Kapitel 33: Gemeinsame Wunden

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„Cara?", Dorian legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie war keine zwei Minuten nachdem er sie an sich gezogen hatte eingeschlafen und er hatte sie noch ein wenig beobachtet, bevor er selber abgedriftet war.

Er konnte es nicht glauben, dass eine so kleine und zierliche Person überhaupt dazu im Stande war das zu tun, was sie heute getan hatte! Cara bewegte ihren Kopf, doch dabei rieb sie nur ein wenig mit ihrer Wange über Dorians Brust und schlief weiter. Sie musste vollkommen erledigt sein was kein Wunder war. Doch sie hatte Recht gehabt. Sie mussten hier raus. Die Kälte durchdrang auch Dorian von unten her schon. Sie befanden sich schließlich in dem feuchten, alten Keller dieses Krankenhauses. Hier würden sie sich am Ende noch eine Lungenentzündung holen. Außerdem war Dorians Körper viel zu sehr damit beschäftigt ihn warm zu halten und konnte sich so nicht richtig auf seine Wunde konzentrieren.

„Cara...", jetzt strich er mit der Hand über ihre Wange und sie hob ihre Hand um seine wegzuschlagen. Dorian musste lächeln doch kurz darauf öffnete Cara die Augen und setzte sich unvermittelt auf.

„Was ist los? Sind sie zurück?", fragte sie und lauschte in die Stille hinein.

„Nein alles gut. Die hast du definitiv endgültig fertig gemacht. Die werden nie wieder zurück kehren.", antwortete Dorian und verlagerte sein Gewicht ein wenig. Trotz der Kälte hatte sein Körper seine Arbeit aufgenommen. Dorian konnte sich bewegen und würde, auch wenn nur mit viel Hilfe, die drei Stockwerke hochkommen wo sie sich vielleicht sogar ein Bett finden konnten um nicht auf dem kalten Boden schlafen zu müssen.

„Wir müssen hier weg.", meinte er dann und Cara setzte sich auf.

„Schaffst du das denn?", fragte sie ihn unsicher und betrachtete seinen Bauch, doch der war wieder bedeckt mit seinem Shirt.

„Gemeinsam schaffen wir das schon.", er glaubte an sie und er wusste, dass sie alles tun würde um sich und ihn hier raus zu holen. Cara stand auf und Dorian streckte ihr seine Hand entgegen. Gemeinsam schafften sie es, dass er sich vom Boden erheben konnte auch wenn er dabei starke Schmerzen hatte. Er wankte einmal kurz, doch Cara stützte ihn augenblicklich.

„Ok wo lang?", meinte sie und führte beide um das Bett herum, das sie selber soweit von der Wand abgerückt hatte, dass sie jetzt problemlos drum herum gehen konnten.

„Da vorne ist eine Tür die führt uns in einen Gang. Wenn wir dem folgen erreichen wir das Treppenhaus.", erklärte er ihr und sie nickte. Sie war vollkommen ernst und bereitete sich darauf vor seinen 90 kg Körper wenn nötig alleine zu schleppen.

„Dann los.", meinte sie und so begannen sie einen Schritt nach dem anderen zu nehmen.

Eine gefühlte Ewigkeit später hatten sie bereits den zweiten Stock erreicht, doch Dorian brauchte eine Pause. Auch Cara sah so aus, als würde ihr ein kleines Päuschen nicht schaden und so ließen sich beide auf die Treppenstufen nieder. Draußen war es dunkel. Das hatten sie erst gesehen, als sie das Erdgeschoss erreicht hatten. Das Treppenhaus bestand an der einen Seite nur aus Glas und so schien ihnen der Mond ihren Weg. Dorian atmete schwer, der Schweiß rann ihm die Schläfen hinab. Es war kalter Schweiß, das wusste er. Er fühlte sich miserabel.

„Geht's einigermaßen?", fragte Cara vorsichtig. Sie machte sich auf eine schnippische Antwort gefasst, so wie sie sie eigentlich fast immer von Dorian bekam, doch er sah nur zu ihr hinüber und nickte schließlich.

„Einigermaßen, ja.", antwortete er ihr in dem Versuch sie ein wenig zu beruhigen und sie blickte wieder nach vorne. Erst jetzt hatte sie Zeit über das, was da geschehen war, wirklich nachzudenken. Ihr kamen die Schattenwesen in den Sinn und das brachte sie zu ihrer ersten Frage.

Second Faces (1) - Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt