Der Van

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„Bist du aufgeregt? Ich bin aufgeregt.“, Izzi grinste vor sich hin, als er gerade in die nächste Straße abbog. Ich zuckte mit den Schultern und lachte, erstaunlicher Weise war ich kein Stück aufgeregt. Aber wer weiß, vielleicht sollte sich das ja gleich noch ändern, aber naja, vielleicht auch nicht. „Ist dir eigentlich schon dieser schicke Wagen aufgefallen?“ Er grinste noch mehr und schielte zu mir herüber. Ich schaute mich in dem Wagen um und mir fiel nichts Besonderes auf, unglaublich hübsch war er auch nicht; es war ganz einfach ein einfaches Auto.

„‘n Van.“, sagte ich und hob die Augenbraue, während ich noch immer kein Verständnis für seine Begeisterung hatte.

Izzi schaute plötzlich leicht bedröppelt in meine Richtung und schmollte. „Nicht nur ein Van. Das ist DER Van.“

„Der Van. Toll.“

„Nein, DER Van. Die Betonung macht den Unterschied.“ Er schmollte immer noch und schaute mich durch den Rückspiegel mit großen Augen an.

„Na gut.“ Einige Sekunden voller Unverständnis vergingen, als ich schließlich – gerade, als ich aus dem Fenster schaute – mir fast selbst die Hand vor die Stirn gehauen hätte,  als es mir klar wurde.

„Oh mein Gott, DER Van!“, schrie ich, begeistert von meiner Intelligenz.

„Oh wow Sherlock, Gratulation, du hast es auch mal kapiert.“, er lachte und bog in die nächste Straße ab.

„Ja sorry… Ich kenn den ja nur von den Videos.“

Er schmunzelte und legte den nächsten Gang ein, jetzt wieder das breite Grinsen von vorher auf dem Gesicht.

„Wie habt ihr es hingekriegt, den wiederzubekommen?“

„Einfach gefragt.“, er lachte.

„Oh.“ Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht erwartet, dass das so einfach gehen würde. Ich strich mit der Hand über das Leder und auf einmal war es ein ganz anderes Gefühl, auf diesem Platz zu sitzen. Dieser Wagen hatte Geschichte. Ich drehte mich zu dem Rücksitz um und erinnerte mich an die Videos, in denen Ardy und Taddl lauthals gerappt oder Taddl sich breit gemacht und geschlafen hatte, und erinnerte mich an die Vlogs, in denen Hallodri Izzis Kamera hielt, während dieser fuhr, und an die Aufnahmen von der Straße und dem Song, den sie  immer spielten, wenn sie in eine neue Stadt kamen. Ich grinste und konnte plötzlich kaum glauben, in diesem Wagen zu sitzen und tatsächlich dabei zu sein. Und da war sie, die Aufregung.

Zehn Minuten später kamen wir schließlich bei Flo’s Wohnung an und versuchten, einen vernünftigen Parkplatz zu finden. Die anderen hatten sich schon vor dem Haus versammelt und wie auch der Van war auch der schwarze VW Beatle wieder mit dabei. Ich schmunzelte beim Anblick und grinste immer mehr. Hallodri stand an der Wand gelehnt und spielte an seinem Handy, Taddl saß auf seinem Koffer und war ebenfalls am Handy, Ardy stand neben Flo und lachte, während dieser eine Kamera hoch hielt und - wie Flo es halt immer machte – sich selbst und das Auto filmte, als er schließlich den heranfahrenden Van entdeckte und einen Arm in unsere Richtung hob. Taddl und Hallodri schauten auf und grinsten, während Flo und Ardy uns schon langsam entgegen kamen. Als Izzi den Van dann zum Stehen brachte, öffnete ich die Autotür und bretterte schon direkt in Ardys Arme rein.

„Riaaa heeey.“, sagte er und wuschelte mir durch die Haare. „Da hab ich wohl die Wette gewonnen, was, Flo?“

„Welche Wette?“, fragte ich und lachte.

„Och…“ Flo kratzte sich hinterm Kopf.

„Er hat gewettet, dass du nicht mitkommst, ich hab dagegen gehalten und jetzt hab ich gewonnen.“, erklärte Ardy und lachte.

„Ey. Das ist voll gemein.“ Ich spielte empört und löste mich aus seiner Umarmung.

„VAAAAAN!“, schrie ein grinsender Taddl, als er mit ausgestreckten Armen auf den Wagen zuhielt. „Ohhhh Leute das ist sowas von unser Auto jetzt.“, sagte er begeistert wie ein kleines Kind.

„Für immer Team Van, was?“, sagte Flo, der noch immer seine Kamera in die Luft hielt. Ich verdrehte die Augen und lachte, als Izzi schließlich auch aus dem Wagen stieg und sich zu uns gesellte. Wir quatschten noch eine Weile und freuten uns auf den baldigen Trip, als Izzi schließlich auffiel, dass Kluge und Dner noch gar nicht in unserer Runde waren. Das fiel mir in diesem Moment dann auch auf und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Scheiße, das hatte ich total vergessen.

„Die sind noch kurz in der Wohnung.“, erklärte Flo beiläufig, als er etwas in seiner Kamera einstellte. Ich schaute Izzi an und sah, dass er mich auch ansah und mit den Schultern zuckte, als er schließlich zur Haustür blickte und seine Lippen schmälerte. Er wendete seinen Blick wieder zu mir und deutete leicht mit dem Kopf dahin, um mir zu zeigen, dass Dner anscheinend gerade wieder aus der Wohnung kam. Ich spürte wie mein Magen sich zusammenzog und mein Herz immer schneller schlug. Reflexartig versuchte ich mich kleiner zu machen und blieb mit dem Rücken Richtung Tür  stehen. Auch wenn das eine völlig bescheuerte Idee war; ich konnte ihm nicht auf dem ganzen Roadtrip aus dem Weg gehen und schon gar nicht war ich unsichtbar. Ich hörte, wie die Schritte und seine Stimme sich näherten, und mit jedem Meter spannten sich meine Schultern und Muskeln immer mehr an. Und während die anderen sich noch immer über den Van freuten und sich unterhielten, Kluge sich dazustellte und Izzi begrüßte, sah ich im Augenwinkel Dner, als er neben Flo zum Stehen kam und mich verwirrt anschaute und mit einer überraschend ruhigen Stimme sagte: „Was machst du denn hier?“

Mit Dir  || Izzi • DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt