Kapitel 40 - Es gibt noch Hoffnung

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Ich starrte mit schreckgeweiteten Augen auf Jimin hinunter, während mir langsam die Tränen die Wange hinunterliefen. 

Nein, nein, nein!

Ich griff nach Jimins Hand, verhakte unsere Finger miteinander.
Jimin!', hauchte ich.
Kannst du mich hören?'
Mein Körper begann zu zittern und ich beugte mich hinunter, lauschte nach seinem Atemzug.

Stille. Nichts als Stille.

'Nein!', schluchzte ich auf und verbarg mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Die Gedanken sickerten träge wie klebriger Sirup durch meinen Kopf und das lähmende Gefühl des Schockes schwand nach und nach.

Schmerz fuhr mir so heftig in die Brust, dass ich aufschrie und mich zusammenkrümmte.
Jimin!
Ich löste mich von ihm, blickte runter auf sein verschmutztes, lebloses Gesicht.

Das war zu viel.

Unglaublicher, alles verzerrender Schmerz brach über mich hinein. Ich legte den Kopf in den Nacken, starrte hinauf in den vor Rauch verdunkelten Himmel und schrie den Schmerz hinaus.
Ein heftiges Schluchzen durchschüttelte mich und ich krümmte mich zusammen, umklammerte Jimins Hand. Der Schmerz schwoll immer mehr an, betäubte alles.
Es war nicht auszuhalten.

Eine Hand berührte mich an der Schulter und riss mich herum, wollte mich von Jimin wegzerren. Verschwommen sah ich ein rußgeschwärztes Gesicht vor mir. Er redete auf mich ein, doch ich verstand kein Wort. Der Schmerz war zu laut.

Plötzlich holte er aus und ich spürte einen anderen, viel erträglicheren Schmerz an meiner Wange. Mein Blickfeld klärte sich auf und ich erkannte Tae vor mir. Fassungslos betastete ich meine Wange. Er hatte mich geschlagen.

'Es tut mir leid! Ich musste das tun.'
Er zog mich auf die Füße.
Du musst dich beruhigen, hörst du!', redete er auf mich ein und ich hatte Mühe seine Worte zu verstehen.
Ich wollte mich zu Jimins leblosen Körper umdrehen, doch Tae umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und drehte es nicht gerade sanft zu ihm um.
Nicht hinsehen!', sagte er leise und erst jetzt entdeckte ich denselben, unfassbaren Schmerz in seinem Gesicht wie jener, der in meinem Inneren tobte.
Zwei Medicatoren kümmern sich um ihn.', erklärte er mir leise und sah mir fest in die Augen.

Ich suchte meine Stimme, versuchte mit meiner schweren Zunge Worte zu formen.
Aber...', krächzte ich.
Er atmetet nicht mehr!'
Eine erneute Welle von Schmerz brach über mich herein und meine Beine zitterten, konnten das Gewicht nicht mehr tragen. Tae nahm die Hände von meinem Gesicht, schlang sie um meine Taille und drückte mich gegen sich. Er legte das Kinn auf meinen Kopf, hielt mich fest umschlungen. Ich starrte auf seine nackte Brust, die unter dem zerrissen und verbrannten T-Shirt gut sichtbar war.

Es gibt noch Hoffnung.', sagte Tae leise und zog mich noch ein Stückchen näher an sich.
Es gibt noch Hoffnung.', wiederholte ich monoton.

Es gibt noch Hoffnung.

Die Worte schwebten durch meinen Kopf, nahmen ihre Gestalt an. Ich klammerte mich an ihnen, hielt mich mit aller Kraft fest, während der Schmerz wie eine unbesiegbare Strömung an mir zerrte.

Es gibt noch Hoffnung...

***

Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich zur Villa zurückgekommen bin.
Ich wusste nur, dass Jin mich ausgezogen und unter die Dusche gestellt hatte. Es war mir egal, dass er mich nackt sah, es war mir auch egal, dass er mich sanft in ein Handtuch gehüllt hatte, mir geholfen hatte mich wieder anzuziehen und mir die Haare trocken geföhnt hatte. Selbst wenn der Schmerz mich nicht komplett gefangen hielt und mein Umfeld von mir abschnürte, würde es mich am wenigsten stören, wenn es Jin gewesen wäre, der mir half mich zu säubern. Ich wusste schließlich, dass er schwul war und war es dann nicht fast so, als würde meine beste Freundin es tun?

War of Hormone [BTS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt