Gefallen einfordern #39

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Unsicher schaue ich zwischen den beiden hin und her. Stumm starren sie sich an, bis der Mann, welcher anscheinend Darian heißt, blinzelt und eine dramatische Handgeste macht.
„Was verschafft mir die Ehre, liebste Ray?" Meine Ausbildnerin geht nicht auf seine gestelzte Art ein.
„Ich - wir, brauchen deine Hilfe. Die näheren Details würde ich gerne drinnen besprechen." „Wer sagt, dass ich euch helfen will?" Entgegnet er provozierend. Casey starrt ihn an. „Ich weiß das du helfen wirst." Sagt sie schlicht.
Darian grinst. „Wenn du das sagst, wird es wohl so sein. Dann tretet ein, in mein Reich." Elegant dreht er sich um, sein Umhang schwebt wie eine kleine Wolke mit Eigenleben um ihn herum.

Er schnippt mit den Fingern und die Türe schließt sich hinter uns. Der Rauch verzieht sich und gibt den Blick frei auf riesige, hoch aufragende Säulen und einer Kuppelartigen Decke. Darian läuft voraus, wir folgen etwas hinter ihm.
„Das ist Darian Pelley. Er ist der Leitende Führer der Wächter, ebenfalls Mitglied im Wächterrat der Hölle, sehr eingebildet und denkt, er sei der beste. Sein Vater ist sehr gut mit dem Amtierenden Seraph der Hölle befreundet, was ihm einige, sagen wir mal, Vorzüge eingebracht hat. Aber seine Kampfkunst ist nicht zu unterschätzen. Und er hat einen Hang zu dramatischem Auftauchen." Informiert Casey mich im Flüsterton.

Darian führt uns durch eine Menge an Gängen und Säle, alle fast vollkommen leer, bis er in einen offenen Raum kommt, welcher sogar ein bisschen gemütlich aussieht. Die Säule, welche auch hier die Decke stützen, sind mit einem hellgrauen Tuch umwickelt. Im hinteren Teil des Raums stehen einige Stühle um einen Tisch, rechts im Raum bedeckt ein flauschiger Teppich den Boden, Kinderspielsachen sind darauf verteilt. Auf der linken Seite hingegen hängen Gemälde an den Wänden, dunkel und düster von Engeln und Teufeln, der Sonne und des Mondes. Ein langer Tisch ist steht davor.

Darian deutet auf die davorstehende Bank. „Setzt euch." Während Casey sich auf die Seite setzt, nimmt Darian auf dem Stuhl am Ende des Tisches Platz.
„Was ist dein Anliegen?" Fragt er, die Arme verschränkt.
„Deine Wächter greifen die Wächter des Himmels an, während diese versuchen, die Abtrünnigen zu vertreiben und festzunehmen. Sie behandeln die ehrenwerten Wächter wie Dreck."
„Was ist daran falsch?" Fragt er kalt. „Was daran falsch ist? Sie haben nichts getan und wollen nur den Himmel schützen."
„So wie sie die Hölle geschützt haben? Nämlich gar nicht." Casey ballt ihre Hände zu Fäusten. „Die Wächter der Hölle müssen die Hölle schützen, da können unsereWächter nichts dafür." „Aber es sind Himmelsflüger, welche uns angegriffen haben. Da ist es wohl nicht falsch, anzunehmen, dass der ganze Himmel in die Sache verwickelt ist."

„Doch ist es!" Casey springt auf. Ihre Augen funkeln wütend. Leicht erschrocken sehe ich sie an. „Wenn deine Wächter aufpassen würden, sieht man, dass die Abtrünnigen keine Wächteruniform tragen und ihre Gesichter verhüllen. Wir kämpfen gegen sie, damit Himmel und Hölle wieder sicher sind."
„Woher willst du wissen, dass sich bei euch keine Spione eingeschlichen haben?" „Ich habe höchstpersönlich alle Wächter geprüft, welche vor dem Tor kämpfen. Alle sind sauber."
Darian nickt nachdenklich. „Wenn du sie geprüft hast..." Beginnt er. Casey will sich gerade wieder setzen, als ein Luftstoss durch den Saal geht.

Die Tür wurde geöffnet. Eine kleine Gestalt hüpft herein, ein Mädchen, kaum älter als acht. Darian dreht sich verwundert um, während Casey in ihrer Bewegung erstarrt.
Als das Mädchen uns entdeckt, rennt sie auf uns zu. Ihre Haare, welche am Ansatz schwarz sind und sich zu den Spitzen hin in ein helles rotbraun verwandeln, wippen hin und her. „Tamia!" Ruft Darian erfreut. „Was machst du denn hier? Ich bin mitten in einer Besprechung."
Das Mädchen wirft sich die Haare nach hinten und hält ihren Blick auf Darian gerichtet. „Mir war langweilig." Mault sie. „Ich wollte schauen, mit wem du redest." Ihr Blick wandert zu uns.
Ich kann mich nicht über die Tatsache wundern, dass ein Kind in der Hölle ist, dafür lenken mich ihre Augen zu sehr ab. Das eine ist pechschwarz, während das andere in einem hellen Grüngold schimmert. Feine Sommersprossen zieren ihr Gesicht und die blassen Lippen sind kaum von ihrer Hautfarbe zu unterscheiden.

White WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt