Unbedacht

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Das Folgende verlief in guten drei Sekunden: Ich, wie ich meinen Pulli nach unten ziehe, ich, wie ich nach Atem ringe und wie auf Kommando in Sitzposition schnelle,  Izzi, wie er seine Augen aufreißt, er, wie er nach hinten taumelt, als ich nach vorne hechte, er, wie er versucht, sich mit einer Hand am Tisch abzustützen, und schließlich Izzi, wie er von meinem Körper auf den Boden fällt. Ich dachte nur: Oh shit; bevor ich realisierte, dass meine Affäre gerade meinetwegen rückwärts auf den kalten Teppichboden knallte.

„Oh mein Gott, Ria! Du bist mir eine Erklärung schuldig. Oder nein, warte, will ich das überhaupt wissen? Nein, ich glaube, ich will das gar nicht wissen. Oh Gott, Oh Gott. Verschone mich lieber, ehrlich, sonst träum ich noch schlecht.“ Sie marschierte wieder rückwärts durch die Eingangstür, beide Hände vor dem Gesicht haltend. „Ich hab nichts gesehen. Gar nichts. Ruf mich an Ria. Falls ich das wissen will. Das entscheide ich dann. Oh mein Gott.“ Und ohne auch nur einmal wieder aufzublinken, verschwand sie wieder genauso schnell, wie sie auch aufgetaucht war.

„Wo kommt Jenny denn her?“, fragte Izzi, der noch immer auf dem Boden lag.

„Sie… äh… Ersatzschlüssel.“, keuchte ich, in diesem Moment definitiv mehr als geschockt. Meine Fresse, ich dachte schon, es wäre Dner. Wenn es Dner gewesen wäre… na Prost. Ich starrte noch ne ganze Weile auf die Tür, bevor etwas neben mir zu pusten begann und ich bemerkte, wie eine Hand meine Hüfte abtastete. „Was tust du da?“, fragte ich und wendete mich zu ihm. Er lag immer noch da unten.

„Ich versuche mich abzustützen. Fräulein will mir ja nicht helfen.“

Ich rollte die Augen und griff nach seiner Hand. „Komm schon her.“ Ich grinste und zog ihn nach oben, sodass er sich wieder auf die Kante der Couch setzen konnte.

„Das war’s dann wohl jetzt, hm?“, er seufzte und schaute mich schmunzelnd an.

Ich zuckte mit den Schultern. „Sollte wohl nicht sein.“

„Das Jenny-Orakel hat gesprochen.“ Er seufzte noch einmal und fing dann an leise zu lachen. „Oh man. Ich war gerade richtig in Laune.“

„Izzi!“, ich lachte. Zugegeben, ich war es auch. Falls einem das noch nicht aufgefallen ist.

„Naja, jedenfalls, wie spät ist es eigentlich?“

Ich zuckte mit den Schultern und so schauten wir beide auf die große Runde Uhr über der Eingangstür, die Dner einmal für uns gekauft hatte. Es war kurz vor acht Uhr abends. Das hieß… eigentlich gar nichts.

„Musst du noch weg?“, fragte ich und hob eine Augenbraue.

„Nö.“ Er wendete sich wieder mir zu, während sich ein Mundwinkel nach oben zog. „Eigentlich nicht.“

„Und jetzt?“ Ich lachte. Gut, er hatte also nichts vor. Ich auch nicht. Das heißt, wir hatten beide nichts vor, an einem Montagabend, in meiner Wohnung, auf der Couch. Hm.

„Ich glaube das mit dem Rummachen war wohl ein Schuss in Ofen, huh?“ Er lachte und schaute kurz auf seine Hände.

„Ja wahrscheinlich.“ Ich lachte auch, allerdings nur um meine Sehnsucht zu überspielen. Tja, leider. „Willst du, uhm, vielleicht trotzdem hier bleiben? Filmeabend oder so?“

Er grinste. „Du kannst ja mal unser Video zusammenschneiden.“

„Ach stimmt, das gibt’s ja auch noch.“ Ich biss auf meine Unterlippe, in Gedanken an unseren aufgenommenen Kuss. Na gut, dann wollte Izzi wohl noch hier bleiben. Das kann ja was werden…

Mit Dir  || Izzi • DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt