig" erwiderte Harry und nahm einen großen Schluck Kürbissaft.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich Hermine und Ginny mal mit Malfoy zusammen sehe" sagte Dean und runzelte die Stirn.
"Er hat sich bei Hermine entschuldigt" sagte Harry und bekam das dringende Gefühl Malfoy verteidigen zu müssen
"Er hat was?" fragte Ron, der sich plötzlich in ihr Gespräch einmischte und sah ihn ungläubig an.
"Sich entschuldigt. Du hast doch zugehörte, warum fragst du nochmal nach?"
"Entspann dich Harry, aber warum hat er das gemacht? Glaubst du er steht auf Hermine?"
Nein, das glaubte Harry nun wirklich nicht. Auch mit viel Vorstellungskraft nicht.
"Glaubt du wirklich Malfoy steht auf etwas anderes außer sein Spiegelbild" fragte Seamus und lautes Gelächter brach am Gryffindor Tisch aus.
"Ich halte ihn wohl besser im Auge, aber jetzt kommen wir zu etwas wichtigeren. Bald ist das erste Spiel gegen Slytherin wir müssen an den Pokal denken!"

Harry stocherte desinteressiert in seinem Essen herum.
Er hatte keine Lust auf Rons langen Reden wie wichtig das Spiel sei.
Nachdem er dieses Jahr zum Mannschaftskapitän ernannt wurde, sprach er kaum noch über etwas anderes. Eigentlich war Harry als Kapitän ausgewählt worden, doch er hatte abgelehnt. Er mochte Quidditch zwar, aber nach dem Krieg hatte er seine Begeisterung für den Sport verloren.
Er drehte sich zum Slytherin Tisch um und beobachtete Draco dabei wie er sich Kartoffeln auf den Teller nahm und mit Pansy sprach.
"Harry hörst du mir überhaupt zu?" fragte Ron beleidigt.
"Hör auf in der Gegend rumzustarren und denk an die Quidditch Saison."
"Wir trainieren doch fast jeden Tag. Mein Leben dreht sich nicht nur um Quidditch Ron!" erwiderte Harry etwas harscher als gedacht.
"Worum dreht es sich dann? Du redest ja kaum noch mit mir!" erwiderte Ron wütend und schüttelte den Kopf.
"Das stimmt überhaupt nicht" sagte Harry obwohl Ron recht hatte.
"Doch tut das weißt du genau."
"Du bist doch auch nicht besser. Du redest nur über Quidditch."
"Jedenfalls rede ich überhaupt über irgendetwas."
Die beiden stritten sich so laut, dass viele Schüler ihnen neugierige Blicke zuwarfen.
Harry drehte sich um und guckte in die neugierigen Gesichter.
"Habt ihr nichts besseres zu tun, als uns anzugaffen?" fauchte er die Erstklässler an die ihn und Ron anstarrten. Er stand auf und verließ mit schnellen Schritten die große Halle. Er fühlte sich müde und wollte einfach nur schlafen.
Das Quidditch Training konnte er heute auch schwänzen. Er hatte keine Lust Ron zu sehen und auf Ginny konnte er heute auch verzichten.

Second Chance | DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt