Prasselndes Feuer im Mondlicht #27

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Eine unheimliche Stille breite sich aus, niemand wagt etwas zu sagen.

Dann, langsam beginnt jemand unsicher zu klatschen, schnell fallen alle mit ein und Aries verbeugt sich übertrieben.

„Was, wenn es wahr ist?" Flüstert Chysa mir ins Ohr. Ich schüttle lächelnd den Kopf. „Bestimmt nicht. Das ist nur eine Geschichte um uns Angst zu machen." Versichere ich ihr.
„Aber die Geschichte der Öffnung der Tore ist tatsächlich so überliefert worden" Flüstert Kyro.
„Wenn du möchtest, kannst du heute bei mir schlafen, nur im Falle das er auftaucht." Orion grinst Chysa anzüglich an. Diese schnaubt beleidigt und verschränkt die Arme.
„Ich will dich morgen nicht aus der Schockstarre holen, nur weil du dachtest er habe dich im Schlaf beobachtet."
Orion lacht. „Ich habe doch keine Angst."

„Buh." Kyro packt Orion unvermittelt an den Schultern. Orion springt wie von der Tarantel gestochen auf. „Sag mal, bist du verrückt!" Jetzt ist Kyro derjenige, welcher lacht.
„Wie war das mit der Angst?" Frage ich ihn neckend.
Er verdreht die Augen und setzt sich wieder hin. Jedoch nicht ohne Kyro einen wütenden Blick zuzuwerfen, welcher ihn jedoch nur unschuldig anlächelt.

„Liebe Schüler, meine liebe Freundin Casey hat euch etwas zu erzählen." Ray schaut Aries überrascht an, lässt sich von ihm hochziehen und schaut verwirrt in die Runde.
„Scheinbar habe ich etwas zu sagen." Sie stoppt, schaut fragend zu ihren Lehrerkollegen. Diese grinsen sie an und nicken.
Ray seufzt. „Dann bin ich wohl dran." Murmelt sie mehr zu sich selbst als zu uns. Dann hebt sie den Kopf und schaut uns feierlich an

„Wir führen diese Tradition, das Volantur, jedes Jahr mit unseren Erstklässlern durch. Es ist eine Art, an das Ziel zu kommen, wie unsere lang verstorbenen Vorfahren dies getan haben. Ihr werdet jedes Jahr am Ende geprüft, kommt aber in den nächsten zwei Jahren durch ein Portal direkt dorthin. Doch heute, jetzt ist diese Reise auch eine Belohnung. Ihr könnt euch austauschen, die schöne Landschaft genießen und Kontakte knüpfen, die ihr aufgrund des Trainings nicht konntet. Wir befinden uns außerhalb des Himmels, weshalb die sonstigen Regeln nicht gelten. Trotzdem benehmt euch anständig und hört auf uns."
Sie gibt Aries ein Zeichen, welcher daraufhin aufsteht und im Schatten verschwindet. Leise klirrt etwas.

„Diese Reise ist ein Beweis, eine Trophäe, dass ihr euer erstes Jahr hinter euch gebracht habt. Die Qualen haben sich gelohnt, ihr könnt stolz auf euch sein. Nach der Prüfung wird sich einiges ändern, aber eine kleine Änderung darf ich bereits jetzt verkünden."
Sie schaut hinter sich, unsere Blicke folgen ihrem, als Aries aus dem Schatten tritt, eine geöffnete, golden glänzende Flasche in jeder Hand.
„Becher!" Befiehlt er und wir strecken brav den Becher hin, als er die Runde um das Feuer macht.
„Wir sind alle erwachsen." Fährt Ray fort. „Um eine gute und erfolgreiche Ausbildung zu gewährleisten, müssen wir uns mit Respekt behandeln, uns gleichgesinnt sein und niemanden als minderwertig ansehen." Geduldig wartet sie, bis Aries allen eingeschenkt hat, dann erhebt sie denn Becher.

„Ich bin ab jetzt nicht mehr Ray, für euch bin ich Casey." Die anderen Ausbildner stehen ebenfalls auf, strecken ihre Becher zum Himmel und nacheinander nennen sie feierlich ihre Vornamen.
Aries ist der letzte „Ich bin Aries." Sein Blick wandert unweigerlich zu mir.
Ich kann nicht anders als zu lächeln. Wir dürfen unsere Ausbildner duzen!
Das duzen ist eine große Ehre und wird nur guten Freunden oder eng stehenden, gleichaltrigen Menschen angeboten. Insofern man erwachsen ist. Denn Kinder sprechen sich gegenseitig natürlich mit du an.

„Auf eine gute Zukunft!" Ruft Ray - nein, Casey und wir wiederholen ihre Worte, recken die Becher in die Höhe und stoßen an.
Wildes Gerede bricht aus, die Schüler ringen sich um ihre Lehrer und bedrängen sie mit Fragen. Ich halte mich bewusst im Hintergrund, beobachte Aries, wie er sich lachend mit meinen Mitschülern unterhält.
Aufmerksam höre ich auch Casey zu, welche bereits wieder über das Training predigt, aber nicht, ohne ein scherzhaftes Grinsen im Gesicht.
Ich fühle mich glücklich, habe bereits vergessen, das die wichtigste Prüfung seit langem bevorsteht. Als Musik ertönt und Lex mich auffordert, mit ihm zu tanzen, komme ich der Aufforderung gerne nach.
Und habe seit langem das Gefühl, endlich ganz dazu zu gehören.

White WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt