Kapitel 23 - Die Idylle eines Gartens

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Als die Sonne vollständig untergegangen war und Jungkooks Zimmer im Dunkeln lag, versiegten meine Tränen. Ich wischte mir mit dem Unterarm über die Augen und löste sanft Jungkooks verkrampften Finger aus meinem Shirt.
Er sah mich aus großen Augen an.
,Das warst nicht du, Maggie.'
Ich schüttelte traurig den Kopf.
,Doch, Jungkook, das war ich. Ich und nur ich allein bin zu so etwas fähig. Ich hatte schon immer eine dunkle Seite, die ich durchgehend unterdrückt hielt und nur in den Geschichten, die ich las oder schrieb ausleben konnte, aber durch den Hybriden, den ich nun bin, kam sie mächtiger als je zuvor zum Vorschein. Diese Seite hat mich gesteuert und ich verspreche dir, dass ich das nie mehr zu lassen werde. Ich werde dir nie mehr weh tun, das schwöre ich.'
Er schüttelte beharrlich den Kopf.
,Das ist keine Seite von dir. Das ist einzig der Vampir in dir. Sie sind die boshaftesten Geschöpfe, die es gibt. Aber sie sind auch unglaublich mächtig. Und deswegen konntest du ihn nicht aufhalten.'
Ich lächelte ihn an. Er war einfach zu süß.

Trotzdem teilte ich seine Auffassung nicht. Das war ich gewesen. Und meine Schuld wird mich immer wieder einholen, das wusste ich. Aber ich ließ ihn das nicht wissen.
,Ich glaube, ich sollte nach Jimin sehen.'
Er schälte sich aus meinen Armen und ließ mich aufstehen.
,Weißt du wo er ist?'
Er legte den Kopf schief und überlegte.
,Versuch es im hinteren Garten. Da ist eine Laube; er ist gerne dort.'
Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg nach unten.

Am Ende der Treppe blieb ich wie erstarrt stehen, als ich fast in Yoongi rein lief. Kurz ließ ich meinen Blick über sein Gesicht huschen, doch als ich dort nur den Schmerz blitzen sah, senkte ich ihn schnell wieder.
‚Wo willst du hin?', fragte er mit leiser Stimme.
‚In...in den Garten. Zu Jimin.'
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
‚Lass sie, Yoongi.', ertönte Hobis Stimme.
Ich drehte mich überrascht zu ihn um und sah ihn auf einem Barhocker sitzen und sich Eis an den Hinterkopf pressen.

Stimmt, dachte ich bitter. Das war ja auch ich.

Yoongi starrte mich noch einige Sekunden an, dann trat er zur Seite. Den Kopf gesenkt, huschte ich durchs Wohnzimmer und erreichte erleichtert die Tür, die in den hinteren Garten führte. Ich trat hinaus und atmete tief die kühle Abendluft ein.
Mein Blick fiel auf ein Laube und wie es Jungkook prophezeit hatte, stand Jimin in dieser, mir den Rücken zu gewandt. Ein Weg aus Kies an dessen Rand in regelmäßigen Abständen kleine Laternen aufgestellt waren schlängelte sich durch einen dicht bepflanzten Garten. Die Laube wurde ebenfalls mit einem sanften, gelben Licht beleuchtet. Eine Hollywoodschaukel und eine Handvoll Sessel standen in ihr. Außerdem rankte sich Efeu um ihre Seite und bildeten das Dach. Ich konnte verstehen, warum Jimin gerne dort war.

Langsam folgte ich den Weg, den Blick auf Jimins breites Kreuz gerichtet. Mein Herz klopfte laut und albern gegen meinen Brustkorb, wie so häufig, wenn ich in seiner Nähe war. Er drehte sich nicht um, obwohl er meine knirschenden Schritte gehört haben musste. Mein Mut verließ mich und ich blieb stehen. Doch dann raffte ich die Schultern und trat entschlossen in die Laube. Wir mussten reden.

Ich trat neben ihn und entdeckte einen kleinen Teich zu meinen Füßen. Die Grillen zirpten, irgendwo quakte ein Frosch. Die Luft roch nach Feuchtigkeit und Sommer. Es war friedlich gerade zu idyllisch.

Ich warf Jimin einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht wurde nur schwach erleuchtet, trotzdem konnte ich den Schmerz von seiner Mimik ablesen.
Ich biss mir auf die Lippen.
'Jimin, ich...', fing ich an, doch er hob die Hand und brachte mich so zum Schweigen.
‚Sag einfach nichts, ok?'
Seine Stimme war leise, brüchig.
Ich nickte und senkte den Kopf, damit er nicht sah, wie sehr seine Reaktion mir zu schaffen machte.

War of Hormone [BTS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt