POV Holly
Ein lauter Knall ließ mich hochschrecken. Für einen kurzen Moment drehte sich mein Sichtfeld und ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich mich gerade befand. Ich musste wohl eingeschlafen sein. Nach ein paar Sekunden der Verarbeitung konzentrierte ich mich jedoch endlich auf das eigentlich wichtige: Was hatte das Geräusch verursacht?
"Hallo?", fragte ich vorsichtig und mit leicht kratzig klingender Stimmen. Ich räusperte mich und fragte dann erneut in die Dunkelheit: "Ist da jemand?" Ob ich wirklich gern eine Antwort auf diese Frage gehabt hätte, wusste ich selbst nicht. Jedoch sollte ich überrascht werden, denn nach einer sich ewig anfühlenden Stille, hörte ich die raschelnden Kleider einer Person. Mein Herzschlag stolperte vor sich hin und mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
"Wer ist da?", meine Stimme zitterte und ich hielt mich innerlich dazu an, jetzt nicht die Nerven zu verlieren.
"Unwichtig", hörte ich kurz darauf. Die Stimme klang rau und tief. Eiskalt.
"D-Das sehe ich anders.", versuchte ich erneut wenigstens diese eine Information aus meinem Gegenüber zu bekommen. Panisch sah ich mich um. Ich konnte nur erahnen, wo genau er stand.
"Wo bin ich und warum haben Sie mich entführt? Können Sie nicht irgendein Licht entzünden? Es ist stockduster." Und wirklich arschkalt, setze ich in Gedanken dazu. Sollte er mir antworten, konnte ich wenigstens den Abstand zwischen uns einschätzen. Ich rechnete mit allem, dass er sich nicht bewegt hatte, dass er nicht antworten würde, aber am aller wenigsten erwartete ich das: "Dein Gerede nervt." Direkt neben meinem Gesicht. Ich erschrack und zuckte zusammen. Aus einem Reflex heraus wollte ich meine Hände zur Abwehr heben, aber der Strick verhinderte dies wirkungsvoll.
"Bitte, ich kann mir diese Situation überhaupt nicht erklären. Was soll ich hier?"
Doch ich vernahm nur ein genervtes Seufzen und Schritte, eine sich öffnende Tür, die sich auch bald darauf wieder schloss. Danach war die Stille das Einzige, was ich neben der Kälte wahrnahm.POV Undertaker
Hastig durchwühlte ich meine Unterlagen. Wo hatte ich nur diesen verdammten Brief hingelegt? Wütend fegte ich einen Haufen nutzloses Papier von meinem Schreibtisch. Ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass mir Jason etwas genaueres über diese Dreckskerle erzählt hatte, aber es wollte mir einfach nicht mehr einfallen. Wenn er mir irgendwelche Angaben bezüglich ihres Aufenthaltsortes gemacht haben sollte, müsste ich diese unbedingt finden. Fahrig durchwühlte ich einen weiteren Stapel Briefe, doch auch dieses mal war das besonders wichtige Exemplar nicht dabei. Vielleicht sollte ich aufhören meine Zeit zu verschwenden und einfach direkt Jason befragen. Aber wie lange würde ich bis zu ihm brauchen? Das Debattieren über diese Frage blieb mir jedoch erspart. Da war er! Eilig überflog ich die krakelig geschriebenen Zeilen. Natürlich gab es keine Ortsangabe, das wäre auch zu schön gewesen. Weitere zwei mal las ich den Brief, bis ich endlich einen Hinweis entdeckte. Die Erkenntnis kam keine Minute zu früh, denn kaum später läutete Vincent schon an der Ladentür.
Sofort stümte ich an ihm vorbei auf die Kutsche zu, die bereit stand, um mit uns Holly suchen zu gehen. Bevor ich einstieg, beschrieb ich dem Kutscher noch knapp, wohin er uns bringen sollte. Glücklicherweise würde man nicht allzu lange brauchen. Schon wenige Sekunden später setzten sich die Pferde in Bewegung und ich schilderte Vincent so genau wie möglich die uns wahrscheinlich erwartende Situation. Danach breitete sich eine angespannte Stille aus, in der wir beide unseren Gedanken nachhingen. Die Bilder die sich daraufhin in meinem Kopf breit machten, trugen jedoch nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Krampfhaft versuchte ich positiv zu denken, dass ihr schon nichts schlimmes angetan werden würde. Doch - wer konnte das schon garantieren? Gefühlt im Schneckentempo trug uns die Kutsche in die Randgebiete Londons. Das Land war hier viel dünner besiedelt und die Wege waren bei Weitem nicht so gut instand gehalten, wie in der Innenstadt. Nach und nach wurden Häuser immer seltener und der Wald verdichtete sich. Als der Kutscher hielt, damit ich ihn die restliche Strecke beschreiben konnte, drängte ich ihn sich zu beeilen, doch die Wegverhältnisse wurden beileibe nicht besser und man riskierte schnell einen Radschaden.
"Was machen wir, wenn sie doch nicht da ist?", fragte Vincent, dem man seine Sorge wirklich ansah.
"Wenn ich das nur wüsste. Ich habe wirklich keine Idee, wo ich sonst noch nach ihr suchen sollte. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn wir Jason einen Besuch abstatten würden. Vielleicht kann er uns helfen. Mit ihm habe ich sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen.", sagte ich und schnaubte wütend, " Wenn er mich einfach gewarnt hätte, dass er Probleme mit jemandem hat, hätte das Ganze vermieden werden können und vor allem wäre Holly nie in Gefahr geraten."
"Wie kann man nur so verantwortungslos sein.", empörte er sich und ich konnte ihm nur zustimmen. Doch weiter kam unser Gespräch nicht. Die Kutsche hielt erneut an. Wir mussten wohl angekommen sein. Prüfend sah ich aus dem Fenster und tatsächlich konnte ich die leicht heruntergekommene Villa sehen, in der ich Holly vermutete. Der Earl und ich nickten uns zu und stiegen aus. Bewusst atmete ich tief durch. Meine Sinne mussten so scharf wie möglich sein, wir konnten uns keine Fehler erlauben.
POV HollyDie Zeit floss dahin wie eine zähe Masse, jegliches Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Meine Handgelenke fühlten sich wund an, meine Beine waren taub, genau wie meine Arme.
Langsam stellte sich mir die Frage, ob ich einfach in diesem modrigen Keller sterben und nie wieder das Tageslicht sehen würde. Doch es wurde mir erspart ewig darüber nachzudenken, da ich erneut die Geräusche einer kommenden Person vernahm...
Und die Spannung steigt... Jedenfalls hoffe ich das XD Ich hoffe Euch hat das Kapitel gefallen, auch, wenn es wieder mal nicht ganz so schnell fertig war, wie ich es gern gehabt hätte. Auf jeden Fall vielen Dank fürs Lesen und noch einen schönen Tag!Bis zum nächsten Kapitel,
Elaine
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My Life with the Undertaker
FanfictionWie würdest du Dich fühlen, wenn du Dir deine Eltern heute verkünden würden, dass Du verheiratet wirst? Dass Du keine Wahl hast, mit wem Du Dein restliches Leben verbringst? Der 22-jährigen Holly Smith geht es genau so. Doch sich verkriechen und sic...