Kapitel 2

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Karls (früher Karlsruhe) war bei weitem nicht mehr so stark bewohnt wie vor der großen Dunkelheit, aber in den letzten Jahrzehnten war die Stadt immer mehr zu einer wichtigen Handelsstadt nördlich der Alpen geworden. Da Treibstoff schwer zu bekommen war, gab es fast nur noch den Hyperloop als Langstrecken-Transportmöglichkeit. Karls war eine der wenigen Knotenpunkte für den Hyperloop. Außerdem war die Stadt bekannt für ihren Unwillen, sich der Allianz anzuschließen. Aus diesem Grund war Karls in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Hochburg der Rebellen geworden. Hier gab es alles was das Herz begehrte, solange man den Preis bezahlen konnte. Leider war Korruption daher auch an der Tagesordnung. Die Leitung der Stadt wechselte immer wieder, eine ordentliche Wahl gab es nicht. Zurzeit regierte der selbsternannte Lord von Karls, der sich dank seiner charmanten Art und genügend finanziellen Mitteln an die Spitze der „Bewerber" setzen konnte, nachdem er sich das Militär eingekauft hatte. Es war sicherlich nicht die beste Methode, aber er war noch einer der angenehmeren Herrscher und die Einwohner waren mehrheitlich zufrieden mit seiner Führung.

Viele Gebäude der äußeren Stadtbezirke waren abgerissen worden und für Reparaturen an anderen Häusern und Neubauten verwendet worden. Akari betrachtete den Stadtrand von Durlach als sie die alte Autobahn überquerten. Sie hatte noch nie so viele und so hohe Häuser gesehen. Sie ritten auf der alten Durlacher Straße, bis sie an den Hyperloop kamen. Akari bekam den Mund fast nicht mehr zu. Owasa lachte, als er ihr Gesicht sah.

„Was ist das für ein Geräusch?", fragte sie interessiert.

Owasa sah sie verwirrt an. „Was für ein Geräusch meinst du?"

„So ein Summen. Jetzt ist es weg."

„Ich habe es nicht gehört. Vielleicht ist das der Hyperloop."

„Was ist ein Hyperloop?"

Owasa zeigte auf die großen Röhren, die ungefähr in 12 Metern Höhe über ihnen schwebten.

„Diese langen Röhren führen bis nach Berlin. Und in den Röhren sind Kapseln, in denen Menschen oder Materialien transportiert werden."

„So wie die U-Bahn von der du mir erzählt hast?"

„So ähnlich. Aber der Hyperloop ist sehr viel schneller."

Akari machte schon den Mund auf, um ihm eine weitere Frage zu stellen, aber Owasa ließ sie gar nicht zu Wort kommen.

„Jetzt frag mich bloß nicht, wie das Ding funktioniert. Das weiß ich auch nicht."

Akari schloss wieder ihren Mund und grinste. Owasa kannte sie einfach zu gut.

Sie ritten langsam weiter und kamen an einer großen Kirche vorbei. Einige Kinder spielten davor. Je weiter in die Stadt sie kamen, desto mehr Leute waren anzutreffen. Sie ritten am Marktplatz vorbei und Akari starrte die sehr heruntergekommene Pyramide an, die mitten auf dem Marktplatz thronte. Owasa bedeutete ihr, sich umzudrehen. Sie sah die Straße hinunter und sah das Schloss, das den Mittelpunkt der Stadt markierte.

„Können wir uns das ansehen?"

„Später vielleicht. Wir müssen weiter. Corin wartet auf uns."

Akari warf noch einen kurzen Blick auf das Schloss, und folgte Nito und Owasa, die nun nach Süden abgebogen waren. Sie bogen mehrmals ab und endeten schließlich mitten in einem Bereich der Stadt, der aussah, als wäre eine moderne Stadt mit einer alten Stadt kollidiert. Die Jahrhundertalten Wohnhäuser aus Stein waren mit modernen Fassaden aufgebessert und nach obenhin ausgebaut worden. Die Höhe der Gebäude ließ Akari fast schwindlig werden, also behielt sie ihren Blick auf der Straße. Sie hielten an einem kleinen Park, durch den viele Leute liefen. Hektik kam auf, als die Stadtbahn angefahren kam. Die letzten Leute rannten noch die Stufen zur Plattform nach oben, um die Bahn noch zu erwischen. Die Bahn hing an zwei Schienen und nachdem Passagiere ein- und ausgestiegen waren schloss sie mit einem Klappern ihre Türen und fuhr wieder davon. Akari stieg staunend vom Pferd, als Nito sie dazu aufforderte. Sie nahm Neapel am Zügel und folgte Nito und Owasa in eines der Gebäude. Die große Eingangstür war offensichtlich umgebaut worden und gehörte nicht von Anfang an zum Bau. Ein paar Meter weiter links entdeckte Akari außerdem noch einen kleineren Eingang. Seit dem Ende der Autos waren Pferde wieder das Hauptverkehrsmittel wenn man unabhängig von einem Ort zum anderen reisen wollte. Um die aber irgendwo unterzustellen wurden viele Häuser umgebaut und nun waren Ställe im Erdgeschoss eine ziemlich übliche Einrichtung. Der Anblick eines solchen Hausstalles war für Akari trotzdem seltsam. Nito verhandelte mit dem Stallburschen und bezahlte dann den vereinbarten Preis. Neapel bekam eine kleine Spritze in seine Schulter. Akari sah Nito verwirrt an.

Akari Amisa - KarlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt