Er schritt durch das Krankenhaus. Er blieb vor der Glastür stehen und starrte die Lippen fest aufeinandergepresst hinaus in die Freiheit. Ein Mensch, nur ein schemenhafter, geistartiger Umriss ging an ihm vorbei, öffnete die Tür und trat ins Freie. Namjoon wollte ihm folgen, doch er konnte keinen Fuß über die Schwelle setzen.
Er schüttelte traurig den Kopf und drehte sich um. Die Geister-Menschen huschten durch die Gänge, an ihm vorbei, durch ihn hindurch. Er hatte sie ‚Geister-Menschen getauft', weil er nicht wahrhaben wollte, dass sie alles andere als Geister waren, er aber dadurch viel mehr. Er war der Geist, der Körperlose. Sein Körper wurde ihm gewaltsam entrissen und doch war er an ihn gefesselt. Diese Verbindung war es auch, die ihn daran hinderte das Gebäude zu verlassen.
Es war der reinste Albtraum. Tage, Nächte, geisterte er im wahrsten Sinne des Wortes durch das Krankenhaus, suchte nach einem Ausweg nur um am Ende doch nur nichts zu finden.
Ohne Körper hatte er auch keinerlei Bedürfnisse. Er schlief nicht, er aß nicht, er trank nicht. So wurden die Tage zu einer endlosen Schleife ohne irgendwelche Ereignisse. Er ging bei Sonnenaufgang zum Haupteingang, versuchte nach dem Türgriff zu greifen, nur um immer wieder festzustellen, dass er sie nicht öffnen konnte.
Manchmal saß er die ganze Zeit in dem Zimmer, neben seinen Körper und stierte vor sich hin.
Denn was blieb ihm denn anderes übrig?
Ohne Körper konnte er keinen Gegenstand berühren, geschweige denn bewegen. Er konnte nur dasitzen und beobachten, wie die Geister-Menschen sich um seinen Körper kümmerten.
Er war ununterbrochen von ihren weißen, verschwommenen Gestalten umgeben und trotzdem war er allein.
So furchtbar allein.Er versuchte nicht daran zu denken, versuchte sein fabelhaftes Gehirn anzustrengen, um vielleicht doch einen Ausweg zu finden, ein Schlupfloch. Doch es gab keines, das wusste er nun. Er war verloren, verdammt auf ewig in dem Krankenhaus nur als körperloser Geist zu existieren.
Eines Tages, laut dem Kalender waren ein Monat, eine Woche, und vier Tage vergangen, seit Namjoon ins Koma gefallen war, kam Jin zu Besuch. Es freute Namjoon ungemein den vertrauten Umriss seiner großen Gestalt zu sehen, wie er sich ans Bett setzte und die Hand seines Körpers nahm.
Er wollte mit ihm reden, so gerne wollte er mit ihm reden. Endlich jemanden zu haben, endlich etwas zu haben, dass die erdrückende Stille verscheuchte und ihn daran erinnerte, wie Worte klangen.
Verzweifelt sackte er zusammen, ließ sich auf seinen Körper nieder und beobachtete Jins Gestalt, versuchte ein Gesicht in dem verschwommenen Umriss zu erkennen. Jin saß lange einfach nur da, Namjoons Hand in seiner, regungslos.
Mit zunehmender Zeit sorgte Namjoon sich.
Was war los? War etwas passiert?
Jins Verhalten war nicht normal. Die Angst stieg in ihm auf und hätte er noch eine Kehle, so würde diese sich schmerzhaft zuschnüren.Er versuchte zu schreien, fuchtelten mit den Armen. Kein Ton war zu hören, noch nicht mal ein Lufthauch. Verzweifelt lief er im Zimmer umher, trat gegen Tische auf denen noch nicht einmal der feine Staub aufgewirbelt wurde, als seine Glieder durch ihn hindurch glitten. Er warf sich gegen die Tür, rüttelte an den Fenstern.
Nichts, kein Laut, kein Windzug, kein kleinstes Geräusch.Verzweifelt rollte er sich zu einer Kugel zusammen, versuchte, alles auszublenden. Er wollte weinen, schluchzen, den Schmerz, die Verzweiflung und die Einsamkeit in Fluss der Tränen hinausschwemmen. Doch auch das gelang ihm nicht.
Still, körperlos, unsichtbar lag er da und wartete, dass der Tod ihn holen kam.
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War of Hormone [BTS]
Fanfiction[Abgeschlossen] ‚Kleines!', sprach er mich sanft mit meinem Kosenamen an. 'Wir haben dasselbe Geschöpf wie du in diesem Mann gesehen. Du musst es selber sagen, erst dann wirst du es auch glauben.' Ich nickte entschlossen, atmete tief durch und sprac...