Farbenmeer

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• Zuvor •

Ich stand mit gesenktem Kopf vor Ardy, während wir am Geländer der hoteleigenen Veranda standen und über die gelb-weiß funkelnden Lichter im Wasser schauten. Er lehnte sich mit beiden Armen verschränkt auf dem eisernen Zaun vor uns ab und sah in die Ferne, als er seufzte und seinen Kopf zu mir wendete.

"Du weißt, was ich davon halte, richtig?"

Ich nickte, denn genau weil ich es wusste, ahnte ich auch schon, worauf er hinaus wollte. Er hatte die Beziehung zwischen Felix und mir immer unterstützt, nur wusste ich auch, dass er immer auf seiner Seite stehen würde, sobald es Probleme geben würde. Und so stand ich hier so kleinlaut, wie ich es selbst von mir nicht gewohnt war, und stimmte jeder Aussage zu, die er sagte.

"Ich will ganz einfach nicht, dass irgendjemand von diesen Dudes hier verletzt wird, okay? Ich weiß, du meinst es nicht böse, aber ich seh' schon ganz genau, worauf das alles hinauslaufen wird, wenn du so weiter machst."

"Womit weitermachen?" Ich schaute zu ihm hoch und faltete meine Hände. Ich wollte gar nicht mal wissen, wie ich in seinen Augen für ihn aussehen musste.

"Mit dem ganzen hier. Du bist mit Felix zusammen und machst sowas. Dann seid ihr getrennt und du machst weiter. Dann steckt ihr in einem Hotelzimmer fest und macht dort weiter, wo ihr aufgehört habt, und dann weiß er nicht einmal, was du und sein wohlgemerkt richtig guter Freund die ganze Zeit getrieben habt."

"Wenn du das so sagst, klinge ich wie eine Schlampe..." Ich schaute auf den Boden und atmete durch. Klar hatte ich mir die ganze Zeit diese Situation vor Augen geführt, und natürlich war mir bewusst gewesen, dass alles ganz und gar aus dem Ruder lief. Nur dachte er etwa, ich hätte das so geplant?

"Dass du das bist, will ich damit nicht sagen, aber dass dein Verhalten grenzwertig ist, muss ich dir wohl nicht mehr deutlich machen." Er redete in einem ruhigen Ton mit mir, und um ehrlich zu sein, war ich von dem ernsten und moralischen Ardy mehr als verwirrt, ganz einfach, weil ich ihn einfach nicht gewohnt war. Ich war den spaßigen Ardy gewohnt, dem faulen, den, der immer irgendeinen Blödsinn machte. Nicht den, der andere auf ihre Missetaten hinwies. Ich schluckte und zuckte mit den Schultern.

"Ich will, dass das aufhört, okay? Ich möchte weder, dass Felix angelogen, noch dass Izzi verletzt wird. Und das werden beide, das ist unumgänglich. Das weißt du, oder?" Er machte eine Pause. "Du kannst nicht zwei Freunde auf einmal haben. Du kannst nicht den einen lieben und dem anderen etwas vormachen, nur weil du dir nicht sicher bist, was du empfindest."

Wieder nickte ich nur. Ardy hatte Recht gehabt. Auch wenn ich es nicht gewohnt war, wie er mit mir redete, war es wohl das einzige, worauf ich hören sollte. Allerdings wusste er zu dem Zeitpunkt nicht, dass Felix und ich die Nacht zuvor schlussendlich unsere Beziehung beendet hatten. Dass er es eingesehen hatte, dass es nicht mehr funktioniert. "Du hast Recht.", hatte Felix gesagt. "Unsere Beziehung ist nicht mehr das, was sie mal war." Ich hätte Ardy es sagen sollen, doch als er aussprach, dass ich Felix und Izzi in Ruhe lassen sollte, und er ging, war es zu spät.

• Gegenwart •

Ich wachte auf bei dem Geräusch eines fallenden Gegenstandes, atmete tief durch und starrte an die dunkle Decke, bevor ich mich in dem gedimmten Licht des Gemeinschaftsraumes wiederfand. Ich blinzelte zu meiner linken Seite, als ich meine und Izzis verschränkten Hände bemerkte und sich augenblicklich ein kalter Schauer über meinen Körper legte. Ich schielte unsicher zur Seite, um sicherzugehen, dass Izzi ebenfalls aufgewacht war, doch wie ich feststellen musste, lag er mit dem Gesicht zu mir gewendet mit geschlossenen Augen da und atmetete friedlich und regelmäßig ein und aus. Ihn schien auch wirklich nichts aus den Träumen zu reißen. Ich tippte einige Male an seiner Schulter, flüsterte  ein, zwei Mal seinen Namen, doch als er nicht reagierte, seufzte ich, stand auf und marschierte um die Couch herum, um ihn von der anderen Seite des Sofas wachzukitzeln. Ich legte beide Hände auf seine Seite, ließ meine Finger in schnellen Bewegungen über seine Hüfte wandern und lachte, als Izzi mit aufgerissenen Augen vom Sofa purzelte. 

Mit Dir  || Izzi • DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt