Ich mochte Krankenhäuser nicht. Sie waren so...kalt. Ich mochte den Geruch nach Desinfiktionsmittel und Krankheit nicht. Ich mochte die weißen Wände und weißen Möbel und weißen Kittel nicht. Aber vor allen Dingen mochte ich den Grund für die Anwesenheit in Krankenhäusern nicht.
Nichtsdestotrotz befand ich mich soeben in einem. Ich saß in einem harten Stuhl umgeben von BTS und wartete. Wie es sich herausstellte, hatte Namjoon tatsächlich eine allergische Reaktion. Worauf testen die Ärzte gerade.
Die Stimmung war angespannt. Es fiel kaum ein Wort und die Mienen der Jungs waren verkniffen und sorgenvoll. Ich litt mit ihnen. Jimin saß links von mir und bewegte sich nicht. Er saß da wie eingefroren. Hosoek und Jin hingegen konnten nicht still sitzen. Sie standen auf, tigerten umher, setzten sich wieder oder fanden einen Grund, wie Wasser zu holen oder die Toilette aufzusuchen. Sie machten mich nervös. Noch nervöser als Jimins Nähe.
Irgendwann fragte mich Tae, ob ich nicht jemanden Bescheid geben müsste, wo ich war, weil es voraussichtlich noch länger dauern würde. Ich antwortete ihm:
'Meine Mutter arbeitet heute lange, mein Vater ist auf Geschäftsreise und mein kleiner Bruder schläft bei einem Freund. Also ist niemand da.'
Um ein Gespräch aufzubauen fragte ich ihn anschließend:
'Wie ist es bei dir - oder generell bei euch allen - habt ihr Familie?'
'Natürlich haben wir Familie!', sagte Hosoek entrüstet. 'Wir sind auch nur Menschen!'
'Also ich hab' auch einen Bruder.', berichtete mir Jimin. Seine vorherrige Starre war verschwunden.
'Ich wohne bei meiner Oma. Ohne Geschwister', kam es von Tae.
'Ich habe eine Schwester.', sagte Hosoek.
'Namjoon auch.', fügte Yoongi hinzu und stieß Jungkook in die Seite.
Die Jungs lachten und Jungkook vergrub das Gesicht in den Händen.
'Klärt mich auf!', verlangte ich und genoss die lockerwerdene Stimmung.
'Sie ist in dem Alter von Jungkook.', erklärte mir Jimin.
'Und er steht auf sie!', kicherte Hosoek.Ein Grinsen breitete sich auf Jimins Gesicht aus. Ich genoss den Anblick wie den eines Sonnenaufgangs.
'Namjoon versucht schon lange die beiden zu verkuppeln, aber unser Jüngster ist einfach zu schüchtern.' Jimin klopfte ihm auf den Oberschenkel.
'Ist langsam mal gut.', kam es gedämpft von Jungkook, da seine Kopf weiterhin in seinen Händen verborgen blieb.So plauderten wir weiter. Die Stimmung wurde immer ausgelassener und ich war froh ein Gespräch ins Rollen gebracht zu haben. Die Zeit rauschte voran und eine Stunde war vorbei ehe eine Ärztin zu uns trat. Sie war in einem fortgeschrittenden Alter und schien erschöpft.
'Herr Kim hatte eine schwere allergische Reaktion, wie Sie schon wissen. Wir haben ihm Medikamente gegeben und ihm geht es jetzt wieder gut. Es tut mir dennoch leid ihnen mitteilen zu müssen, dass wir den Grund für seine Reaktion nicht herausfinden konnten und ihn deswegen für eine Weile hier behalten müssen.'
Ich spürte wie sich Jimin neben mir anspannte.
'Was bedeutet 'eine Weile'?'
Obwohl seine Frage freundlich war, konnte ich die unterdrückte Wut heraushören.
'Ein, vielleicht zwei Wochen.'
Jimin sprang auf. Ich konnte die Äderchen an seinen Armen deutlich hervortreten sehen. Sein ganzer Körper war angespannt.
'Zwei Wochen!', polterte er los. 'Ich dachte Deutschland hätte die besten Ärzte! Wissen Sie eigentlich welcher Druck auf uns lastet?! Verstehen Sie vielleicht, dass wir uns unseren Fans verpflichtet fühlen und sie so nicht hängen lassen können?! Verstehen Sie das?!'Er wechselte in seine Muttersprache und ich verstand kein Wort mehr. Der erschrockenen Gesichter der anderen Jungs zu urteilen war es jedoch nichts freundliches. Als er den Mund zu klappte und einen Schritt der verängstigten Frau näher kam, endete sein Redeschwall.
Es herschte absolute Stille.
'Herr...herr...', stotterte die Ärztin.
'Park.', beendete Jimin mit kalter Stimme ihr Gestammel.
'Herr Park, seien Sie versichert, dass wir alles in unser Macht stehende versuchen werden, um ihren Freund zu helfen. Und das auf den schnellsten unsere möglichen Wege.'
'Das ist nicht genug!' Seine Stimme zitterte vor Zorn.Bis jetzt hatte ich das Ereignis mit weit aufgerissenen Augen verfolgt. Nun erfüllt mich merkwürdigerweise eine eiserne Ruhe. Mein Kopf war frei. Ich wusste, was zu tun war.
Ich erhob mich und trat neben ihn. Ich legte meine Hand auf seine angespannten Oberarme und die unter meiner Hand liegenden Muskeln konnten nur einen kleinen Teil meines klaren Verstandes vernebeln.
'Jimin.', sprach ich ihn mit sanfter Stimme an. 'Du kannst nicht mehr von ihnen verlangen. Ich verstehe es vollkommen, wenn du dich sorgst und auch an eure Fans denkst, aber glaub mir, die Ärzte verstehen ihr Handwerk. Wenn sie sagen Namjoon muss länger bleiben, dann muss er das auch.'
Er wandte sich mir zu und in seinen dunklen Augen flackerte ein Feuer aus Wut.
'Misch dich nicht ein! Du gehörst nicht zu uns.'
Ich zuckte zurück, als hätte er mich geschlagen. Das Feuer in seinem Blick schrumpfte, dennoch wandte er sich von mir ab und fuhr damit fort die Ärztin zu bearbeiten.
Ich drehte mich um und ging mit schnellen Schritten den langen Flur entlang.
Was hast du dir nur dabei gedacht? Einfach mit einer Gruppe fremder Typen durchbrennen? Das konnte doch nur ein Reinfall werden!
Ich hörte, wie mein Name gerufen wurde und hoffte, dass es nicht Jimin war. Ich wollte keine Entschuldigung. Ich wollte ihn nie mehr wieder sehen, nie mehr in seine wunderschönen, unendlichen, tiefen Augen sehen, nie wieder seine warme Haut an meiner spüren, nie wieder diesem Verlangen nach ihm nachgeben. Er sollte mit BTS verschwinden und mich in meinem öden und langweiligen aber normalen und risikofreien Leben lassen.
Kühle Finger schlossen sich um mein Handgelenk. Ich wirbelte herum und blickte in die schmalen Augen von Yoongi.
'Geh nicht.' Er sagte es ohne eine Emotion.
'Wieso? Ich gehöre doch nicht zu euch!' Ich konnte den kindlichen Trotz in meiner Stimme nicht unterdrücken.
'Er braucht dich, Maggie. Jimin braucht dich.'
Ich schnaubte.
'Er ist unberechenbar und hat sich nicht unter Kontrolle, das hast du eben am eigenen Leib erfahren müssen. Er ist ein bisschen das Problemkind. Dazu sein Stolz.' Yoongi schüttelte traurig den Kopf. 'Aber du...ich weiß auch nicht...du schienst ihn ruhiger zu machen. Vernünftiger.'
'Wir kennen uns doch erst seit einigen Stunden.' Ich raffte verzweifelt die Hände.
'Das ist es ja! Schon in dieser kurzen Zeit und zu diesen außerordentlichen Bedingungen hast du ihn beeinflusst.'Ich musste mich abwenden, weil er sonst den Schmerz in meinen Augen gesehen hätte.
'Er findet nichts an mir. Niemand findet je was an mir. Ich bin viel zu unscheinbar. Bitte, Yoongi, erzähl mir keine Lügen, damit ich zurückkomme.'
Er schien ehrlich verblüfft.
'Wovon sprichst du?'
'Bitte.' Ich biss mir auf meine zitternden Unterlippe. 'Lass mich gehen!'
Meine Augen füllten sich mit Tränen und Yoongis Gesicht verwandelte sich wieder in seine typische Maske. Er nickte mir zu, dann drehte er sich um.Ich schluckte, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Doch es half nichts. Der Schmerz war da.
Ich wusste nicht, was ich mir erhofft hatte. Ich wusste nur, dass diese Hoffnung in dem Moment, in dem Jimin mit seinen lodernen Blick und seinen scharfen Worten ein Messer in mein Herz gestoßen hatte, in tausend Scherben zersprungen ist.
Und das tat furchtbar weh.Ich drehte mich um und verließ fluchtartig das Krankenhaus, während heiße Tränen meine Wangen hinunter liefen.
DU LIEST GERADE
War of Hormone [BTS]
Fanfiction[Abgeschlossen] ‚Kleines!', sprach er mich sanft mit meinem Kosenamen an. 'Wir haben dasselbe Geschöpf wie du in diesem Mann gesehen. Du musst es selber sagen, erst dann wirst du es auch glauben.' Ich nickte entschlossen, atmete tief durch und sprac...