Kapitel 2

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Ruhe kehrte ein. Eine leichte Staubwolke hatte sich um den Wagen gebildet, welche sich auch langsam wieder verzog. Meine Mutter drehte sich hastig zu uns hinter: "Jungs! Geht es euch gut?! Seid ihr verletzt?", erkundigte sie sich nach unserem Wohlbefinden. Jimin hob langsam sein Kopf und keuchte erschöpft aus: "Ja Mom, bei mir ist alles gut. Jungkook wie sieht es bei dir aus?", fragte Jimin besorgt und richtete seinen Blick zu mir. Ich nahm eben meine Hand von der blutenden Stelle und blickte diese an: "Nur eine Platzwunde, aber sonst ist alles gut.", meinte ich ganz ruhig und etwas benommen. Meine Mutter nickte und blickte zu meinem Vater: " Schatz! Geht es dir auch gut?", fragte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Ja, alles in Ordnung, nur etwas geschockt.", meinte er und wischte sich über sein Gesicht. Mein Blick glitt langsam durch das Auto. Alle Sachen lagen verstreut auf dem Boden. Weshalb hatte das Reh uns gerammt? Und vor allem woher hatte es diese Kraft?

"Lasst uns aussteigen und den Schaden begutachten. Seoyoung? Könntest du bitte die Pannenhilfe anrufen?", fragte mein Vater meine Mutter. Sie nickte und stieg aus dem Wagen aus, was Jimin und ich ihr gleichtaten. Jimin streckte sich erst einmal ausgiebig, bevor er auf die andere Seite des Wagens lief, um sich den Schaden anzusehen: "Oh man... Und was machen wir jetzt? Urlaub vorbei?", fragte Jimin unseren Vater. "Sieht ganz danach aus.", meinte dieser nur und zuckte mit den Schultern.

"Kein Empfang! Jungkook guckst du mal ob du Empfang hast?", kam Mom wieder und sah mich bittend an. Ich nickte sofort und zückte mein Handy: "...Nein, ich habe auch kein Empfang.", meinte ich etwas besorgt. "Was machen wir denn jetzt? Wie wollen wir hier wieder wegkommen?". "Auf jeden Fall schieben wir keine Panik. Bleibt ruhig, uns fällt schon noch was ein.", meinte Dad. "Jimin? Kümmerst du dich mal bitte um Jungkook's Platzwunde?". Jimin nickte und holte den Verbandskasten aus dem Kofferraum: "Komm her Kookie.", rief er mich zu sich und ich setzte mich neben ihn auf die Kante des Kofferraums. "Still halten, das könnte jetzt etwas brennen.", warnte er mich vor, bevor er etwas Desinfektionsmittel auf meine Platzwunde tupfte, um sie danach sorgsam mit einem Verband zu versehen.

Dankend lächelte ich ihn an, als er mit seiner Hand durch meine Haare fuhr: "Mach dir keine Sorgen, Jungkook. Wir kommen hier schon wieder weg.", meinte er und wendete sich wieder von mir ab, um Dad mit dem Wagen zu helfen. "Der Wagen ist im Eimer. Wir könnten ihn höchstens aus dem Graben schieben, aber ich glaube selbst das wird nicht funktionieren, da er sich ganz schön tief in den Acker eingegraben hat.", spekulierte unser Vater. Ich fuhr mir etwas nachdenklich durch die Haare. Verdammt, warum musste das ausgerechnet jetzt passieren?

"... Hört ihr das auch?", meldete sich Mom. Alles wurde still. Was war das? Es hörte sich an wie ein ... Auto! Ich sprang sofort auf: "Wir sind gerettet!", rief ich aufgeregt. "Ich kann den Wagen schon sehen. Ist wohl ein Bauer.", sprach unser Vater und hielt weiter Ausschau. Kurz darauf begann er wild mit den Armen zu fuchteln: "Hey! Anhalten! Wir brauchen Hilfe!", rief er, und tatsächlich, der Wagen hielt darauf mit einem ohrenbetäubenden Quietschen an. Die Tür des kleinen Autos wurde mit Schmackes aufgeschmissen und ein etwas älterer Mann stieg aus. Er war sehr dünn, hatte braungebrannte Haut und ein langes faltiges Gesicht. Skeptisch sah er zu uns, hob eine Augenbraue und ließ den Getreidehalm, welchen er in seinem Mund hatte, von einem Mundwinkel zum anderen wandern. Lässig legte er seine knochigen großen Hände an die Hosenträger seiner Latzhose und ließ sie dort verharren. Mit schlürfenden Schritten kam er langsam auf uns zu: "Wie kriegt man sowas auf 'nem unbefahrenen Feldweg hin?", sprach er uns nun auf das im Graben liegende Auto an. "Uns haben ein Reh oder Hirsch gerammt, genau wissen wir es nicht. Unser Sohn Jungkook hat es als Einziger beobachten können.", erklärte unser Vater und kratzte sich währenddessen am Hinterkopf. "Die Rehe hier sind sehr aggressiv. Wenn sich andere Menschen hierher verirren, spüren sie das sofort und versuchen ihr Territorium zu verteidigen. Logisch, oder?", meinte er ohne seinen Blick von mir abzuwenden, was mir ein Unwohlsein verschaffte. Jedoch ließ ich mir das nicht anmerken und nickte nur.

"Wissen Sie wo hier die nächste Autowerkstatt ist?", meldete sich nun Dad wieder. "Ha! Autowerkstatt? 63km in diese Richtung.", gab der Mann fast spöttisch eine Antwort und zeigte Richtung Osten. "Wenn man auf dem Land geboren wird, lernt man das Reparieren eines Autos von seinem Alten. Da gibt's kein rumkutschieren in eine Werkstatt.", erklärte er. "Aber keine Sorge, guter Mann. Ich kann Sie zu meiner Farm mitnehmen. Meine Frau und Kinder werden sich über Besuch freuen. Von da aus kann ich auch die Werkstatt anrufen. Jedoch wird die Reparatur an die zwei Wochen dauern. Ich weiß ja nicht, was Sie hier draußen geplant hatten, aber so schnell kommen Sie hier nicht mehr weg.", sprach er.

Ich hörte ihm aufmerksam zu, er schien ein netter älterer Mann zu sein. Nur eins war etwas komisch. Während er so redete, betonte er den letzten Satz auf eine gruselige Art und Weise. Aber ich machte mir nicht weiter Sorgen darüber, sondern lächelte nur erleichtert.

"Wir waren auf dem Weg in den Urlaub für zwei Wochen, das wird jetzt wohl nichts mehr.", erklärte Dad mit Bedauern. Der Mann schien kurz zu überlegen: "Das kriegen wir auch noch hin. Machen Sie sich keinen Kopf. Steigen Sie jetzt ein, ich habe nicht ewig Zeit. Wir schaffen Sie jetzt erstmal zum Landhaus. Sie haben sicher Koffer dabei, die kann Ich in den Kofferraum packen.", schlug er vor. Während Dad und der Mann das Gepäck umlagerten setzten Mom, Jimin und Ich uns schon in den Wagen. Es war sehr eng, sodass Jimin und Ich miteinander kuscheln mussten.

Nach ein paar Minuten fuhren wir auch schon los. Wir wurden hinten gut durchgeschüttelt, da die Landstraße sehr uneben war. Die Maisfelder hörten auch nicht auf. Bis wir an der besagten Farm ankamen, sahen wir nur Mais. Selbst die Farm war von dem vielen Mais eingezäunt, aber es sah sehr schön aus. Staunend stieg ich aus und lächelte, was Jimin mir gleichtat: "Woah! Ist ja mal mega!", staunte er und zückte sofort sein iPhone um ein Foto zu schießen. "Das musst du mir dann schicken!", meinte ich sofort und grinste.

Old McKim Had A FarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt