Akari und Manejoso saßen auf der langen Mauer, die die Vorderseite des Schlosses normalerweise vor unerwünschten Besuchern beschützte. Sie war in einem Halbkreis um das Schloss gebaut und verband die beiden Gebäudeflügel. Die Mitte der Mauer war sonst von Soldaten bewacht, aber jetzt stand da niemand. Vor dem Schloss standen mehr Menschen, als Akari in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Auch hinter der Mauer standen noch Leute. Akari sah noch andere Kinder auf der Mauer sitzen. Sie sah ein kleines Mädchen mit dunkler Haut und krausen Haaren. Sie saß auf der Mauer und hielt sich an einem Mann fest, der vermutlich ihr Vater war. Sie trug ein Kleid, das weit länger war als sie selbst. Akari fragte sich, wie man nur etwas so unpraktisches tragen konnte. Das Mädchen musste das Kleid doch die ganze Zeit hochhalten, wenn sie lief. Dann sah sie, wie das Mädchen ihre Beine mit den Händen zurechtrückte und ihr wurde klar, dass das Mädchen überhaupt nicht laufen konnte. Neben dem Vater entdeckte sie einen Stuhl mit großen Rädern.
„Meinst du sie kann auch nicht reiten?"
Manejoso sah sie verwirrt an, als sie sich zu ihm umdrehte. Sie war so auf das Mädchen fixiert gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Manejoso ihr gedanklich überhaupt nicht folgen konnte. Sie zeigte auf das Mädchen.
„Ich glaube sie kann nicht laufen. Denkst du sie kann auch nicht reiten?"
Manejoso hob die Schultern.
„Keine Ahnung. Kannst sie ja fragen."
Akari sah ihn erstaunt an und schüttelte dann mit dem Kopf. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie jetzt tagelang mit Manejoso unterwegs war, aber kaum etwas von ihm wusste.
„Wie heißt dein Pferd?"
„Alea. Und deins?"
„Neapel. Nach einer Tibur Neshke in Italien."
„Hast du einen Spitznamen?", wechselte Akari das Thema. „Manejoso ist ein wenig lang."
„Meine Familie nennt mich manchmal Josi."
Akari starrte ihn an und musste dann laut loslachen. Manejoso sah sie verwirrt an.
„Was ist daran so witzig?"
Akari beruhigte sich und reichte ihm ihre Hand.
„Ich glaube ich habe mich dir noch nicht richtig vorgestellt. Mein richtiger Name ist Josy Lupo."
Er nahm ihre Hand und lächelte sie an.
„Erfreut Sie kennen zu lernen Miss Josy. Mein Name ist Josi Ischoa."
„Hast du keinen anderen Namen?"
Manejoso schüttelte mit dem Kopf.
„Meine Eltern konnten sich lange nicht für einen Namen entscheiden. Mein Großvater wollte mir einen starken Namen geben, der einem zukünftigen Enkel würdig wäre, aber meine Mutter war gegen alle seine Vorschläge. Anscheinend war ich schon als Baby ein sehr fröhliches Kind, deshalb einigten sich meine Eltern auf Manejoso - die Hand der Sonne. Sie verzichteten ganz auf einen anderen Namen. Wie du dir denken kannst, war Tscho mit der Namenswahl nicht zufrieden, aber mein Vater hat sich mutig auf die Seite meiner Mutter gestellt."
„Dein Großvater ist nicht gerade ... nett, oder?"
„Er ist streng. Aber er hat auch die Verantwortung für alle Stämme, da muss man vielleicht streng sein."
Sie sahen wieder einen Moment lang schweigend in die Menge. Dann drehte sich Manejoso zu Akari.
„Wie hast du deinen Namen bekommen?"
„Seit ich mich erinnern kann, hat Liah, meine Adoptivmutter, mich immer Akari gerufen. Sie sagte einmal, dass mich schon als kleines Kind nichts aufhalten konnte. Meine Neugier hat mich zu waghalsigen Manövern getrieben. Ich habe sogar die Narben die das beweisen."
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Akari Amisa - Karls
AdventureAkari ist die junge Adoptivtochter des Häuptlings der Nashua. In einem postapokalyptischen Europa reist sie das erste Mal außerhalb ihres Dorfes und erlebt ein größeres Abenteuer, als sie sich jemals geträumt hätte. // In diese Geschichte habe ich...