Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Erst nach ein paar Sekunden konnte ich meine Umgebung so richtig wahrnehmen. Noch immer befand ich mich in dem Auto meiner Eltern: "Fahren wir etwa immer noch?", brachte ich murrend den Satz hervor. Etwas entschuldigend drehte sich meine Mutter zu mir nach hinten um: "Leider ja. Wir stehen momentan im Stau", sagte sie und blickte zu meinem Vater, welcher nur mit den Schultern zuckte.
Leicht genervt verdrehte ich die Augen und mein Blick wanderte zu meinem Bruder, welcher an seinem Nintendo hing. Interessiert beugte ich mich zu ihm rüber und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab: "Welche Welt bist du?", fragte ich und blickte auf den Bildschirm. "Immer noch Welt 6. Ich komme bei diesem einen Level einfach nicht weiter.", murmelte er konzentriert, jedoch schwand seine Konzentration sofort, als er von einem Gumba erwischt und somit aus dem Level geworfen wurde. "Ach verdammt! Das ist jetzt schon das zwölfte Mal.", beschwerte er sich und legte vor Verzweiflung den Kopf in den Nacken. "Lass mich mal!", meinte ich und nahm den Nintendo in die Hand.
Gespannt blickte mir Jimin über die Schulter und legte seinen Kopf auf dieser ab. Geschickt führte ich Mario durch das erste Level der sechsten Welt, wobei ich es schon nach knapp zwei Minuten beendete, ohne jeglichen Schaden genommen zu haben. Grinsend gab ich Jimin den Nintendo wieder in die Hand: "War ja jetzt nicht so schwer.", gab ich an, was Jimin nur mit einem genervten Schmollen beantwortete. Ich lachte kurz auf, bevor mein Blick zu der Frontscheibe wanderte und ich sah, dass wir von der Autobahn runterfuhren, was ja nur bedeuten konnte, dass wir bald da sein würden. Nach wenigen Minuten fahrt, befanden wir uns auf einer unbefahrenen Landstraße. In die Ferne konnte ich nicht blicken, da meine Sicht von Maiskolben versperrt wurde. Ringsherum sah ich nur grüne Pflanzen, welche der Sonne entgegen wuchsen.
Langsam lehnte ich mich von meinem Fenster weg und kuschelte mich etwas in den weichen Autositz. Gelangweilt warf ich meinen Blick auf mein Handy, scrollte etwas durch Twitter und Instagram. Es war nicht viel los auf den Social Media Webseiten. Fast schon verzweifelt versuchte ich meinen Feed zu aktualisieren, jedoch lud es nicht. Genervt stöhnte ich auf: "Och, als ob. Hier draußen ist kein Netz.", murrte ich und blickte zu Jimin, welcher ebenfalls keinen Empfang hatte.
"Jonghyun, wo sind wir?", fragte meine Mutter meinen Vater leicht verwirrt. "Beruhige dich. Wir werden schon auf dem richtigen Weg sein.", murmelte mein Vater entspannt. "Würdest du bitte auf das Navi gucken? Ich möchte nicht, dass wir uns verfahren.", widersprach meine Mutter und verschränkte leicht eingeschnappt die Arme. "Jetzt mach nicht so ein Drama. Ich fahre schon die ganze Zeit ohne Navigation, und es hat super funktioniert! Wir sind sicher gleich da...", beendete mein Vater das Gespräch.
Stille machte sich im Auto breit. Jimin starrte gelangweilt aus dem Fenster, atmete leicht genervt aus. Mein Blick wanderte ebenfalls aus dem Fenster. Immer noch waren nur Maiskolben zu sehen. Meine Augen fokussierten die vielen Maiskolben, an denen wir vorbei fuhren, bis ich plötzlich etwas zwischen den Kolben wahrnahm. Immer wieder huschte eine Art schwarzer Schatten an unserem Auto vorbei, wir holten es wieder ein und es beschleunigte sein Tempo wieder, um uns zu überholen. Es glich einer Jagt, doch wer war der Gejagte?
"Jimin? Siehst du das da? So ein schwarzer Schatten...", murmelte ich, während ich Jimin zu mir zog. "Ach das ist sicher nur der Schatten vom Auto.", sagte er während er diesen mit seinen Augen folgte. "Der Schatten vom Auto? Niemals! Es ist Mittag, die Sonne ist bestimm gerade in einem 90°-Grad-Winkel!", widersprach ich Jimin's Theorie. Jimin lehnte sich weiter über meinen Schoß und versuchte etwas zu erkennen, was ich ihm gleichtat. "Was zum Teufel ist das...?", murmelte Jimin konzentriert.
Plötzlich kam der Schatten uns etwas näher und man konnte erkennen, dass es sich bei diesen Schatten lediglich um ein aufgeschrecktes Reh handelte, jedoch blieb mir die Frage offen, weshalb es ständig versuchte uns zu überholen. Ich beobachtete das Reh noch eine Weile, bis es unserem Auto gefährlich nahe kam, was mich aufschrecken lies: "Dad! Hier ist ein Reh ganz dicht an unserem Auto!", versuchte ich meinen Vater zu warnen, was nicht wirklich funktionierte: "Du kannst ja ein Foto schießen, dann haben wir einen Anfang für unser Urlaubsfotoalbum.", schlug er mit einem recht desinteressierten Unterton vor. "Nein, du verstehst nicht! Es wird uns gleich rammen!", meinte ich leicht panisch, ohne das Reh aus den Augen zu verlieren. "Ach quatsch. Rehe sind viel zu...-"
WHAM!
Das Reh rannte uns mit einem heftigen Schlag. Das Auto kam ins Schwanken. Während mein Vater versuchte, mit hastigen Bewegungen am Lenkrad den Wagen wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wurden wir im Wagen heftig durchgeschleudert. Lose Sachen flogen durch das Auto. Mühsam versuchte ich meinen Kopf vor den herumfliegenden Teilen zu schützen, was mir jedoch zu spät einfiel und ich von einer Thermoskanne am Kopf getroffen wurde. Schmerzerfüllt schrie ich kurz auf und hielt mir die stark blutende Platzwunde. Jimin hatte seinen Kopf zwischen seinen Beinen geschützt und fing an vor Angst zu schreien, als wir mit einem heftigen Ruck in den Straßengraben fielen und das Auto nun dort zum Stand kam.
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Old McKim Had A Farm
Fiksi PenggemarMein Herz raste. Es fühlte sich so an, als würde es gleich aus meiner Brust springen. Eine zierliche Hand ragte über die Kante des Zwischenbodens. An der Hand bahnte sich ein kleiner Fluss aus Blut seinen Weg, bis dieser die Spitze des Zeigefingers...