Kapitel 9.2

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Am ehemaligen kleinen Bahnhof bogen sie nach rechts ab und wollten Richtung Süden reiten. Da sahen sie aber Allianzsoldaten entgegen kommen. Hawteha reagierte schnell und lotste sie in den Innenhof eines großen Gebäudedreiecks. Sie stiegen von den Pferden ab und Owasa hielt Ausschau nach den Soldaten. Er nahm seinen Bogen und zückte zwei Pfeile. Hawteha versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.

„Ich glaube es gibt keinen Weg raus aus der Stadt. Also bringe ich euch besser wieder zurück zu Corin."

„Wir können hier nicht raus reiten", stellte Owasa fest. „Es werden immer mehr Soldaten. Sie scheinen sich vom Bahnhof aus immer weiter zu verteilen."

„Lasst uns die Pferde in den Stall da vorne bringen und uns dann die Situation von oben ansehen."

Das Haus, das dem Bahnhof am nächsten stand hatte ein begehbares Dach. Vorsichtig liefen sie zum Rand und sahen zum Bahnhof hinunter. Der Kampf der auf dem Platz vor dem Bahnhof tobte, ließ die Kinder erschaudern. Akari wollte ihren Blick von den Toten abwenden, die am Boden lagen, aber sie konnte nicht. Erleichtert stellte sie allerdings fest, dass beinahe genauso viele Soldaten der Allianz am Boden lagen wie Rebellen. Die Geräusche waren so furchtbar und überwältigend, dass Akari sich abwenden musste und sich die Ohren zuhielt. Aber das half nichts. Sie hörte die Schreie und Rufe der Verwundeten und die Schüsse dröhnten in ihren Ohren wie Kanonen. Ihr wurde schlecht und schwindelig. Die anderen drei merkten sehr schnell, dass Akari nicht mit der Situation klarkam. Manejoso sah selbst sehr blass aus, aber er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Akari die Situation so mitnahm. Owasa kannte seine Schwester am besten und wusste, wie er ihr helfen konnte. Er kam zu ihr und redete beruhigend auf sie ein. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, damit sie ihm in die Augen schauen musste.

„Akari, versuche die anderen Stimmen und Geräusche auszublenden. Konzentriere dich auf meine Stimme. Hörst du mich?"

Akari hörte ihren Bruder wie durch eine dicke Wand. Nur verschwommen kamen seine Worte bei ihr an, aber sie verstand, was er ihr sagte. Sie nickte und konzentrierte sich allein auf Owasas Stimme. Die anderen Geräusche wurden leiser.

„Ignoriere die Geräusche. Stell dir vor, jemand hat einen sehr schrägen Sinn für Musik."

Akari musste kurz grinsen und Owasa war froh, dass ihr Humor noch da war.

„Erinnerst du dich an das Geräusch, dass der Hyperloop macht, wenn er ankommt? Als wir das letzte Mal aus Karls weggeritten sind, hast du das Geräusch gehört, erinnerst du dich daran?"

Akari nickte wieder.

„Versuch dich darauf zu konzentrieren. Sag mir Bescheid, wenn du das Geräusch hörst."

„Wir waren aber das letzte Mal viel näher dran."

„Versuche es trotzdem."

Er drehte sich wieder zu Hawteha.

„Mir ist egal was mein Vater gesagt hat. Wir müssen den Nachschub an Soldaten unterbinden. Bist du dabei?"

Hawteha nickte. Sie war überhaupt nicht glücklich über die ganze Situation. Ihre Aufgabe war es die Kinder aus der Stadt zu bringen und nun waren sie mitten im Zentrum des Geschehens. Aber die Situation war zu ernst, um das Geschehen am Bahnhof zu ignorieren.

„Was machen wir mit Akari und Manejoso?"

„Hier sind sie erst einmal sicher. Die Angriffe von oben scheinen aufgehört zu haben."

„Kein Wunder. Sie haben ja auch Soldaten überall."

„Ich habe das Geräusch gehört", rief Akari.

Akari Amisa - KarlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt