Das Monster

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Wir versuchten mit aller Macht, die Tür zu öffnen, doch es klappte einfach nicht. Hastig sah ich mich im Raum um, es gab ein Bett, einen Tisch und das Sofa... wovor ein riesiger dunkler Wolf stand, ein Werwolf.
Seine gelben Augen hatten uns fixiert und er kam mit gefletschten Zähnen auf uns zu. Unter seiner Pranke hörte man das Splittern von Holz, als sein Gewicht meinen Zauberstab entzweibrach.

"Was sollen wir jetzt tun?", flüsterte Percy hektisch. Seine Brust bebte unter dem nassen Umhang und von seinem Haar tropfte noch immer Wasser.
"Ich habe keine Ahnung", wimmerte ich.
Mein Körper fühlte sich wie gefesselt an, wie meine schlimmste Furcht, welche ich in diesem Moment durchleben musste.

Der Werwolf kam immer näher, die Ohren angelegt und knurrend. Doch ich erkannte etwas in diesen Augen, ich erkannte jemanden dahinter.
Hinter dieser knurrenden Bestie steckte noch immer der Professor, der vorher vor Angst gezittert hatte.

Percy zog mich an der Taille dichter zu sich, wobei er kurz darauf mit einem kräftigen Satz unter den Tisch sprang und mich mitzog. Nur knapp tauchten wir unter der Pranke des Wolfes hindurch.
Sie knallte krachend in den Boden hinter uns.

Schwer atmend landete ich auf Percys Brust. Wir rappelten uns einigermaßen auf und krochen noch tiefer unter den Tisch, sodass wir mit dem Rücken gegen die Wand stießen.

Für einen Moment war es ganz ruhig im Raum.
Ich schaute neben mich, direkt in die hellen Augen des Blonden. Er flüsterte: "Weißt du was? Vielleicht werden wir hier nicht mehr rauskommen, also werde ich jetzt das hier tun."
Er legte mir leicht seine Hand auf die Wange und küsste mich. Es war nicht wie in den Filmen, der perfekte erste Kuss.
Es war ein unbeholfener und ängstlicher Kuss. Vielleicht mein Erster und gleichzeitig mein Letzter.

Es gab einen lauten Knall und der Tisch wurde über unseren Köpfen weggeschlagen.
Wir zuckten auseinander und starrten dem Wolf direkt in die Augen. Ich wagte es nicht, ihn Biest zu nennen, denn Lupin war kein Biest, bloß seine Hülle war es in diesem Moment.

"Professor, Ihr seid immer noch da drin! Bitte!", versuchte ich auf ihn einzureden.
Der Wolf hielt keinen Moment inne, sondern holte erneut mit seiner Pranke aus.
Wir wichen zur Seite aus, wobei der Schlag genau in unsere Mitte traf.

Ich stellte fest, dass Percys Zauberstab nicht unweit von ihm entfernt lag, er ihn allerdings noch nicht gesehen hatte.
"Percy, hinter dir!" Er drehte sich um und griff nach dem Zauberstab, doch in dem Moment der Ablenkung traf ihn der Wolf direkt am Rücken, was ihn an die nächste Wand schlittern ließ, wo er ächzend liegen blieb.

Der Zauberstab lag nun zu weit entfernt, als das er oder ich ihn in die Hand bekommen könnten.
Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich zwischen Lupin und Percy und versuchte, ihn zu schützen, bis er wieder zu Atem bekommen war.

Der Wolf schaute mich aus den unergründlichen gelben Augen an. "Professor, Sie wollen das doch gar nicht tun!"
Er reagierte wieder nicht und kam immer näher.
"Bitte, Remus, du kannst die Oberhand gewinnen! Kämpfe darum!"

Der Professor reagierte auf seinen Vornamen. Der Werwolf hielt für einen Moment inne, ich entdeckte bereits einen braunen Ring in seiner Iris wieder, der immer größer wurde.
Doch der Wolf schüttelte irritiert den Kopf und im nächsten Moment starrte ich wieder in die goldgelben Augen.

Der Wolf baute sich zu seiner vollen Größe auf und hob die gigantische Pranke in die Luft. Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Armen und schrie mit einem letzten verzweifelten Versuch: "Moony, bitte!"

Es geschah nichts.
Ich wartete, doch es passierte nichts. Vorsichtig senkte ich die Arme, der Wolf hielt in der Bewegung inne. Seine braunen Augen schauten mich lange an, bevor er die Pranke sinken ließ.

You're not alone! (Remus Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt