Keine Eifersucht

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Ich öffnete die Tür zum Mehrfamilienhaus um mich auf den Weg hoch in mein Apartment zu machen, als mir plötzlich ein Typ fast direkt vor die Brust gelaufen kam. Er blieb auf der Treppe im Erdgeschoss stehen und starrte mich an, gleichzeitig erfreut und gleichzeitig verwirrt.

„Heilige Scheiße, du lebst.“ Felix starrte mich mit immer noch dem gleichen Gesichtsausdruck an.

„Wie bist du hier reingekommen?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Ich schaute noch einmal hinter mich nach draußen, als ich Izzis Auto davonfahren sah.

„Ach, so ne Frau hat mir die Tür aufgemacht.“ Er machte einige Schritte auf mich zu, um mir schließlich beide Hände auf die Schultern zu legen. „Ich hab mir Sorgen gemacht.“

„Dner, ich war gerade mal eine Nacht weg.“ Ich starrte ihn mit immer noch hochgezogenen Augenbrauen an, als er mich plötzlich gegen seine Brust drückte.

„Jaja, aber du hast dich nicht mehr gemeldet.“ Er seufzte.

„Sorry…“

„Ja, das ist das mindeste.“ Er drückte mich wieder leicht weg um mir in die Augen zu sehen. „Wo warst du eigentlich?“ Diesmal war er derjenige, der die Augenbraue anhob.

„Öh, weg?“

„Ja öh und wo?“ Er wirkte stutzig. Verdammt. Wenn er das rausfinden würde, scheiße, wie sollte ich ihm das erklären? Das würde er mir nie im Leben verzeihen. Gott, ich brauchte eine Ausrede, und zwar eine gute!

„Äh, ich hab bei Izzi gepennt.“ Verdammt!

„Bei Izzi?“ Die Augenbraue hob sich immer mehr.

„Ja. Wir äh waren erst richtig spät zuhause und dann hat er mir angeboten, in seinem Gästezimmer zu schlafen, damit ich nicht noch so weit fahren muss…“  Als ich das aussprach, glaubte ich keine Sekunde, dass er mir das abkaufen würde. Und dementsprechend zögerte er und musterte mich, bevor er plötzlich anfing, mich anzugrinsen und mit den Schultern zu zucken.

„Ach dann, das aber nett von ihm.“

Und nun war ich diejenige, die ihn anstarrte. Wow, dieser Junge musste ein verdammt großes Vertrauen mir gegenüber gehabt haben.

„Äh ja, finde ich auch.“ Ich grinste ihn genauso an, verwirrt wie ein Alpaka im Affengehege. Das war definitiv einfacher als gedacht.

Ich lud ihn schließlich noch mit in meine Wohnung ein, er nahm es an und trottete mir eifrig hinterher, und mit jeder Stufe drückte sich ein neues, fettes Fragezeichen in  meinen Kopf. Was zur Hölle ging hier ab? Und seine Reaktion machte es nur noch schlimmer.  Dieses gigantische Vertrauen mir gegenüber. Dass er noch nicht einmal eifersüchtig war. Scheiße man. Und das Problem war, dass ich das mit Izzi nicht mal bereute. Ich bereute meine Gefühle nicht einmal. Ich fühlte mich einfach nur Dner gegenüber so schlecht, weil ich wusste, dass er sowas nie im Leben getan hätte. Niemals.

„Soll ich uns Frühstück machen?“, fragte er schließlich, als wir in meinem Apartment angekommen waren.

„Äh nee, danke, ich hab schon bei Izzi gegessen…“ Ich holte noch einmal Luft und lief in Gedanken rot an.

„Ach, kein Problem, ich hab auch nicht besonders Hunger.“ Er lächelte und legte einen Arm um meine Schulter. Irgendwas in meinem Bauch fing an zu Schmerzen, und es war sowohl dieses Schuldgefühl aus auch das Gefühl der Geborgenheit, und mir wurde unverzüglich schlecht. Wir gingen beide zu Couch und setzen uns hin, er lehnte sich gegen die Lehne und ich legte beide Beine über seinen Unterkörper, während er mich sachte gegen seine Brust drückte. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss meine Augen, und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn niemals verlassen konnte. Auch wenn die Gefühle für Izzi so stark waren. Für Felix waren sie um einiges stärker.

„Wir haben bald ein neues Projekt.“, murmelte er in meine Haare, das Kinn auf meinen Kopf gelegt.

„Ich weiß.“, antwortete ich müde.

„Du weißt?“

„Hab ich schon von gehört.“, erklärte ich. Felix streichelte vorsichtig über meinen Oberarm und wieder über meine Haare, bevor er mich noch ein wenig näher an sich heran drückte.

„Dann brauch ich dir ja nicht mehr sagen, dass ich bald für ein paar Tage weg bin.“ Er lachte leise. Dass er für ein paar Tage weg ist? Wollte er mich noch nicht einmal fragen, ob ich mitkommen wollte?

„Alleine?“, fragte ich noch mal zu Sicherheit.

„Ja mit den Jungs halt.“, erklärte er und strich über meine Hüfte.

„Achso.“ Ich öffnete meine Augen und starrte aus dem Fenster. Er hatte mich ehrlich noch nicht einmal mit eingeplant, im Gegensatz zu Izzi. Aber vielleicht wollte er auch einfach nur wieder etwas unter Jungs machen, so Kerl-Sachen oder so. Soll mir ja Recht sein, wenn er es möchte. Enttäuscht war ich trotzdem irgendwie ein wenig. Und dann schließlich, nach einigen Sekunden Schweigen und Kuscheln, spürte ich, wie er sich unter mir ein wenig anspannte. Ich konnte es mir auch nur eingebildet haben, aber ich war mir trotzdem ganz sicher. Und nur kurz nach diesem Moment fing er plötzlich wieder an, mir wie gewöhnlich über den Arm zu streichen, und ich wusste, irgendwas war faul hier. Die Weise, wie er übertrieben fröhlich wirkte, die Weise, wie er plötzlich so auffällig kuschelbedürftig war, und ganz besonders die Weise, wie er es einfach so hinnahm, dass ich bei einem anderen Typen übernachtet hatte. Mag sein, dass er mir vertraute, aber das war selbst für Dner nicht normal. Da kam einfach Null Eifersucht und einfach keine einzige Gegenfrage. Nichts. Und in diesem Moment spannte ich mich ebenso an, und Fragen über Fragen stießen in meinen Kopf, und ich bemerkte, wie Felix es bemerkte. Und schließlich, als er einen Kreis auf meinem Unterarm zeichnete, sagte er mit ruhiger Stimme:

„Schatz, kann ich dich mal was fragen?“

Mit Dir  || Izzi • DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt