Kapitel 16

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Es war Namjoon, der da sprach. Mir stockte der Atem. Ich wollte nicht zurück zu der Farm! Ich wollte hierbleiben. Hier kümmerte man sich wenigstens einigermaßen gut um mich und sah mich auch als Mensch. Sofort stand ich ruckartig auf, wobei der Stuhl umkippte und ein lautes Rumpeln zu hören war. Kurz darauf kam Taehyung wieder in die Küche gelaufen. Sein Gesichtsausdruck war besorgt als er mich so sah. Wie ein aufgescheuchtes Tier stand ich in der Ecke, mit zitterndem Körper und Tränen in meinen Augen, welche auch sofort meine Wange runter kullerten.

Ich hörte weitere Schritte, dieses Mal die von Namjoon: "Man, jetzt schnapp ihn dir und ab in den Wagen. Ich will nicht wieder Schläge kassieren müssen, nur weil du viel zu blöd zum Leben bist.", raunte Namjoon.

Schläge?

Taehyung kam zaghaft auf mich zu und nahm meine Hand: "Na komm, ich werde dir versprechen, dass dir dort nichts passieren wird. Wenn ich Vater sage, dass ich mich um dich allein kümmern werde, wird er dich auch in Ruhe lassen. Er hat eh keinen Nerv dazu sich um dich, noch um deinen Bruder zu kümmern.", versicherte mir Taehyung. "Warum sollte ich dir vertrauen! Du machst mir doch nur schöne Augen, damit du mir dann wieder alles wegnehmen kannst, was mir am Herzen liegt!" 

"Ouh, der Kleine kapiert schnell.", schmunzelte Namjoon amüsiert.   

"Halt deine Fresse, Namjoon!", keifte Taehyung seinen älteren Bruder an. Dann wendete er sich wieder zu mir: "Ich werde dir nichts der Gleichen mehr antun. Versprochen." 

"Als könntest du es einhalten. Jetzt hör mit dem Geschnulze auf, das ist ja widerlich. Vater wartet schon, wenn du und dein Lover verprügelt werden wollt, bitte. Aber ohne mich!", Namjoon wollte schon wieder zum Auto zurück gehen. "Wir kommen ja schon!", maulte Taehyung und umfasste nun meine Hand fester. Etwas unsanft zog er mich hinter sich her, jedoch merkte man ihm an, dass er das nur tat, damit er keinen Ärger von seinem Alten bekommt. Etwas widerwillig stolperte ich ihm hinterher zum Auto.

Es fing langsam an zu regnen. Es schien, als würde nur noch schlechtes Wetter herrschen, seitdem Mama und Paps nicht mehr da waren. Langsam schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Ruhig atmend lauschte ich dem Regen, wie er immer häufiger gegen die Scheibe plätscherte. Meine Augenlider wurden immer schwerer, bis ich meine Augen schon gar nicht mehr öffnen konnte. Wohl oder übel schlief ich ein. Meine Sinne verschwammen und ich fiel in den dunkeln Ocean aus Träumen.

Meine Augen öffneten sich langsam. Ich lag zu Hause in meinem Bett. Meine Augen fokussierten erst nur die Decke meines Zimmers, welche mit kleinen, in der Nacht leuchtenden Sternen verziert war. Damals waren sie dafür gedacht, damit ich besser einschlafen konnte, da ich schon damals den Sternenhimmel mehr als nur gemocht habe. Langsam stand ich auf und blickte durch mein leicht unordentliches Zimmer. Es war recht warm, der Sommer war pünktlich zu den Sommerferien gekommen. Als ich aufstehen wollte merkte ich etwas Weiches unter meinen Füßen, jedoch bildete sich auch ein Widerstand unter meinem Gewicht. Ich blickte runter und sah ein kleines Häschen, mein Kuscheltier, welches ich schon seit meiner Geburt bei mir hatte. Leicht lächelnd hob ich ihn auf und legte ihn wieder in mein Bett, bevor ich mein Zimmer verließ, um in das Wohnzimmer zugehen, in welchem auch schon meine Eltern und Jimin auf mich warteten. Ungläubig weitete ich meine Augen und blickte in lächelnde Gesichter: "Mama, Paps, Jimin?! Was zum-?!", mein Atem stockte als ich hinter ihnen Taehyung erblickte. Ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht und ließ ihn verrückt aussehen. Gerade als ich meine Familie warnen wollte, lösten sie sich in Luft auf und nur Taehyung blieb übrig. Immer noch grinsend kam er langsam auf mich zu und leckte sich fast schon gierig seine Lippen. "Was willst du von mir?!", schrie ich ihn an, während ich mich hektisch umsah, um nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen, jedoch wurde alles um mich herum schwarz, wie in einem dunklen Raum. Mir stockte der Atem, als ich plötzlich Taehyungs Hände an meinen spürte: "Ngh..- Lass mich doch endlich in Ruhe... Ich habe dir doch nichts getan...", schluchzte ich. Meine Augen waren mit salzigen Tränen gefüllt, weswegen ich sie zusammenkniff.

"Warum hast du nur so große Angst vor mir? Ich bin doch dein Freund..."

Seine tiefe, aber dennoch sanfte Stimme drang in mein Ohr und ließ meine Angst verfliegen. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und blickte in die von Taehyung. Wie ein treuer Hund blickte er mich an und ich verlor mich und meine Angst in diesem Blick. Er blickte mich so an, wie am ersten Tag. Liebevoll.

"Bei mir wirst du sicher sein, Jungkook. Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts mehr zustößt."

Sein Griff an meinen Händen verstärkte sich plötzlich, was mich stutzig machte, denn mittlerweile tat es etwas weh. Mühselig versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, was mir jedoch nicht gelang. Wieder packte mich die Angst und ich blickte auf unsere Hände, welche plötzlich in Blut getränkt waren. "Ahh-...!", keuchte ich auf und mein ängstlicher Blick richtete sich wieder auf Taehyung.

"Weißt du, ich habe es genossen als ich deine Eltern so qualvoll umbringen durfte, es war mir eine große Ehre dies übernehmen zu dürfen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was ich dabei gefühlt habe! Es tat so gut die Axt in den Schädel deiner Eltern zu jagen! Ich würde alles dafür tun um es erneut tätigen zu dürfen! Nur leider bist ja nur noch du und dein Bruder von deiner Familie übrig! Aber wie wäre es, wenn wir beide dafür sorgen, dass nur noch du übrigbleibst?! Wäre das denn nicht wunderbar?! Mit deinem Einverständnis könnte ich dir das wahre Gefühl der Befriedigung schenken! Dann würdest du auch endlich begreifen, weshalb ich das Morden so genieße!", schrie Taehyung in voller Ekstase. Ich konnte ihn im ersten Moment nur anstarren, doch dann löste sich der Kloß in meinem Hals und ich brüllte los: "Niemals! Ich hasse dich, du dreckiger Bastard! Wie konntest du mich nur derartig hintergehen?! Und jetzt willst du, dass ich am Tod von Jimin beteiligt sein soll?! Spinnst du?! Lass mich gefälligst in Ruhe, du Psycho! Ich hasse dich und deine abnormale Familie und das wird auch nie etwas ändern!", brüllte ich ihn an, riss mich los und baute mich vor ihm, während meiner Rede, auf. Taehyungs Grinsen verschwand augenblicklich. Er war wütend, das sah man ihm an. In seinen Augen loderte Hass, Wut und zichtausende Szenarios, wie er mich am besten foltern könnte.

"Bunny... du machst mich wütend...", murrte er. Mein Atem stockte und wieder verschloss sich meine Kehle, sodass ich keinen Ton herausbrachte. "Renn..."

Renn? Was meint er?

"Renn um dein Leben, Bunny... RENN UND LASSE DICH NICHT VOM METZGER FANGEN!!!", kreischte er. Plötzlich hielt er eine Kettensäge in der Hand welche schreiende Geräusche von sich gab, als er sie anwarf. Ich erschrak und zuckte zusammen. Keine Minute später rannte ich auch schon los. Durch die Dunkelheit wusste ich nicht wohin ich gerade rannte, doch ich musste entkommen.

Vor mir bildete sich ein Licht. Das musste der Ausgang sein! Ich hatte es geschafft! Zumindest dachte ich das. Je näher ich dem Licht kam, desto klarer wurde mir, dass ich an dem Ort angelangt war, an dem der ganze Horror begann. Die Farm.

Sofort stoppte ich und sah mich hektisch um. Schweiß rann von meiner Stirn und auch so war mir unnormal heiß. Ich hatte verloren. Ich war in seine Falle getappt. Ich bin sein Opfer. Kraftlos sackte ich auf dem Boden und fing an bitterlich zu weinen, wie so oft. Immer näher kam das Geschrei der Kettensäge, bis es ganz dicht hinter mir lag. So nah, dass ich den Luftzug spüren konnte, den die Kettensäge verursachte. Ich hoffte mittlerweile darauf, dass er es schnell tun würde, denn dann hätte ich weniger Schmerzen. Doch als ich dachte, dass er sie nun endlich an meinem Hals ansetzen würde, hörte das Geschrei auf und ich hörte ihn nur sagen: "Jungkook, wach auf..."

Es klang leise und sanft. Er wiederholte sich: "Komm, steh auf, Kookie..."

Langsam öffnete ich meine Augen, welche leicht feucht waren. Ich blickte in Taehyung's Gesicht, welcher mich versucht hatte zu wecken. Langsam richtete ich mich auf und rieb meine Augen trocken: "Wo...sind wir...?", schnurrte ich verschlafen. "In meinem Zimmer. Du warst während der Autofahrt eingeschlafen, daher habe ich dich in mein Bett gelegt. Aber du musst jetzt aufstehen. Namjoon hat Essen gemacht.", erklärte er, während er sanft über deinen Hinterkopf streichelte. So liebevoll.

Old McKim Had A FarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt