Lesenacht Kapitel 8

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Alexis PoV

Montag morgen, jetzt wusste ich wieso sich alle immer beschwerten das der Montag der schlimmste Tag der Woche war. Ich hatte am Wochenende zwar nichts spannendes gemacht, war aber dennoch eher spät im Bett. Und heute war ich total müde und hatte so gar keine Lust aufzustehen.

Mir ging es aber nicht alleine so, dass beruhigte mich.

Irgendwie sahen alle so scheiße aus, sogar Mister Tremblay und Mister Fortin. Owen hatte ich noch gar nicht gesehen.

Wenn ich ihn sehen würde musste ich ihm erst mal zum gewonnen Spiel gratulieren. Ich mein sie waren im Finale, wenn sie das gewinnen würden, hätten ein paar Spieler die Chance in Toronto bei den Maple Leafs zu spielen. Hach....wie gern ich auch soweit gewesen wäre, ich war wirklich nicht schlecht.

Ich machte mich dann mal an die Arbeit, bevor es noch ärger gab und hieß ich wäre faul.

"Gagnan, du sollst sofort ins Büro kommen, der Chef hat was mit dir zu besprechen." Karl schaute mich an als hätte ich was angestellt, ich hingegen zuckte nur mit den Schultern und machte mich auf den Weg zum Büro.

Was wohl los war? Etwas ängstlich war ich schon, da ich wusste das ich nichts getan hatte, machte die Unwissenheit mich ganz angespannt und verkrampft.

Am Büro angekommen klopfte ich an und die Tür wurde sofort von Owen geöffnet. Er schien eben erst aufgestanden zu sein, seine blonden Haare standen in alle Richtungen und sein "Guten Morgen" war so tief und kehlig das es mir eine wunderschöne Gänsehaut bescherte. Dieser Mann machte mich wirklich verrückt. Ich schaute ihm ins Gesicht und sah.....ein blaues Auge? Kratzer? Holy...was hatte er getan?

Mister Fortin brachte mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen indem er anfing zu lachen und rief:

"Alexis du hast nachher noch genug Zeit Owen zu inspizieren, aber jetzt musst du dich bitte auf hier konzentrieren. Owen bitte fang an."

Owen schaute mich mit einer Mischung aus Trauer, Mitleid, Wut und Hass an. Um Gottes willen was war denn passiert? Wollte ich das überhaupt wissen? Ich ergriff das Wort da er sich so lange Zeit lies.

"Owen...wem würdest du jetzt bitte so gerne eine aufs Maul hauen? Du triefst schon vor lauter Wut, Hass und Trauer."

"Seth McNeal" kam kurz und hasserfüllt aus seinem wunderschönen Mund mit den vollen Lippen die ich so gerne Küssen würde. WAS? Hatte ich mich verhört? Nein hatte ich nicht. Fuck, fuck, fuck....was wussten sie, woher wussten sie es? Ich war tot so was von tot.

Geschockt und nicht wissend was ich jetzt sagen sollte drehte ich mich um und wollte gerade zur Türe raus laufen als Owen mich sanft an der Schulter festhielt und zurück zog.

"Alexis, bitte rede mit uns. Wir wollen dir helfen. Wir wollen nicht wissen wieso du das getan hast, du wirst schon deine Gründe gehabt haben, aber jetzt ist es genug. Du hast 5 Jahre deines Lebens einfach mal in den Gulli gekickt wegen eines egoistischen, hinterhältigen Arschlochs. Was du nämlich nicht wusstest, Seth und deine damalige Freundin waren auch zusammen. Und Seth wollte dich los werden damit er sie für sich alleine haben kann und sie nicht im Stande war mit dir Schluss zu machen. Es tut mir so leid. Als ich das gehört habe wusste ich wirklich nicht was ich machen geschweige denn denken soll. Also bin ich zu Dad und Anton und habe ihnen alles erzählt. Und wir sind alle der Meinung das du das alles richtig stellen solltest."

Mit geballten Fäusten stand ich da. Während Owen erzählte fing ich an zu weinen und zu zittern...ich konnte nicht mehr....ich hatte so lange mit dieser Lüge gelebt und mit einem Fingerschnipsen brach mein ganzes Kartenhaus zusammen. Auf dem Boden saß ich nun, schreiend, weinend, ich wollte diesen Tag nie erleben, ich hatte mir so viele Ausreden zurecht gelegt für den Fall, aber die brachten hier nichts, rein gar nichts. Ich merkte wie Owen mich in den Arm nahm, aber ich wollte das nicht, er sollte mich los lassen. Ich schrie noch lauter und boxte ihm immer wieder gegen die Brust Hauptsache er ließ mich los, aber er zog mich nur noch fester an sich ran. Ich hörte wie durch Watte dass er sagte, ich solle mich beruhigen, alles würde wieder gut werden...aber nichts wird wieder gut. Da ich nicht aufhörte und mich auch nicht beruhigte gab mir Owen kurzer Hand einen Kuss, nicht intensiv, aber in ihm lag so viel Verständnis, er half wie ein Beruhigungsmittel. Schlagartig war ich ruhig und schaute ihn mit großen und vom heulen geschwollenen und roten Augen an. Hinter uns hörte ich wie die Zwei Herren die Luft einzogen. Gott was die jetzt wohl dachten? Ich sag ja mit einem Fingerschnipsen fiel alles zusammen.

Meine Gedanken waren so durcheinander. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Seth hatte mich nur verarscht, zusammen mit meiner Ex. Daran werde ich sicher noch lange zu knabbern haben.

Owen drückte mich etwas von sich weg "Und gehts jetzt wieder? Tut mir leid das ich zu so einer drastischen Maßnahme greifen musste, aber wie man sieht hat es geholfen. Wollen wir uns nun setzen und darüber reden?" Der kleine Schelm in Owens Rehbraunen wunderschönen Augen war nicht zu übersehen. Ihm hatte es gefallen, das kleine Schlitzohr hatte die Situation voll ausgenutzt, aber ich fand das echt süß.

Ich nickte und wir setzten uns hin.

"Bevor ich erzähle möchte ich gerne wissen woher du das ganze weißt." fragte ich mit einem zittern in der Stimme.

Owen erzählte mir alles und ich hörte aufmerksam zu, danach erzählte ich auch meine Seite.

"Steht in meiner Akte wirklich das ich die Schuhe falsch herum an hatte? Unter normalen Umständen wäre das jetzt megapeinlich, aber da hier nichts normal ist schau ich mal darüber hinweg. Mir war das auch erst aufgefallen als ich im Jugendknast andere Klamotten hab anziehen müssen."

Die anderen drei schmunzelten leicht, aber wussten nicht so genau was sie dazu sagen sollten.

"Wisst ihr, was passiert ist kann man nicht mehr rückgängig machen, ja ich hatte schreckliche Zeiten, zumindest im Jugendknast und ich hab viel in meiner Pubertät verpasst, aber wie schon gesagt ich kann das nicht mehr zurück holen. Wenn ich Glück habe kann ich nach diesem Programm hier vorzeitig entlassen werden, wenn nicht hab ich ja eh nur noch 3 Jahre. Schaut mich nicht so an, was sollte ich machen? Es melden? Denen erzählen das ich unschuldig bin? Erstens wieso sollten die mir glauben wo ich doch ein Geständnis abgelegt habe, zweitens habe ich keinen Zeugen, Mac steht auf der Seite von Seth, sonst hätte er damals schon anders reagiert. Den einzigen Vorteil den ich hätte wäre die Löschung meiner Akte und somit ein sauberes Führungszeugnis. Aber deswegen den ganzen Aufwand betreiben? Tut mir leid aber dafür bin ich zu müde. Ich bin echt gerührt und dankbar für das was ihr für mich tun wolltet, aber lassen wir es so wie es ist."

Mister Tremblay und Mister Fortin standen auf und liefen auf mich zu, als hätten sie sich abgesprochen....gruselig. Owen und ich standen auch auf, da umarmten die Zwei Herren mich fest und wuschelten mir durch die Haare.

"Alexis" sagte Mister Tremblay "wir können dich nicht zu etwas zwingen was du nicht willst, aber wir können dir sagen, dass wir für dich da sind immer wenn du uns brauchst. Auch wenn das mit dem Programm nicht klappen sollte oder du danach wieder nach Hause kannst, ein Anruf von dir und zumindest einer von uns ist für dich da. Genauso bist du hier auf der Ranch auch immer herzlich Willkommen."

Ich war schon wieder so kurz vorm weinen. Was hatte ich getan das man so herzlich zu mir war? Eine Träne bahnte sich nun einen Weg auf meine Wange, Owen sah das und wischte sie mit seinem Daumen weg. Gott diese Berührung. Wie gerne würde ich mich überall von diesen weichen und großen Händen berühren lassen.

Schnell nahm ich die Hand von Mister Tremblay und schüttelte sie mit einem herzlichen Dank.

"Vielen Dank Mister Tremblay und Mister Fortin, ich weiß gar nicht was ich sagen soll außer danke und ich werde mich daran halten."

Bevor ich das Büro verließ, riefen mir beide noch hinterher das ich sie bitte beim Vornamen nennen sollte. Ich grinste, bedankte mich nochmal und begab mich wieder auf den Weg in den Stall.

Kurz vor dem Stall hielt mich Owen auf.

"Alexis, es tut mir wirklich leid dass ich das getan habe, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen" betröppelt schaute er auf den Boden. Wie konnte man nur so süß sein. Ich nahm sein Kinn zwischen zwei Finger und zog es leicht nach oben damit ich ihm in die Augen schauen konnte.

"Mir tut es nicht leid, danke das du das getan hast, ich hätte mich wohl nie beruhigt. Aber ich denke das sollte nicht nochmal passieren." leicht lächelte ich ihn an um ihm zu zeigen das ich es nicht böse meinte, aber dennoch ernst.

Ich wollte weiter in den Stall laufen da fiel mir noch was ein.

"Herzlichen Glückwunsch noch zum Sieg, ich drück die Daumen das ihr das Finale auch gewinnt und ich werde es mir im Radio anhören......ach und deine Verletzungen, wer war das? Seth? Ich hoffe er sieht schlimmer aus als du."

Er lachte laut los und nickte "Danke und ja, er hat eine gebrochene Nase und darf die nächsten zwei Spiele auf der Bank verbringen."

Das war ein bisschen Genugtuung für mich, damit lief ich weiter in den Stall um meine Arbeit weiter zu machen und Owen ging ins Haus.

The taste of your KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt