Halbmondgläser und Erkenntnisse

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Die Türen zum Krankenflügel schlossen sich. Meine Mutter war seit heute morgen nicht von meiner Seite gewichen, nun hatte Madam Pomfrey sie jedoch gebeten zu gehen, da ich mich erholen musste und dies ging nur durch Ruhe und Schlaf.

Meine Mum war zwar nur widerwillig gegangen, jedoch hatte es die ältere Hexe geschafft, sie davon zu überzeugen, dass ich hier besser aufgehoben wäre, als Zuhause.
Ich war enttäuscht gewesen, dass mein Vater nicht erschienen war, doch meine Mutter wich Fragen in diesen Richtungen gekonnt aus und deswegen unterließ ich diese auch.

"Miss Collins, ich soll Ihnen sagen, dass Professor Dumbledore Sie morgen in seinem Büro erwarten wird", berichtete die ältere Hexe. Ich nickte nur erschöpft, zu mehr war ich im Moment nicht in der Lage.
All der Stress der letzten Tage mit den Jungs und diesem...Biest im Wald hatte mich ziemlich mitgenommen, auch wenn ich dies nicht gerne zugab.
Nachdem Madam Pomfrey mir meine Medikamente gab, zog sie sich in ihr Büro zurück. Ein paar Momente später war ich bereits in einen traumlosen Schlaf gefallen.


Am nächsten Tag brachte Madam Pomfrey mich, nachdem ich mit Mühe meine Sachen angezogen hatte, zum Büro des Schulleiters. Wo dies lag wusste ich nur ungefähr, da ich selbst noch nie dort war. Auf dem Weg herrschte Schweigen, ich war in Gedanken versunken und Madam Pomfrey grüßte mal hier einen Schüler oder mal dort einen Professor.
Und so gingen wir Gang um Gang entlang.

Auf dem Weg betrachtete ich die dutzenden Portraits an der Wand, einige wunderschön gezeichnet, andere haben einen ausgefallenen Charakter und wieder andere zeigten Szenarien, welche mir eine Gänsehaut verpassten.

Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter brachte mich wieder ins hier und jetzt zurück. Ich schaute verdattert zu Madam Pomfrey und folgte dann der Hand auf meiner Schulter bis zu dem Besitzer dieser. Ich stellte fest, dass die Hand von dicken Verbänden umschlungen war.

"Du warst wohl in Gedanken, was?", fragte Professor Lupin leise. "Ähm... ich", hörte ich mich stottern. Madam Pomfrey neben mir hatte sich merklich angespannt, auch wenn ihr Gesicht wieder der normalen professionellen Maske glich.

Ich wendete meinem Blick von ihr ab und schaute wieder zu meinem Professor. Er sah schrecklich aus. Seine braunen Augen waren von tiefen Ringen umgeben. Seine Haare hingen strähnig in sein Gesicht und er wirkte ziemlich krank. "Ist...ist alles in Ordnung Professor?", fragte ich vorsichtig.
Madam Pomfrey schnaubte leise und beinahe wütend.

Auch Lupin hatte dies wohl gehört, doch verzog er keine Miene. Nur seine Augen, welche weiterhin auf mir lagen, durchzuckte Schmerz.
Er seufzte und begann zögernd zu sprechen: "Ich...ich habe mich wohl ein wenig erkältet. Aber viel wichtiger ist doch, wie es dir geht." Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel deutete ein vorsichtiges Lächeln an.

"Es wird von Tag zu Tag besser, ich hoffe, ich kann bald wieder in den Unterricht mit einsteigen", erklärte ich ihm leise. Auch wenn dies bedeutete, dass ich Percy und Niklas begegnen musste. Ich musste unbedingt mit Niklas reden und versuchen, ihm alles zu erklären, sofern dies noch ging.

Erneut wurde mein Gedankengang unterbrochen, diesmal durch ein leises Seufzen. Es kam vom Professor, welcher nun aus dem Fenster neben uns auf die Ländereien hinunterschaute. Seine Augen hatten einen Ausdruck in ihnen, den ich nicht einordnen konnte.
Es sah für mich fast wie Reue aus. Aber warum? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, hatte allerdings auch keine Zeit mehr dazu.

"Professor, es tut mir Leid, aber wir müssen weiter, Professor Dumbledore erwartet Miss Collins und will mit ihr sprechen. Wegen des Vorfalls", meinte Madam Pomfrey barsch, wobei sie die letzten Worte fast hinausspie.

Die ganze Zeit benahm sie sich schon so komisch, seitdem wir dem Professor begegnet sind. Lupin schaute erst sie und dann mich an, bevor er mit hängenden Schultern nickte und seine Hand von meiner Schulter nahm. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er sie dort die ganze Zeit belassen hatte.
Er trat einen Schritt zur Seite und machte uns somit den Korridor frei.

You're not alone! (Remus Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt