Wer bist du? #43

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Ich stolpere rückwärts.

Das kann nur jemand gewesen sein! Jemand mit den gleichen Fähigkeiten und Kräfte wie ich. Silver Mask. Es kann nur er gewesen sein, er besitzt die gleichen Kräfte wie ich! Aber warum ausgerechnet, wenn ich in der Stadt bin? Das ist sicher kein Zufall!
Hinter mir ertönen Fußtritte. Ich muss hier weg! Sonst denkt noch jeder, dass ich es war. So schnell wie ich kann verschwinde ich zwischen den Dächern, werfe einen besorgten Blick zurück.

Zwischen die erstarrten Menschen mischen sich andere, rütteln an ihnen und rufen sich Wörter zu. Ich muss so schnell wie möglich zurück auf das Gelände des Rats.
Am besten spreche ich mit Aries. Er wurde auch aus der Starre geweckt, sicher weiß er, wie man den Leuten helfen kann. Der Rat wird sowieso auch gleich informiert sein.

Aus Verzweiflung irre ich ein paar Mal durch die falschen Gänge, bis ich vor dem richtigen Zimmer stehen bleibe. Ohne Umschweife öffne ich die Türe.
Und pralle prompt in Aries hinein. „Entschuldige." Stottere ich. Er schaut mich genauso erschrocken an.
Seine Haare hängen lose herab, er hat einen dunklen Mantel an. „Wolltest du wohin?" Frage ich. Er schüttelt schnell den Kopf. „Nein - ich ... ich habe nur kalt." Dabei zieht er ruckartig den Mantel aus und wirft ihn auf das Bett. Ich nicke und setze mich auf den einzigen Stuhl im Zimmer. Sofort setzt sich Aries auf das Bett, auf den Mantel drauf, rutscht etwas darauf herum und starrt mich an.

„Was willst du so spät noch hier?" Ich kaue auf meiner Unterlippe herum. „Ich war draußen. In der Stadt wurden Menschen angegriffen. Von jemandem, welcher die gleichen Kräfte hat wie ich! Und ich glaube es ist der gleiche, gegen den ich gekämpft habe." Kurz stocke ich. „Der, welcher den gleichen Namen hat wie du." Füge ich leiser hinzu.
Beobachte seine Reaktion. Nur das es keine gibt. Noch immer starrt er mich ausdruckslos an.
Seine dunklen Augen bohren sich in meine und ich senke den Blick. „Hast du ihn gesehen? Den Mann?" Fragt er mit Nachdruck in der Stimme. Ich schüttle den Kopf. „Nein. Er war bereits wieder weg." Gestehe ich.
Etwas blitzt in seinen Augen auf. Doch nur Millisekunden später zeigen sie keine Regung mehr.

„Die Wächter werden sich sicher darum kümmern." Beginnt er. „Sie werden..." Ein Klopfen stoppt ihn. Er macht mir ein Zeichen und läuft ungewöhnlich langsam zur Türe. Öffnet sie nur so weit, dass sein Körper dazwischen mag und so dem Betrachter jeglichen Blick ins Zimmer verbietet.
„Casey. Was führt dich so spät noch zu mir." Fragt er mit neutraler Stimme. „Es gab einen Vorfall. Die Abtrünnigen haben mitten in der Stadt eine große Gruppe Menschen angegriffen. Alle waren paralysiert, der Mann mit der Maske wurde gesehen."
Aries seufzt. „Ausgerechnet jetzt, wo alle Wächterschüler in Glouver sind. Denkst du sie sind wegen Alva hier?" „Es wäre gut möglich. Aber wir haben etwas gefunden, womit wir hoffentlich endlich die Identität des Mannes herausfinden können." Aries zuckt kaum merklich zusammen.
„Was denn?" „Einen Stofffetzen. Scheinbar hat ein Opfer ihn festgehalten. Wir können die Magie daran analysieren und so herausfinden, wer es ist. Wie du ja weißt ist jede Magie einzigartig."
Aries fährt sich durch die Haare. „Wie lange geht das denn, bis wir es wissen?" „Ich habe den Fetzen bereits den Besten übergeben. In weniger als einer Stunde kennen wir den Täter. Aber ich brauche dich unten, wir versammeln alle Lehrer. Wir müssen besprechen, ob wir frühzeitig abreisen, zur Sicherheit der Schüler." Aries nickt heftig. „Ich komme gleich, ich ziehe mich noch rasch um. Sagen wir, zehn Minuten?" „Ja, ich werde den anderen Trainern Bescheid sagen. In zehn Minuten in der Mensa."

Aries schlägt die Türe förmlich zu. Als er sich zu mir umdreht, liegt ein gehetzter Blick in seinen Augen.
Er hastet an mir vorbei, reißt seine Tasche aus dem Schrank und beginnt, Kleidung hineinzustopfen. Schweigend beobachte ich ihn dabei. Was macht er da?
„Wir verlassen die Stadt also früher?" Frage ich. Überrascht schaut er mich an. „Ja. Du solltest gehen, ich muss mich mit den andern beraten." Unsanft packt er mich am Arm und schleift mich Richtung Türe.
Ich zerre ihn zurück. „Was soll das, du tust mir weh!" Ich befreie mich und stolpere rückwärts. Meine Füße berühren die Bettkante und bevor ich blinzeln kann, lande ich auf dem Bett. Etwas Hartes sticht mich schmerzhaft in den Rücken.

White WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt