Er kommt

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Ich saß im Büro des Schulleiters und wartete darauf, dass er mit dem Schreiben seiner Briefe fertig werden würde.
Der Phönix des Direktors saß in seinem offenen Käfig neben dem Schreibtisch.

Nervös wippte ich mit dem Bein auf und ab. Es waren drei Tage vergangen, seitdem ich aus dem Krankenflügel entlassen worden war.
Ich hatte seither kein Wort mehr mit Lupin oder Percy gesprochen, da beide sich in medizinischer Behandlung befanden.

Madam Pomfrey ließ niemanden in die Nähe des Verteidigungslehrers, außer Dumbledore und ein paar wenige Professoren und das St. Mungo verbot, dass ich Percy besuchte.

Kurz nach dem Vorfall hatte ich Niklas grob erzählt, was in der Nacht vorgefallen war.
Ich wurde zuvor gebeten alles, was mit der Werwolfserscheinung Lupins zu tun hatte, auszusparen, sodass das Geheimnis weiterhin gehütet bleiben würde.

Niklas hörte mir aufmerksam zu und stellte auch keine unangenehmen Fragen, was ich sehr begrüßte.
So hatte ich zumindest nicht das Gefühl, dass ich ihn belügen würde.

Schließlich packte der Professor seine Briefe zur Seite, faltete die Hände ineinander und schaute mich dann aufmerksam an.
"Du fragst dich vielleicht, weshalb ich dich hierher gebeten habe. Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden", er machte eine kleine Pause: "Es hat mehrere Gründe, doch der Hauptgrund ist folgender: Du befindest dich in großer Gefahr."
Ernst blickte er durch die Brillengläser und erwartete meine Reaktion. 

"Aber, wie meinen Sie das? Der Vorfall ist vorüber und ich werde mich zum Vollmond in der Schule aufhalten, so haben Sie es mir doch aufgetragen". Verwirrt schaute ich dabei zu, wie Dumbledore sich den Nasenrücken rieb und leicht seufzte.

"Ihr hattet unfassbares Glück und Remus ist ein guter Mensch, der seine Verwandlung in Isolation verbringt, doch es gibt auch andere. Werwölfe, die ihre Verwandlung ausnutzen, um andere zu verletzen. Und mit dem Vorfall habt ihr auf euch aufmerksam gemacht. Du musst wissen, dass Remus einige Feinde hat, auch wenn man es nicht glauben mag. Es gibt da einen Mann, Fenrir Greyback, hast du schon mal von ihm gehört?"
Der Direktor musterte mich aufmerksam und mir viel ein Zeitungsartikel ein, der vor einiger Zeit im Tagespropheten erschienen war. 

Er handelte von eben diesem Greyback, laut des Artikels habe er etwa ein Dutzend Muggel in einem Randgebiet von London umgebracht. Also nickte ich und wartete ab.  

Der Professor schien angespannt zu sein, auch wenn er sein Bestes gab, es zu verbergen.
"Es kann sein, dass Greyback hinter dir her sein wird, aus diesem Grund wirst du die nächsten Ferien in Hogwarts verbringen, wir haben alles bereits mit deinen Eltern abgesprochen. Aber ohne dir Angst machen zu wollen: Hier ist der sicherste Ort für dich, da Greyback nicht an das Schloss herankommen wird.

"Aber was würde er von mir wollen? Ich bin doch bloß eine Schülerin, wie jede andere?", meinte ich zögernd.
Ich war nichts besonderes, wieso sollte er es dann auf mich abgesehen haben? 

Dumbledore wartete lange, bevor er weiter sprach.
"Er war der Wolf, der Remus infiziert hat. Und Remus hat in der Vergangenheit viel gegen Greyback unternommen, weswegen dieser wahrscheinlich Rache nehmen will und da Remus unter meinem Schutz steht, kommt er an ihn nicht heran, also bleibst nur noch du: Die Tochter des letzten Rumtreibers."

Lange lag ich an diesem Abend wach. In meinem Kopf herrschte reines Chaos. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte.
Ich war sauer auf meine Eltern, weil sie mir alles so lange verheimlicht hatten, ich fühlte mich schuldig, weil Percy im Krankenhaus war und ich Niklas nicht alles erzählt hatte und was ich bei der Sache mit Mr. Lupin fühlen sollte, war noch ein größeres Mysterium.

Leise, um die anderen im Zimmer nicht zu wecken, stieg ich aus meinem Bett und stahl mich in den Gemeinschaftsraum, doch der Raum war nicht leer.
An einem Tisch in der Mitte saßen die Professoren Flitwick und McGonagall. Als sie mich an der Treppe entdeckten, lächelten beide matt.

You're not alone! (Remus Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt