Kapitel 3

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"Fühlen Sie sich hier wie zu Hause!", meldete sich der alte Mann wieder. "Vielen Dank nochmal! Sowas ist nicht selbstverständlich!", bedankte sich unser Vater. "Ja! Wir sind Ihnen etwas schuldig!", meinte Mom anschließend. "Ach! Das macht uns nichts aus.", meinte er nur und lief dann auf das riesige Farmhaus zu. "Ahri! Hol die Kinder, wir haben Besuch!", rief der Mann plötzlich zu dem Haus. Erst später konnte ich erkennen, dass an dem wohl möglichen Küchenfenster eine Frau stand, welche gerade den Abwasch erledigte. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck nickte sie und verschwand vom Fenster.

Wir liefen auf die Veranda des Hauses. "Es ist wirklich sehr schön hier. So natürlich und vor allem ruhig.", meinte meine Mutter während sie mit ihrer rechten Hand über die Holzsäulen strich, welche das Vordach des Hauses trugen. Der Farmer nickte: "Mein Ururgroßvater hat dieses Haus mit seinen eigenen Händen gebaut. Alles selbst gemacht. Damit hatte er sich seinen Lebenstraum erfüllt, den wir nun weiterleben.", erzählte der Mann.

Plötzlich öffnete sich die Tür des Hauses und eine zierliche Frau trat heraus. Sie hatte ein etwas älteres Kleid an, welches mit mehreren Blüten versehen war, abgenutzte Sandalen und eine etwas kaputte Strumpfhose. Der Mann lächelte die Frau an, was sie jedoch nur recht leicht erwiderte und man ein Lächeln nur erahnen konnte. "Guten Tag.", grüßte sie uns mit einer lieblichen Stimme, welche mich direkt zum Lächeln brachte. "Guten Tag", grüßte Dad sie zurück und reichte ihr die Hand, nach welcher sie griff und leicht schüttelte. "Was führt Sie zu unserer Farm?", fragte sie. "Sie haben sich verfahren, hatten auf dem Weg ne' Panne, da habe ich sie mitgenommen.", antwortete ihr Mann mit zuckenden Schultern. Sie nickte nur, senkte ihren Blick und sah zum Haus: "Wo bleiben sie nur? ...", nuschelte die Frau. "Wen meinen Sie?", schoss es aus meinem Dad heraus. "Unsere Söhne.", antwortete sie knapp. "Ich gehe sie holen. Du kannst unsere Gäste ja solang bewirten.", sagte der Mann und verschwand in dem dunklen Eingang des Hauses. "Nun, ich habe Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Setzen Sie sich doch bitte auf die Veranda. Ich komme gleich mit dem Geschirr.", meinte sie. "Soll ich Ihnen vielleicht etwas behilflich sein?", fragte Mom und lächelte. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann gern.", meinte sie und führte meine Mutter in das Haus. Ein unwohles Gefühl schoss durch meinen Körper als meine Mutter in dem dunklen Haus verschwand. So nett diese Familie auch war, das Haus in dem sie wohnten jagte mir regelrecht Angst ein. Man konnte es gut mit einem Haus aus diesen Horrorfilmen vergleichen.

"Kommt, Jimin und Kookie.", meinte unser Vater, riss mich somit aus meinen Gedanken und lief mit uns zur Veranda. Mit einem entspannten stöhnen ließ sich Dad auf die alten Holzstühle nieder und blickte in die Maisfelder: "Schön hier oder?", nuschelte er fast. Jimin nickte, blickte jedoch nur zu Boden. Mein Vater bemerkte das: "Nicht traurig sein, Großer. Wir finden schon eine Lösung unseren Urlaub genießen zu können.", meinte er und wuschelte durch seine Haare. Jimin zwang sich ein Lächeln auf: "... Ich hatte mich so gefreut...", sagte er schon fast weinerlich. "Ich mich auch...", stimmte ich Jimin zu. "Ach Jungs, wenn ihr jetzt nur Gusche zieht, wird es auch nicht besser. Mein Opa meinte, man solle immer das Beste aus jeder Situation ziehen.", sprach er, was uns aber auch nicht wirklich tröstete.

"Jetzt seid nicht albern! Ihr könnt später damit weiter machen! Begrüßt ihr jetzt erstmal unsere Gäste.", hörte ich eine männliche Stimme sagen, welche einem Raucher ähnelte. "Aber Paps, wozu? Wir bringen sie doch eh-...", plötzlich stockte die andere Stimme. "Ich würde dir raten meinen Befehlen zu folgen, junger Mann!", mahnte der Mann den Jüngeren. "Ist okay, Paps.", hörte ich dann nur noch, bevor der Insektenschutz, welcher an einer weiteren Tür befestigt war aufgeschoben wurde und der ältere Mann und zwei Jungen heraustraten. "Entschuldigen Sie, dass Sie so lang warten mussten.", erhob der Alte seine Stimme. "Ach nicht doch! Wenn man auf Ihrer Veranda sitzt vergisst man die Zeit. Der Ausblick auf das Feld ist unbeschreiblich!", schwärmte mein Vater. "Ja, lange hat's gedauert, aber es hat sich gelohnt.", antwortete der Mann, während sein Blick über das Feld schlich. "Wie dem auch sei,", sein Blick senkte sich und geleitete zu den zwei Jungen hinüber. "Das sind meine Söhne, mein ganzer Stolz.", er räusperte sich. "Den großen haben wir Namjoon getauft. Ein sehr schlauer Bursche. In Mathematik ist er unschlagbar, zudem kapiert er alles sofort was man ihm erklärt.", lobte er seinen Sohn, welcher uns mit einem sanften Lächeln ansah. Grübchen, schoss es mir in den Kopf.

"Das ist Taehyung.", sein Blick streifte zu dem Jungen rechts von ihm. Er strahlte mich über beide Ohren an, was etwas unangenehm war. "Der Kleine ist sehr höflich und aufmerksam. Er hört gern zu, bringt andere zum Lachen. Vor nem' Jahr haben meine Frau und ich ihn auf eine Kunstakademie geschickt, damit er dort seinem Hobby nachgehen kann. Die Schule lag jedoch außerhalb und nach ein paar Monaten mussten wir ihn wieder abmelden, da die Fahrtkosten zu teuer wurden. Er war erst sehr traurig, aber nun haben wir eine andere Möglichkeit gefunden, wie er seine Gefühle zum Ausdruck bringen kann. Damit ist er auch sehr glücklich.", meinte er und klopfte dem Jungen auf den Rücken. Die beiden verbeugten sich höflich und begrüßten uns auf ihrer Farm. Ich lächelte und rutschte etwas auf meinem Stuhl hin und her.

"Der Kaffee ist fertig!", wurde plötzlich aus dem Haus gerufen. "Ah! Kommt, geht eurer Mutter helfen!", meinte der alte Mann und sie verschwanden wieder im Haus. "Wie haben Sie jetzt weiter geplant? Hier gibt es weit und breit kein Hotel. Nur meine Farm und mein Maisfeld.", sprach der Bauer uns wieder auf den Unfall von vorhin an, während er sich auf den alten Holzstuhl setzte, welcher unter seinem Gewicht ächzte. "Wir haben keine Ahnung. Wir müssen die Buchung stornieren.", sagte Dad und zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Ich könnte Ihnen ein Angebot machen.", sprach der Alte. "Sie können ihre Ferien gern auf unserer Farm verbringen, gegen eine Bezahlung, welche man nicht mit Geld begleichen kann. Ich würde sagen, Sie helfen ab und zu beim Kochen oder ähnliches. Schließlich müssen Sie für die Reparaturen des Autos schon aufkommen und ich denke das wird ihr Urlaubsbudget schon in Anspruch nehmen. Somit haben Sie einen schönen Resturlaub und wir hätten die Möglichkeit neue Freunde zu finden.", schlug er vor, während sein Getreidehalm immer wieder von links nach rechts wanderte. "Das würden Sie für uns tun?", fragte mein Vater ungläubig. "Natürlich, das ist das mindeste was ich für Sie tun kann.", sagte er mit den Schultern zuckend. "Dann denke ich, dass wir Ihr Angebot annehmen werden. Was meint ihr, Jungs?", richtete er sich an uns. "Hier ist es wirklich schön. Etwas Landluft wird uns sicher nicht schaden.", stimmte Jimin mit seiner gekannten Eleganz zu, während ich breit lächelte, sodass meine Zähne zu sehen waren, und nickte. "Gut, wir fragen eure Mutter noch und dann ist es sicher eine beschlossene Sache!", meinte er fröhlich. "Vielen Dank nochmal.", meldete ich mich nun zu Wort. "Ach, der Kleine kann reden? Ich dachte er ist stumm!", meinte der Mann und lachte laut. "Er ist nur etwas schüchtern.", erklärte Dad. "Er erinnert mich an ein Kaninchen aus unserem Stall. Taehyung kann ihn dir dann zeigen. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar.", meinte er. Ich hörte das nicht zum ersten Mal. Viele Mädchen aus meiner Klasse hatten mir das ebenfalls schon gesagt. Sie verglichen mich oft mit den schuleigenen Hasen, welche auf der Wiese im Schulhof rumhoppelten.

Old McKim Had A FarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt