Amarillo

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Das Wetter in Monaco war traumhaft, daran gab es keine Zweifel. Ich rutschte von meinem ursprünglich eingenommenen Sitzplatz auf einer sichtbar mitgenommenen Skulptur hinunter und floh in ein schattiges Plätzchen direkt neben Ardy, als mir die Sonne auf dem Kopf doch ein wenig zu extrem wurde. Wir alle hatten uns auf einem ehemaligen, großen Marktplatz versammelt und lehnten gegen unzählige Skulpturen, Bäume und Hauswände, in der Hoffnung irgendwo ein wenig Ruhe vor der inzwischen unerträglichen Hitze bekommen zu können. Die Sonne stand mittlerweile im Zenit, was bedeutete, dass es gerade nicht wirklich die beste Zeit am Tag war, um sich draußen aufzuhalten. Dort saß ich dann schließlich gegen einen verbogenen, alten  Baum gelehnt neben Ardy und streckte meine Beine  aus, während ich für ein paar Sekunden die Übrigen beobachtete, bevor mein Blick schließlich wieder zu Dner schweifte. Wir hatten nicht viel miteinander geredet heute, aber das war mir irgendwie auch ganz recht, um ehrlich zu sein. Der Wind war unangenehm still und so war es zwischen uns beiden auch. Ich beobachtete ihn, und er beobachtete mich, und ich wusste nicht, ob mir so wohl dabei war. Ich blinzelte im Sonnenlicht einige Male, bevor ich meinen Blick wieder von ihm wendete und stattdessen auf den Boden starrte. 

"Hab' ich letzte Nacht  irgendwas verpasst?", fragte Ardy mit einer gedämpften Stimme, sodass nur ich ihn verstehen konnte.

"Nicht wirklich." Ich log. Ich log wie gedruckt und klang nicht einmal annähernd glaubwürdig dabei.

"Ach komm, sag mir die Wahrheit."

Ich nahm einen kleinen abgebrochenen Zweig von dem Boden und malte einige unförmige Kreise in die Erde. "Das ist die  Wahrheit." 

"Na klar."

Ardy seufzte und im Augenwinkel sah ich, wie er sich nach hinten lehnte und den Kopf in seinen Nacken legte. Ich versuchte vergeblich die drei ungleichgroßen Kreise in eine vernünftige Form zu bringen, als ein Regenwurm das Bild zerstörte und ich reflexartig einen Satz zur Seite machte.

"Alles in Ordnung?" Er lachte und griff intuitiv nach meinem Arm um mich abzustützen, doch sobald er den falschen Alarm erkannte, löste er sich wieder von mir.

"Ja ja, nur ein äh... Wurm." Mir war es glatt peinlich, als ich es ausgesprochen hatte. Ein Mädchen, das in panischer Angst vor einem Regenwurm floh. Sah man auch nicht alle Tage. Ich griff wieder nach meinem Stock und drückte diesen unter das glibbrige Vieh, bevor ich es hochhob und angeekelt in hohem Bogen über den halben Platz schleuderte.

"Das arme Tier.", keuchte Ardy neben mir halb lachend, bevor ich sah, wie Taddl sich plötzlich zur Seite bewegte und schockiert auf den Boden starrte. "Sag mal hast du gerade Taddl abgeworfen?"

"Was? Nee quatsch, das war bestimmt was anderes..." Ich lief rot an, in der Hoffnung, dass es ehrlich nicht  so war.

"Juuunge, ich hab grad 'nen fliegenden Regenwurm gesehen, Leute.", hing Taddl es dann schließlich an die große Glocke. Alle drehten sich zu ihm um und starrten ihn verwundert an, während er sich bückte und mit zusammengezogenen Augenbrauen das vermeindlich fliegende Tier inspizierte. "Ohne Witz, das Teil ist mir gerade regelrecht entgegengeflogen."

"Ein Regenwurm.", stellte Izzi fest, als er sich neben ihn stellte. Ich zog meine Beine näher an die Brust und wusste nicht, ob ich mich schämen oder lachen sollte. Ardy hingegen prustete lauthals los und folgte interessiert dem Geschehen.

"Ja man, wenn ich's dir sage."

"Regenwürmer können nicht fliegen." Flo gesellte sich nun auch zu den Beiden und betrachtete so wie die anderen nun skeptisch das zaghaft herumkriechende Tier. Ich entschied mich dazu, das ganze lustig zu finden, also lehnte ich mich ein wenig gemütlicher gegen den Baum und genoss die Show. 

Mit Dir  || Izzi • DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt