Kapitel 5

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Owen's PoV

Oh man ich war noch so richtig müde. Nachdem der Tag gestern recht ereignisreich war ging ich früher ins Bett weil ich heute mal wieder länger mit Nolan unterwegs sein wollte.

Ich entschied mich dafür, nach dem Frühstück, Shadow zu satteln und mit ihm und Nolan auszureiten.

Fast kam ich an der Ranch an wo ich schon den Bus sah. Ich gab Shadow das Kommando zum traben damit ich etwas schneller dort war bevor sie ins Gebäude gingen. Dort angekommen lenkte ich Shadow auf Alexis zu und blieb neben ihm stehen.

"Guten Morgen, ich hoffe du bist ausgeschlafen und motiviert für die Arbeit heute." versuchte ich so ausdruckslos wie möglich zu sagen, aber Alexis seinem Gesichtsausdruck zu urteilen nach, hatte ich das nicht so gut hinbekommen, er lachte vergnügt und lief einfach in den Aufenthaltsraum wo sich alle trafen.

Wow Owen das hast du wieder super hinbekommen du Idiot. Was würde er denken wenn er wüsste dass ich mir gestern Abend auf ihn noch einen runter geholt hab?

Ich war irgendwie extrem demotiviert was Alexis betraf. Sollte ich es riskieren und ihn offensichtlich an graben und eventuell einen Korb kassieren weil er nicht auf Männer stand? Oder sollte ich es einfach ganz sein lassen?

Ach...ich wusste es nicht, ich konnte ihn nicht einschätzen, sowas konnte ich besser bei Pferden als bei Menschen. Ich werde es einfach alles auf mich zu kommen lassen.

Nolan holte mich aus meinen Gedanken weil er immer noch mit seiner Beute im Maul neben mir stand und auf Anweisungen wartete. Ich schickte ihn auf die Veranda damit er seinen Hasen verputzen konnte und begab mich in den Stall um Shadow abzusatteln und zu füttern, und mich dann auch auf den Weg in die Aufenthaltsräume machte.

Dort angekommen hörte ich wie mein Vater allen ihre Aufgaben gab. Manche gingen in die Ställe, andere auf die Felder und Alexis mit mir, was auch immer er sich dabei gedacht hatte. Naja ich fand es gut, vielleicht lernte ich ihn dann schon besser kennen. Außerdem hatte ich dann immer eine gute Aussicht.

"Na was machen wir zwei hübschen nun?" fragte mich Alexis. Ich musste schmunzeln, weil ich mir grad vorstellte wie ich Alexis auf dem Heuboden flachlege. Augenblicklich regte sich meine Mitte. Shit, das sollte wenn möglich jetzt nicht passieren. Owen denk an Faltige Omi's, blauen Himmel, Pferde...Pferde, genau das war das Stichwort.

"Gestern kam ein sehr scheues und schreckhaftes Pferd an. Es hat Angst vor fast allem und jedem. Nachdem schauen wir jetzt und versuchen ihm bei zu bringen das nicht alles schlimm auf der Welt ist." erklärte ich ihm.

"Also bist du sowas wie ein Pferdeflüsterer?" beeindruckt schaute er mich an.

"So was ähnliches. Ich mach das nur nebenbei und auch nur bei Bekannten. Alles andere wäre zu viel und zu stressig."

Interessiert und aufgeregt schaute er mir zu wie ich mit Halfter und Strick den Paddock betrat. Nebenher erklärte ich ihm ein paar Dinge die er wissen musste. Was er machen durfte und was er am besten sein lassen sollte.

Für das Pferd hatten wir in etwa eine Woche Zeit, dann holte der Besitzer es wieder ab, ob es therapiert war oder nicht.

Ich merkte wie er mich die meiste Zeit beobachtete und die Hitze in mir hörte gar nicht auf. Um so erleichterter war ich als die Essensglocke ertönte und alle zum Mittagessen aufbrachen, auch wir.

Zum Einstieg heute gab es Lasagne, Salat und zum Nachtisch Vanillepudding mit Kirschen. Ich setzte mich an den Tisch meines Vaters und Anton, Betty war zurück auf die Uni gegangen, die hatte leider keine Ferien mehr.

Während dem Essen beobachtete ich die einzelnen Tische. Bei Alexis blieben meine Augen stehen. Sah ich richtig? Hatte er glasige Augen? Er aß ganz langsam und vorsichtig, als habe er nie was besseres gegessen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen das der Gefängnisfraß gut ist, aber das was Martha, sie war unsere Haushälterin, kochte war auch nicht immer gut. Oft half ich ihr beim kochen, oder kochte selber. Mal schauen, vielleicht würde ich ja morgen kochen.

Eine Weile schaute ich, schmunzelnd, Alexis noch zu, dann richtete ich mich an meinen Dad um den restlichen Tag zu besprechen.

"Sag mal Owen, wie macht sich der Junge eigentlich bei dir? Laut Akte soll er ja ziemlich Aggressiv und nicht sehr umgänglich sein." besorgt schaute Anton mich an.

"Ob er aggressiv ist kann ich dir nicht sagen, es kam dergleichen nichts vor. Er ist ziemlich ruhig, beobachtet viel, hört gut zu und kann auch umsetzen was man ihm erzählt. Alles in allem scheint er richtiges Interesse an der Arbeit hier zu haben."

"Oder an dir!" rief mein Vater dazwischen und wackelte verführerisch mit seinen Augenbrauen.

Beide lachten und ich wurde rot, wollte aufstehen um den Raum zu verlassen, da erhob mein Vater das Wort an die Gruppe.

"Ich hoffe das Essen hat euch gut geschmeckt. Bevor wir weiter an die Arbeit gehen, wollte ich noch etwas wichtiges, was ich bis jetzt vergessen habe, erwähnen. Wir, also, mein Sohn, Mister Fortin und ich, haben die Erlaubnis auf euch zu schießen wenn ihr abhaut. Da wir es aber nicht gerne darauf an kommen lassen wollen, bitte ich euch, nochmal darüber nachzudenken ob es sich lohnt abzuhauen oder nicht. Und nun könnt ihr los gehen und weiter machen." Mein Vater nickte und ging auch aus dem Raum.

Alexis stand schon an der Tür und wartete auf mich damit wir gemeinsam zum Paddock gingen. Bei ihm angekommen fragte ich ihn wieso er beim Essen fast angefangen hatte zu weinen.

"Du hast das gesehen?" er wurde knallrot. "Weißt du, es war schon eine gefühlte Ewigkeit her wo ich selber gemachtes Essen gegessen habe. Einmal im Monat bringt meine Mum was mit wenn sie mich besucht, aber das ist immer kalt. Und eben hat es mich an Mum's Essen erinnert, darum auch die kurze Traurigkeit. Aber die ist vorbei und wir haben zu tun, also auf auf." Sein Ton wurde forsch und ließ keine weiteren Fragen zu.

Dann würde ich morgen wirklich kochen und beobachten wie er sich beim Essen verhielt. Wenn ihm mein Essen schmeckte hatte ich ja vielleicht doch ein paar gute Karten bei ihm. Denn bekanntlich ging Liebe ja durch den Magen.

Oh man an was dachte ich da schon wieder. Liebe? Babysteps Owen.....Babysteps.

Zwei Stunden später musste ich mich leider verabschieden. "Du gehst? Ich dachte du bist auch von Morgens bis Abends hier?" sah ich da ein klein wenig Enttäuschung in Alexis Augen?

"Eigentlich ja, aber ich hab heute Eishockeytraining weil wir am Wochenende ein großes Spiel haben."

"Du spielst Eishockey? Is ja geil. Als ich auf der Highschool war hab ich auch gespielt, war sogar gut darin, ich hatte die Nummer 6. und wäre der Zwischenfall nicht gewesen würde ich wohl immer noch spielen." ein trauriger und reumütiger Schatten huschte über seine Augen.

Ich wusste nicht ob ich Mitleid empfinden sollte oder nicht. Wenn mir jemand mein Eishockey wegnehmen würde, wäre ich auch am Boden zerstört. Andererseits war er ja selber Schuld das er nicht mehr spielen konnte.

"Wenn du raus bist spielen wir mal zusammen ja?" seine Schulter drückend verabschiedete ich mich bis morgen von ihm und lief zum Haus um meine Sachen zu packen.

Was hatte ich da gesagt? Hatte ich ihm jetzt indirekt gesagt das ich auf ihn warten würde? Quatsch, das wird er nicht so aufgefasst haben. Und wenn, als Kumpel konnte ich das ja wohl auch tun, oder?

Ich zog meine Lederjacke an, schnappte mir meinen Rucksack mit dem Motorradschlüssel und verließ das Haus.

Mein Schläger und die Ausrüstung hatte ich schon in meinem Spind in der Eishalle.

Auf dem Motorrad sitzend zog ich mir meinen Helm auf, startete und fuhr los.

The taste of your KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt