34. Vorwürfe

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Drei Wochen waren mittlerweile vergangen seit Harry den Brief gefunden hatte. Er hatte öfters versucht mit Draco zu sprechen. Er hatte aber immer abgeblockt oder ihn ignoriert. Und mittlerweile fiel auch den anderen Schülern auf, dass etwas zwischen Harry und Draco vorgefallen war. In Zaubertränke saßen beide am Ende des Tisches, um so viel abstand wie möglich voneinander zu haben und wechselten kein Wort miteinander. Doch nicht nur ihre abwesende Art gegenüber einander fiel den anderen auf. Eine gewisse schwarzhaarige Slytherin Schülerin bemerkte, dass Draco sich immer mehr zurück zog und nicht mal mehr Lust auf einen fiesen Spruch hatte. Und langsam hatte Pansy Parkinson genug vom Selbstmitleid ihres besten Freundes.

"Hast du Lust am Wochenende mit nach Hodgesmeade zu kommen?" fragte sie während die zwei in die große Halle zum Abendessen gingen.
Draco schaute sie misstrauisch an, schüttelte dann aber den Kopf.
"Man, Draco! Du hockst nur noch in der Bibliothek und lernst. Willst du nicht auch wieder was mit deinen Freunden machen? Theo hat mir außerdem erzählt, dass du diese Woche nicht beim Quidditch Training warst."
"Und wenn schon. Ist doch egal" antworte Draco gleichgültig , der überhaupt keine Lust hatte dieses Gespräch mit ihr zu führen.
"Vertrag dich bitte endlich mit Potter. Du bist so melancholisch ja nicht auszuhalten!"
Draco warf ihr einen finsteren Blick zu. Es war für ihn eine unausgesprochen Regel Potter nicht zu erwähnen.
"Guck nicht so. Ich mein es ernst, sprich dich mit Potter aus. Ihm scheint es genauso wie dir zu gehen. Siehst du er schaut dich wieder an" sagte Pansy und deutete zum Gryffindortisch, wo Harry saß und Draco beobachtete.

Draco schaute kurz hin, unterbrach den kurzen Blickkontakt aber schnell wieder. Er musste mit Harry abschließen und es half ihm nicht, ihn ständig zu sehen. Nach einer Trennung brauchte man eigentlich abstand, das war aber ziemlich schwer, wenn man die gleiche Schule besuchte und Partner in Zaubertränke war.
"Mir geht es gut. Manche Freundschaft zerbrechen nunmal, das ist völlig normal."
"Wirklich Draco? Freundschaft?" fragte sie und runzelte die Stirn.
"Was soll das jetzt bedeuten?" fuhr Draco sie genervt an.
"Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr nur Freunde wart. Ich bin nicht blöd."
"Ich weiß nicht wovon du sprichst" antworte Draco und setze sich gegenüber von Theodore an den Slytherintisch.
"Draco, du lässt dich auch wieder blicken?"
Draco hatte viel Zeit in den letzen Tagen in der Bibliothek verbracht, weshalb er auch das ein oder andere Essen verpasst hatte.
"Willst du uns vielleicht verraten, warum du es nicht für wichtig genug empfunden hast jemanden Bescheid zu sagen, dass du nicht zum Quidditch Training kommst?"
"Ich hatte besseres zu tun. Mein Abschluss ist mir wichtiger als einem Ball hinterher zu fliegen."
"Was willst du damit sagen? Möchtest du etwa aus der Mannschaft austreten?" fragte Theodore ungläubig.
Draco nickte und nippte an seinem Kürbissaft.
"Das kann doch nicht dein Ernst sein. Wie sollen wir denn so schnell Ersatz finden? Wir haben nur noch wenige Monate, dann ist das Schuljahr vorbei und du willst so kurz vor Ende alles hinschmeißen?" fragte Graham Derrickhard, der immer noch sauer auf Draco war, weil er den Schnatz im letzten Spiel nicht gefangen hatte und lieber einem Gryffindor zurück auf den Besen geholfen hatte.
"Pansy kannst du mir sagen was bei ihm los ist?" fragte Theodore an die schwarzhaarige gerichtet.
"Er hat sich mit Potter gestritten."
Draco trat ihr unter dem Tisch ans Schienenbein und funkelte sie wütend.
"Ist doch wahr. Hör auf dich deinen Freunden gegenüber wie ein Arsch zu benehmen nur, weil du wütend bist."
"Dann vertrag dich mit ihm und komm wieder zum Quidditch Training" erwiderte Theodore und zuckte mit den Schultern, als wäre es das einfachste überhaupt.
Draco stand auf, ihm war der Appetit vergangen und er hatte keine Lust mehr von seinen Freunden gesagt zu bekommen, was er tun sollte.
"Wo gehst du hin?" fragte Pansy als er auf stand.
"Seid ihr jetzt meine Eltern?' fragte er genervt. "Ich hab keinen Hunger mehr."

Er verließ die Halle und ging auf direkten Weg zur Bibliothek. Sein Magen knurrte und er bereute es nicht doch eine Kleinigkeit gegessen zu haben, aber auf die Vorwürfe seiner Freunde konnte er verzichten. Er setze sich in eine ruhige Ecke und nahm sich ein paar Bücher aus den staubigen Regalen. Draco hatte weder Pergament noch eine Feder dabei, doch er hatte keine Lust nochmal zum Slytherin Turm zu gehen und begann damit das Buch Verwandlung für Fortgeschrittene zu lesen. Zum Glück besaß er ein gutes Gedächtnis und würde sich alles schon so merken. Nach einigen Stunden hatte er das erste Buch fertig gelesen und wollte sich schon dem Buch über Arithmantik zuwenden als er merkte, dass er nicht mehr alleine in der Bibliothek war. Er hörte leise schritte und stand auf.
Hoffentlich war es nicht Pansy, die nach ihm suchte. In letzter Zeit war ihm seine beste Freundin nämlich ziemlich auf die Nerven gegangen. Er blickte sich um, konnte aber niemanden entdecken. Draco dachte schon, er hätte sich die Geräusche eingebildet, als er braune bauschige Haare hinter einem Regal sah, die niemand anderen als Hermine Granger gehören konnten. Also nicht Pansy stellte er erleichtert fest und wollte sich wieder setzen als Hermine ihn bemerkte. Er hatte sie in der letzen Woche öfters in der Bibliothek gesehen, aber immer darauf geachtet, dass sie ihn nicht sah. Er wusste nicht ob er sie begrüßen sollte oder ob sie sauer auf ihn war. Darum ging er der Gryffindor Schülerin lieber aus dem Weg.
"Hallo" sagte sie und kam auf ihn zu, die Arme voller Bücher.
"Granger" erwidere er nickend.
"Hast du das Arithmantik Buch? Ich habe es überall in der Bibliothek gesucht."
"Ja, wenn ich fertig bin, kannst du es haben."
"Kann ich mich zu dir setzen?"
"Meinetwegen" antwortete er Schulter zuckend und sie setze sich gegenüber von ihm an den alten Holztisch.
Draco spürte Hermines Blick auf sich und sah fragend von seinem Buch zu ihr hoch.
"Ja?"
"Kann ich dich etwas über Harry fragen? Ich weiß wir sind keine Freude, aber ich würde es gerne verstehen" antworte sie etwas unsicher.

Normalerweise hätte er ihr nun auch gesagt, dass es sie nicht anging, was zwischen ihm und Harry vorgefallen war. Er hätte sie angefaucht, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte und wäre gegangen. Aber er wollte sie nicht verärgern. Draco mochte Hermine mittlerweile, auch wenn er das nie für möglich gehalten hätte und dachte während er mit Harry zusammen war, dass er sich vielleicht sogar mit ihr anfreunden würde. Sie teilte seine Leidenschaft für Bücher und war wie er ehrgeizig, wenn es um die Schule ging.
"Nur zu. Aber ob ich darauf antworte ist etwas anderes " antworte er deshalb und schaute sie erwartungsvoll an.
"Harry hat uns vom Brief erzählt, aber ich glaube, dass das nicht der Grund war warum du dich von ihm getrennt hast. Liege ich richtig?"
"Harry hat es euch erzählt?" fragte er ungläubig. Harry hatte seinen Freunden wirklich von ihre Beziehung erzählt? Wie viele wussten es wohl? Wobei sie laut Pansy nicht so unauffällig waren, wie er gedacht hatte.
"Nur Ron und mir. Nimm es ihm aber nicht übel. Er brauchte jemand zum reden und wir behalten es auch für uns."
Draco hatte sich schon gewundert, warum Weasley ihn in den letzten Wochen so komisch angeguckt hatte, nun ergab das endlich Sinn.
"Ist schon okay. Warum willst du das wissen?"
"Ich mache mir sorgen um Harry und ich will es verstehen. Er mag dich wirklich sehr und leidet. Ich mache mir aber auch sorgen um dich. Pansy hat mir erzählt, dass du aus dem Quidditch Team austreten willst und ich seh dich kaum noch beim Essen."
"Mir geht es gut und es ist eine Sache zwischen Potter und mir" antwortet Draco und wandte sich wieder seinem Buch zu. Er sprach nicht gerne über seine Probleme erst recht nicht, wenn sie Potter beinhalteten und da machte es keinen Unterschied, ob es Pansy oder Granger war.
"Ich weiß ihr seid erwachsen, aber ich möchte nur helfen."
"Du meinst es wahrscheinlich nur gut Granger, aber lass es bitte. Es hätte nie geklappt. Außerdem wär Harry mit der Schwester von Weasley besser dran. Es hatten doch eh alle geglaubt, dass die beiden mal heiraten."
"Er möchte mit dir zusammen sein und nicht mit Ginny, das weißt du auch. Sag mir bitte den wirklichen Grund dafür, dass du Harry meidest?"
"Warum soll ich das ausgerechnet dir sagen?" fragte Draco skeptisch. Die beiden waren keine Freunde und es war überhaupt das erste mal, dass sie alleine miteinander sprachen.
"Weil ich dir helfen kann."
"Hat Harry dir gesagt, dass du mit mir reden sollst?"
"Bei Merlin, Nein. Er ist deiner Meinung, dass ich mich nicht einmischen soll."
"Und warum tust du es trotzdem?" fragte Draco und legte sein Buch wieder beiseite.
"Weil ich will, dass mein bester Freund endlich glücklich wird."
"Mit mir wird er nicht glücklich" erwiderte Draco. Es tat weh dies auszusprechen, aber es war die Wahrheit.
"Das stimmt. Zumindest nicht, wenn du ihn meidest. Aber wegen dir konnte Harry nach dem Krieg endlich nach vorne schauen."
"Er wird drüber hinweg kommen."
"Ich will dich zu nichts überreden, was du nicht willst. Denk aber bitte nochmal drüber nach mit ihm zu sprechen" antwortet Hermine und packte ihre Bücher zusammen. Als sie aufstand winkte sie ihm kurz zum Abschied zu.
"Granger warte kurz " rief Draco ihr noch hinterher.
"Ja?"
"Das Arithmantik Buch" sagte er knapp und hielt es der Gryffindor Schülerin hin.

Second Chance | DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt