Kapitel 18: Spannung

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„Warum nochmal kann Max nicht mit mir trainieren?", fragte Cara, der der Schweiß gerade den Rücken hinab lief. Ihr schwarzes Tanktop war vollkommen durchnässt und ihr taten die Arme weh.

„Weil Max Nachforschungen in New Brunswick anstellt und du eben mit mir vorlieb nehmen musst!", erklärte Dorian und ging wieder mit einem Stock auf Cara los, die sich gerade noch rechtzeitig mit ihrem verteidigte. Dorian war alles andere als zimperlich, wenn es um das Training ging und nahm keinerlei Rücksicht auf Cara. Nicht einmal mit der Wimper hatte er gezuckt, als Cara ihre Verletzung, die sie vor etwas mehr als einer Woche davon getragen hatte, erwähnt hatte und ihm zur Verdeutlichung ihren Verband gezeigt hatte, den Cory heute, da sie ins Hauptquartier gegangen waren, gewechselt hatte. Cara sollte diese nur noch heute tragen, damit die Salbe die Cory aufgetragen hatte, einziehen konnte und konnte ihn danach komplett weglassen worüber sie sehr froh war. Diese ständigen Verbandswechsel waren ihr furchtbar auf die Nerven gegangen.

Cory hatte Cara genau die richtigen Mittel gegeben und der Heilungsprozess war unglaublich schnell voran geschritten. Cara spürte die Narben noch ab und an, hatte auch ab und an Schmerzen wenn sie sich etwas blöd bewegte, aber eigentlich merkte sie sie kaum noch.

„Konzentrier dich Cara!", sagte Dorian gerade und schlug ihr dann mit seinem Stock gegen die Wade, was Cara dazu brachte einzuknicken und auf dem Boden zu landen.

„Ich brauch eine Pause ok? Ich bin nicht gerade durchtrainiert oder so. Ich hab das vorher noch nie gemacht!", versuchte sie Dorian zum gefühlten hundertsten Mal klar zu machen. Er streckte ihr seine Hand entgegen und half ihr auf die Beine.

„Ok, fünf Minuten bekommst du von mir. Danach sollten wir mit den mentalen Fähigkeiten weiter machen.", gestand er ihr zu und ging auf seine Tasche zu, wo er Handtücher, Getränke und auch Verband und Pflaster verstaut hatte. Auf die Frage hin, wofür er die brauchen würde, hatte er lediglich geantwortet, dass man nie wusste. Er reichte Cara eine kleine Wasserflasche, die sie dankend annahm und sofort öffnete. Nachdem sie einige tiefe Schlucke genommen hatte, atmete sie erst mal in Ruhe ein aus, bevor sie auch den Rest leerte. Das war ihre erste Pause seit geschlagenen zwei Stunden. Wenn Dorian also von Training sprach, dann meinte er es auch so.

„Dir ist klar, dass ich nicht alles aufholen kann in so kurzer Zeit, oder?", fragte Cara Dorian, nachdem sie das Gefühl hatte, wieder normal Luft zu bekommen. Dorian sah aus, als hätte er einen Spaziergang gemacht und nicht, als wäre er gerade seit zwei Stunden damit beschäftigt gewesen, Cara zu trainieren.

„Ja das ist mir klar. Aber wenn du danach ein eigenständiges Leben ohne die Krades im Rücken führen willst, musst du fähig sein dich zu verteidigen. Die Ghilts sind unberechenbar!", erklärte er ihr und reichte ihr eine zweite Flasche als er merkte, dass sie die Erste schon ausgetrunken hatte.

„Und wann sollte ich in so einem Fall mit Stöcken kämpfen? Ich meine Dominik hat mir letztes Mal Krallen in den Bauch gerammt, da hätte mir ein Stock nicht wirklich weiter geholfen!", versuchte sie Dorian begreiflich zu machen. Dies waren die ersten Minuten, in denen sie überhaupt sprachen. Vorher hatte er ihr lediglich Befehle erteilt oder sie angeschrien. Dorian war definitiv kein geduldiger Trainer.

„Dominik ist nicht der Einzige um den du dir Sorgen machen musst. Wenn es nach mir geht, musst du dir nie wieder Sorgen um ihn machen, denn für das was er getan hat, wird er bezahlen müssen. Es ist nur eine Frage der Zeit!", entgegnete Dorian und setzte sich auf die Bank. Auch er trank jetzt einige tiefe Schlucke und beobachtete Cara, die sich langsam auf den Boden gleiten ließ und sich dort im Schneidersitz hinsetzte.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet Dorian!", pochte sie darauf, dass er ihr sagte, was es ihr brachte mit einem Stock kämpfen zu können.

Dorian verdrehte die Augen, schraubte die Flasche zu und erhob sich wieder. Er ging in die Mitte der Trainingshalle, die er die nächsten Tage jeweils immer Abend für vier Stunden freigehalten hatte. Niemand hatte ihm widersprochen als er gesagt hatte, dass er alleine sein wollte in dieser Zeit und niemand hatte es bis jetzt gewagt, ihn zu stören. Er musste Cara geheim halten, denn es wäre nicht leicht zu erklären, was eine Normalsterbliche hier machte. Alle Krades würden sofort feststellen, dass mit ihr etwas nicht stimmte, wenn Dorian hier mit ihr trainierte, sie aber nicht als Krade identifizierbar war für seine Kollegen. Max hingegen hatte sich an sein Spezialgebiet gemacht. Informationen beschaffen. Er war heute nach New Brunswick teleportiert, um sich die Lage erst einmal anzusehen. Sie wussten nicht, wieviel von dem was sie wussten, auch Dominik wusste. Sie hatten keine Ahnung, wie weit er bisher gegangen war um Informationen zu beschaffen.

Second Faces (1) - Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt