Die Lichtung

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Er wendete seinen Blick den Bäumen und der Nacht um uns herum zu und ich hörte ihn leise seufzen, bevor er mir direkt in die Augen schaute. Seine grünen Augen waren von einem traurigen Schleier überzogen. Sein Mund jedoch blieb verschlossen.

Percy streckte vorsichtig seine Hand aus und legte sie sanft auf meine Wange. Sein Daumen strich langsam über diese und verursachte ein leichtes Kribbeln an der Stelle, an der seine Hand lag, während er weiterhin in meine Augen schaute.
Ich spürte, wie das Zittern langsam nachließ und mein Körper von einer angenehmen Wärme durchströmt wurde.

Es schien, als würde er überlegen, abwägen, beinahe mit sich kämpfen. Das konnte ich in seinen Augen sehen, dort, wo die distanzierte Maske nicht hinreichte. In diesen grünen Augen tobte ein Sturm, ein Gewitter, welches ich noch nie in ihnen gesehen habe.
Doch bevor er eine Entscheidung fällen konnte, löste ich mich aus meiner Starre und stieß ihn leicht von mir. Ich konnte das gerade nicht, diese Nähe fühlte sich wie Verrat an, wie Verrat an Niklas und mir selbst.

"Du hast meine Frage noch nicht beantwortet", flüsterte ich in die entstandene Stille hinein. Ich sah ihm in die Augen und wartete, bis er meinen Blick erwiderte. "Ich, ähm..., habe dich aus dem Schloss gehen sehen und bin dir gefolgt", wich er aus und konnte den Blickkontakt jedoch nicht lange aufrecht halten.

"Verdammt Percy, sag' mir doch wenigstens einmal die Wahrheit! Nur einmal will ich deine wahren Beweggründe wissen, du verheimlichst sie ja sonst immer. Ich weiß ganz genau, dass du mir nicht aus dem Schloss gefolgt bist", redete ich leise weiter.
"Und befreie meine Beine bitte aus deinem verdammten Umhang", setzte ich leicht genervt hinzu, nachdem ich dies selbst erfolglos probiert hatte.

"Das ist nicht mein Mantel. Anni, wir müssen hier sofort weg!", antwortete er plötzlich, wie aus einer Starre gelöst. Er griff nach meiner Hand und zog mich hoch. Percy war bereits, dabei sich umzudrehen und loszulaufen, doch ich entriss ihm meine Hand.
"Ich gehe nicht mit, bevor du mir nicht sagst, was das hier alles soll!" Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust.


"Ich erklär es dir später, wir müssen jetzt dringend hier weg!", sagte er nun leicht gehetzt.
"Und wieso?"
"Verdammt, das ist nicht mein Mantel, aber ich habe so eine Ahnung, wem er gehört und aus diesem Grund müssen wir hier weg!" Er schrie mich nun schon halb an. Seine Augen funkelten sauer aber ich entdeckte auch... Angst?

"Achja? Wir sind die Einzigen zwei hier und du warst bestimmt auch diese Person vorhin, die in den Wald geflüchtet ist. Im Moment rennst du ja sowieso vor allem weg und hast so einige Geheimnisse, würde mich also nicht wundern. Aber sagen wir mal, ich glaube dir, wem gehört er denn dann?" Abwartend schaute ich ihn an. Auch ich wurde langsam sauer.

Plötzlich hörte ich ein tiefes Knurren hinter mir und ich drehte mich langsam um. Auf der anderen Seite der Lichtung war ein riesiges Tier aufgetaucht. Es hatte graues Fell und eine lange Schnauze mit gefährlich spitz aussehenden Zähnen. Seine Augen wurden vom Mondlicht beschienen und funkelten aggressiv, jedoch war er viel zu weit weg, als das ich mehr hätte erkennen können. 

Percy stand nun ebenfalls, wie vom Donner gerührt, neben mir und flüsterte: "Ihm, ihm gehört der Mantel..."
Ich sah, dass Percy seinen Zauberstab langsam aus der Tasche hervorzog. "Ich zähle jetzt bis drei, dann rennst du los und egal was passiert, du kommst nicht zurück", flüsterte er weiter, während er sich beschützend vor mich stellte und keine Widerrede meinerseits zuließ.

"Eins..." Er hob seinen Zauberstab vorsichtig hoch und zielte auf das Ungeheuer. "Zwei..."
Weiter kam er jedoch nicht, da in diesem Moment das riesige Biest hervorsprang und Percy mit einem kraftvollen Prankenschwung in den nächsten Busch schlug, bevor dieser reagieren konnte.

You're not alone! (Remus Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt