Kapitel 10: Zwillinge

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„Ok, Schluss mit ausruhen. Wir müssen jetzt endlich damit anfangen herauszufinden, was hier vor sich geht und deswegen werden die Karten jetzt mal auf den Tisch gelegt!", erklärte Dorian, während alle drei an dem kleinen Esstisch saßen, der diesen Namen eigentlich gar nicht verdient hatte.

Cara hatte noch einige Stunden geschmollt, war jedoch herausgekommen als sie Max gehört hatte, der, wenn es nach Dorian ging, niemals vier Stunden gebraucht haben konnte um etwas vom Chinesen zu holen. Da er jedoch nicht sein Vater war und Max ihm auch ansonsten nicht zu Erklärungen verpflichtet war hatte Dorian es nach einigen blöden Bemerkungen auf sich beruhen lassen. Als dann Cara endlich ihr Zimmer verlassen hatte, hatten sie sich still an den Tisch gesetzt, während Dorian sein Essen auf der Couch eingenommen hatte. Erst vor einigen Sekunden hatte er sich dazu bequemt sich zu den Beiden zu gesellen, die bisher in stiller Eintracht gegessen hatten. Und aus diesem Grund blickten beide ihn überrascht an, als er die Unterarme auf der Tischplatte ablegte und sie eindringlich betrachtete.

„Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß!", erklärte Cara und wandte den Blick schnell wieder ab. Sie konnte Dorian nicht in die Augen sehen. Nicht wenn sie dann jedes Mal das empfand, was sie nun mal tat. Angst, Verärgerung und Ratlosigkeit.

„Ich möchte, dass wir das Ganze noch mal ganz von vorne durchspielen, danach kannst du Fragen stellen!", meinte Dorian, wobei Max bemerkte, dass Dorian sich bewusst zusammenriss.

Als Cara sich verkrampfte erhob Dorian beschwichtigend eine Hand.

„Du erzählst alles, was du erzählen willst, ok? Ich habe kein sonderliches Interesse deine ganze Lebensgeschichte zu hören aber ich will, dass du uns alles erzählst, was mit dem Überfall zu tun hat. Einverstanden?", Dorians Stimme klang ausnahmsweise direkt verständnisvoll, was Max noch mehr überraschte. Dorian hatte sich wohl dazu entschieden, eine neue Schiene zu fahren und Max fand es gut, dass er sich zumindest bemühte.

Cara entspannte sich nur minimal, doch sie nickte schließlich. Max war bewusst, dass sie alles dafür tun würde, um hier endlich wegzukommen.

„Ok, also noch mal von Anfang an. Du bist in einer Babyklappe abgegeben worden, oder?", fragte Dorian und dabei sah Cara ihn schließlich doch direkt an.

„Was hat das mit dem Überfall zu tun?", fragte sie bestürzt und verlor ein wenig Farbe, wenn das überhaupt möglich war, denn ihre Haut war sowieso so weiß wie Alabaster.

„Es hat alles irgendwie etwas damit zu tun. Glaube ich zumindest...", meinte Dorian nachdenklich unterbrach sich jedoch und sah Cara unverwandt an.

„Also?", als Cara auch nach paar Sekunden nichts gesagt hatte stöhnte er genervt auf und wiederholte seine vorherigen Worte. „Du erzählst uns nur das, was du erzählen willst. Ich habe dir doch vorhin...", Dorian hielt inne und sah Max an, als hätte er vergessen, dass er sich überhaupt im selben Raum befand und Max fragte sich langsam, was Dorian in der Zeit, in der Max unterwegs gewesen war, eigentlich mit Cara getan hatte. Dorian knüpfte nicht an seinem Satz an und sah stattdessen Cara abwartend an. Diese holte tief Luft und begann schließlich zu erzählen.

„Mit knapp einem Jahr wurde ich in einer Babyklappe abgegeben. Ich wurde sofort an eine Pflegefamilie abgegeben, doch die gaben mich nach einiger Zeit wieder zurück. Ich weiß nicht was passiert ist, die Akten durfte ich nicht einsehen als ich vor ein paar Monaten danach fragte. Einige Jahre lebte ich dann in einem Heim, bevor die nächste Pflegefamilie gefunden wurde. Doch auch da gab es Probleme und so ging es immer weiter, bis ich bei den Westons landete. Dort lebte ich bis ich Parker dieses Messer in den Rücken gejagt habe. Ich habe nicht viel von meinen Eltern außer diesem Dolch, der Jacke und ein paar Briefen, die jedoch nichts über sie verraten. In allen steht derselbe Mist, von Wegen sie würden sich ein besseres Leben für mich wünschen als sie hatten und ähnliches. Das Zeug hab ich mir geschnappt, als ich abgehauen bin.", sie hielt kurz inne, ließ sich keine Emotionen anmerken.

Second Faces (1) - Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt