Zusammenhalt der Slytherins

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Ich erwachte diesmal relativ früh und zog mich schnell an, um dem normalen Trubel beim Frühstück zu entgehen. Als ich also in der Halle ankam, welche, wie ich vermutet hatte, so gut wie leer war, sah ich am anderen Ende einen Blondschopf fröhlich winken.

Wie kann man am Sonntagmorgen so gute Laune haben, dachte ich amüsiert, während ich mich auf den Weg zu Percy machte. "Guten Morgen, wie geht's deiner Schulter?", wollte er sogleich wissen. Ich musste schmunzeln "Keine Sorge, alles bestens, ähm... darf ich mich zu dir setzen?"

Er nickte strahlend und ich ließ mich neben ihn nieder. Wir wurden von den anderen Schülern in der Halle begafft. Haben die denn noch nie zwei Schüler aus unterschiedlichen Häusern an einem Tisch gesehen?! Ich beachtete sie jedoch nicht weiter und vertiefte mein munteres Gespräch mit Percy, wessen gute Laune auf mich abfärbte.

Bevor jedoch meine Klassenkameraden kamen, beendete ich mein Frühstück und verließ, nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, die Halle. Den restlichen Tag verbrachte ich in meinem Zimmer und räumte meinen Koffer vollständig aus.

Ich griff in die Geheimtasche an der Seite und zog ein paar alte Bilder von meiner Mutter, meinem Vater, meiner Großmutter und mir hervor. Diese bewahrte ich dort seit dem ersten Schuljahr auf, um mich immer mal wieder an alte Zeiten zu erinnern.

Ich betrachtete gerade ein Bild meiner Mutter am Timesquare, als ich durch Zufall auf die Uhr schaute. 14:17, verdammt. So hatte ich also auch das Mittagessen verpasst. Na ganz toll, dachte ich bitter. Also las ich weiter in meinem Buch mit dem Titel: Älteste Zauber der Welt und ihre Geschichte.

Meine Oma hatte mir das Buch zu meiner Einschulung geschenkt, weswegen ich sehr vorsichtig damit umging, aber trotzdem schon oft durchgestöbert hatte. Nachdem ich dann mein Abendessen erledigt hatte, ließ ich mich in mein weiches Bett fallen und schlief, mit den Gedanken an den morgigen Unterricht, ein.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zum Verwandlungsraum. Als ich eintrat, musterte mich Professor McGonagall mit einem, für mich überraschend, interessierten Blick. Dieser verschwand allerdings in Sekundenbruchteilen. Wahrscheinlich habe ich mir das auch nur eingebildet, dachte ich.

"Setzt euch alle, wir fangen an." In der folgenden Doppelstunde behandelten wir viel theoretischen Kram, bevor wir endlich entlassen wurden. Eigentlich mochte ich Verwandlung aber nach zwei Stunden Theorie, reichte es mir dann auch und so begab ich mich zum Verteidigungsraum.

Zwei Stunden neben Percy, darauf konnte ich mich wenigstens ein wenig freuen. Lupin war noch nicht da, weswegen wir alle vor dem Raum warteten. Percy gesellte sich zu mir und wir begannen, ein wenig zu schwatzen.

Mir fiel auf, wie Braden und seine Kumpels die ganze Zeit grinsend auf mich deuteten und dann irgendetwas tuschelten. Als sie meinen Blick bemerkten, fing Braden an zu schreien und ging auf die Knie.

"Hilfe, Hilfe! Da ist ein Mann, wie gruselig, Hilfe!" Mit übertriebenem Schauspiel schien er gerade auf meinen Irrwicht anzuspielen, was auch Percy mitzukriegen schien, da er sich plötzlich vor mich stellte und sich bedrohlich aufbaute. Ich bemerkte, dass er gerade einen Schritt auf Braden zumachen wollte und hielt ihn zurück, indem ich nach seinem Arm griff und ihn zurückzog.

"Percy ist schon okay, beruhige dich." Braden stand inzwischen wieder und ein höhnischen Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. "Wie süß, unser kleiner Slytherin will sie verteidigen." Hinter ihm fingen seine Freunde an, meinen und Percys Namen zu rufen, während sie mit ihren Zauberstäben Herzen in die Luft schickten.

Percy spannte sich neben mir merklich an. Plötzlich stieß ein braunhaariger Slytherin zu uns und stellte sich neben Percy. "Hör mal, Kleiner, mich interessiert es nicht, ob du die Ravenclaw schikanierst, aber wenn du das Wort gegen einen Slytherin richtest, bekommst du es mit uns allen zu tun, verstanden?", sagte er an Braden gewannt.

Der Junge war gut einen Kopf größer als dieser, welcher sich zu seinen Freunden stellte und den Zauberstab bedrohlich auf uns richtete. "Wag es nie-"

"Guten Morgen Klasse, Mr. Dawson, was soll das werden. Reichen ihnen die drei Wochen Nachsitzen nicht?" Während er dies sagte, zuckten Lupins Mundwinkel kaum merklich nach oben. Es schien jedoch niemand außer mir zu bemerken, da alle auf Bradens Reaktion warteten.

"Aber natürlich Professor, drei Wochen reichen", sagte er mit einem zuckersüßen Grinsen an Lupin gewannt. "Sehr gut, dann können wir ja gleich anfangen." Der braunhaarige Junge, der Percy verteidigt hatte, nickte ihm und, zu meiner Überraschung, mir zu, bevor er sich zu seinem Kumpel gesellte.

Die zwei Stunden verliefen relativ unspannend. Da wir immernoch den Irrwicht als Thema behandelten, hielt ich mich auch, noch mehr als sonst, zurück. Am Ende der Stunde konnten die anderen gar nicht schnell genug aus dem Raum kommen. Zu meiner Belustigung stellte ich fest, dass auch Braden dazu gehörte.

Wie mir Percy im Unterricht mitteilte, hieß der Junge, der uns beziehungsweise Percy geschützt hatte, Niklas. Ich ging noch einmal zu dem besagten Braunhaarigen. "Niklas richtig?" Auf sein Nicken hin fuhr ich fort. "Ich wollte mich bedanken bei dir", gab ich schüchternd zu.

"Ach, kein Ding. Immerhin hat der möchtegern Zwerg Percy beleidigt." Mit einem Nicken deutete er auf den Blondschopf, welcher gerade seine Bücher unter den Arm nahm und zu uns stieß. "Wollen wir zum Mittag?", fragte Percy uns.

Bevor ich etwas äußern konnte, hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. "Miss Collins, könnte ich Sie kurz sprechen?" Lupin stand inzwischen nicht mehr am Lehrerpult, sondern etwa einen Meter hinter uns, lässig an einen Tisch gelehnt.

Die beiden Jungs sahen kurz zwischen Lupin und mir hin und her, bevor sie sich, nachdem ich ihnen versichert hatte, dass es in Ordnung sei, auf den Weg in die große Halle machten. Anscheinend waren sie relativ gut befreundet.

Ich wendete mich nun meinem Professor zu, welcher mir deutete, auf dem Stuhl an seinem Tisch platz zu nehmen. Während ich mich auf den Stuhl sinken ließ, setzte er sich gegenüber von mir. "Wie geht es Ihnen nach... der Sache mit dem Irrwicht?", fragte er mich. "Ganz gut", meinte ich nur abweisend.

Er sah mich mit einem ungläubigen Blick an. "Warum fragen Sie?"
"Naja, Sie waren heute so unaufmerksam. Also, mehr als sonst, wenn Sie wissen, was ich meine." Er lächelte dezent, was auch mich zum Schmunzeln brachte, da er recht hatte.

"Wie dem auch sei, ich merke Sie wollen nicht darüber sprechen und das akzeptiere ich auch. Ich wollte Sie aber eigentlich fragen, wie ihre Entscheidung bezüglich der Nachhilfe ausgefallen ist." "Ähm..." Ich zuckte nur entschuldigend die Schultern, da ich mich noch immer nicht dazu durchgerungen hatte, ja zu sagen.

Mir blieb nämlich die ganze Zeit im Hinterkopf, wie Braden und seine Kumpels reagieren würden, wenn sie dies rausfänden. Er schaute mich mit einem verständnisvollen Blick aus seinen zimtbraunen Augen an.

"Mein Angebot bleibt bestehen, falls Sie sich umentscheiden sollten. Jedenfalls war das soweit alles, Sie können gehen." Ich schnappte mir meine Tasche und verließ den Raum, nachdem ich mich verabschiedet hatte. Sicher, ob er mich überhaupt gehört hatte, war ich mir nicht, da er, als ich noch einmal einen Blick über die Schulter geworfen hatte, in seinen Gedanken versunken am Tisch saß.

You're not alone! (Remus Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt