Kapitel 17: Veränderung

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„Was zum Teufel habt ihr getan?", fragte Cara schockiert und ließ sich einen kurzen Moment auf dem Sofa nieder um durchzuatmen. Diese Teleportation war nicht von schlechten Eltern gewesen. Doch sie ließ dabei die zwei jungen Männer nicht aus dem Auge, die sich hier in diesem Raum mit ihr befanden und ihr gerade eröffnet hatten, dass sie offiziell gar nicht mehr existierte.

„Es war Dorians Plan nicht meiner! Er ist irgendwie der Chef dieser Mission.", erklärte Justin und hob abwehrend seine Arme. „Wenn du Erklärungen willst, dann lass sie dir von ihm geben, ich bin raus fürs erste!", fügte er dann hinzu und stand auf. Er schnappte sich seine Jacke, die auf dem Sessel lag und zog sie sich über.

„Ich bin im Quartier, rührt euch, wenn ihr wisst was als nächstes ansteht. Thomas wundert sich sicherlich schon, wo ich die ganze Zeit stecke!", erklärte Justin, bevor er die Tür öffnete und sie schließlich wieder hinter sich schloss. Cara bekam gerade Kopfschmerzen, doch sie würde auf eine Erklärung von Dorian pochen. Wie hatte er das einfach so tun können, ohne mit ihr darüber zu sprechen? Es war eine weitreichende Entscheidung gewesen, die nicht er zu treffen hatte.

„Hast du irgendwas dazu zu sagen?", fragte sie ihn und funkelte ihn dabei an. Sie hatte wirklich vieles von Dorian gehalten, aber für so eiskalt aus irgendeinem Grund nicht. Er stand lediglich da und betrachtete sie einen Moment, bevor er sich auf den wenigen freien Platz in dem Sessel setzte und seine Arme auf den Knien abstützte.

„Ok, ich verstehe, dass du jetzt im ersten Moment wütend bist, aber lass mich dir das kurz erklären. Wenn du es danach immer noch für eine schlechte Idee hältst, rufe ich Justin an und sage ihm, er soll es rückgängig machen, in Ordnung?", er war seltsam gelassen und ruhig. Von seiner sonst so abfälligen Art fehlte jede Spur. Fast so, als wäre er ein ganz anderer Mensch.

„Max, Justin und ich haben uns gestern Abend, nachdem du dich schlafen gelegt hast, darüber unterhalten, wie wir dich am besten schützen können. Immerhin sind nach wie vor die Ghilts hinter dir her und solltest du dich dazu entschließen, uns am Ende tatsächlich den Rücken zuzukehren werden sie weiterhin auf der Suche nach dir sein. Wir sprachen über Helen und darüber, dass es keinerlei Informationen über sie gab. Und genau da kam uns die Idee.", erklärte er ihr ruhig und seltsam empathisch.

„Du kannst dir jetzt dein eigenes Leben aufbauen und die Freiheit haben, die du möchtest, verstehst du? Es gibt keine Akten mehr über dich aus der Schule, die beweisen, dass du immer wieder in Schwierigkeiten warst, keine Jugendamtsakte auf die du reduziert wirst, keine Krankenakte. Du kannst selber entscheiden, wohin dein Leben geht! So wie es vermutlich Helen einst auch getan hat!", er betrachtete dabei seine Hände und fragte sich, ob er das was er damit beabsichtigt hatte, auch tatsächlich rüber brachte.

Natürlich hatte er sich kurz gefragt, ob das was sie da vorhatten, tatsächlich das Richtige war. Und natürlich hatte er gewusst, dass Cara diese Entscheidung eigentlich selber hätte treffen müssen, allerdings wusste er genau, wie schwierig es tatsächlich war, schwierige Entscheidungen zu treffen und manchmal hatte er sich in seinem Leben gewünscht, dass jemand ihm ein paar dieser Entscheidungen abgenommen hätte und er nicht so früh hatte Erwachsen werden müssen. Er war erst 19, doch er fühlte sich so, als hätte er schon viel mehr Jahre auf dem Buckel.

„Diese Entscheidung hättet ihr nicht einfach so für mich treffen sollen. Warum habt ihr nicht mit mir darüber gesprochen? Du hast gestern erst gesagt, dass ich mein Leben noch selbst in der Hand habe!", Cara stand auf und ging an die Küchenzeile, wo sie sich ein Glas nahm und sich Wasser aus dem Wasserhahn einschenkte.

„Ich weiß...", warum auch immer, war Dorian seit gestern ruhiger geworden. Die ihn immer begleitenden Aggressionen waren weniger geworden. Zumindest waren sie in manchen Momenten kaum zu spüren.

Second Faces (1) - Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt