Kapitel 6 - Ein Besuch im Krankenhaus

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Ich betrat das Krankenhaus. Mein Kopf wollte sich immer noch nicht an die Umgebung gewöhnen. Ich fühlte mich unwohl. Da erblickte ich Tae's blond-gefärbten Haarschopf. Ich ging auf ihn zu und tippte ihn auf die Schulter. Er drehte sich um, sah auf mich hinunter und fing an zu lächeln.
'Da bist du ja!'
Ich beugte sich herab und umarmte mich freundschaftlich.
'Komm, ich bringe dich direkt zu Namjoon.'
Ich lächelte ihn verlegen an und folgte ihm.

Den Weg zu Namjoons Zimmer plauderte Tae unbeschwert mit mir. Wir unterhielten uns über meine Schule und wo der Unterschied zu seiner alten in Korea lag. Es war interessant etwas über sein Land zu erfahren.
Als wir aus dem Auszug traten und ich über einen Scherz von ihm lachte, rannten wir fast in Jimin hinein.
'Oh, entschuldige!'
Er sah über mich hinweg und musterte Tae finster. Ich berührte ihn am Arm, um auf mich aufmerksam zu machen.
'Hi, Jimin.'
Er sah mich an und die Härte verschwand aus seinem Gesicht. 'Hallo, Kleines.'
Er schloss mich in seine Arme und ich genoss die Wärme seines Körpers und das Gefühl der Geborgenheit, das er in mir hervorrief. Viel zu schnell lösten wir uns wieder von einander.
'Komm mit!'
Er umgriff mein Handgelenk und zog mich mit. Ein wenig verwirrt stolperte ich hinter ihm her. Ich sah mich nach Tae um und sah, wie er uns mit nachdenklicher Miene folgte. Die ganze Situation war bizarr.

Schließlich machte Jimin an einer Tür mit der Zahl 258 Halt und klopfte an. Jin öffnete uns die Tür.
'Hallo, Maggie.'
Er lächelte mich freundlich an.
'Ich freue mich, dass du kommen konntest; Namjoon erwartet dich schon. Aber gib Acht; er ist noch nicht sehr fit.'
Die Sorge trat in seine warmen Augen und verdunkelte diese. Es war offensichtlich wie viel Namjoon ihn bedeutete. Ich drückte beim Vorbeigehen mitfühlend seinen Arm.

Mein Blick fiel auf das Bett vor mir. Es war weiß mit weiß-blauer Bettwäsche. Langsam fing ich an die Farbe zu verachten. Die Person, die in dem klapprigen Bett lag hatte nicht viel mit dem Namjoon gemein, den ich aus den Fotoalben oder den You-Tube-Videos kannte. Er war blass. Weiß. Fast so weiß, wie so vieles in diesem Haus. Das lilafarbene Haar hob sich sehr von seiner Haut ab. Er lag reglos, mit geschlossenen Augen da. Ich ging vorsichtig auf ihn zu; ich wollte ihn nicht erschrecken.

Da schlug er die Augen auf und hustete. Ich wartete bedrückt den Hustenanfall ab. Als er geendet hatte, drehte er seinen Kopf zu mir und sah mich mit matten Augen an.
'Sie sind also Maggie Millich.'
Seine Stimme klang dünn und schwach. Nicht so eindrucksvoll und dunkel, wie in den Songs. Ich nickte als Antwort. Der Mitleid schnürte mir die Kehle zu.
Er winkte mich schwach zu sich. Ich ging bedächtig auf ihn zu und setze mich vorsichtig auf die Bettkante. Ein kurzes, blasses Lächeln huschte über sein Gesicht.
'Ich muss ziemlich scheiße aussehen. Entschuldigen Sie!'
Ich schüttelte den Kopf und rang mich zu einem Lächeln durch.
'Sie sehen Ihrem Zustand entsprechend aus.'
Nun war sein Lächeln deutlicher.
'Das bestätigt meine Vermutung.'
Ich wollte etwas erwiedern, doch Namjoon wurde von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt. Jin eilte sofort herbei und gab ihm etwas zu trinken. Dann strich er ihm liebevoll durch das dichte Haar und trat zurück. Namjoon blickte ihn dankbar an und bat Jin ihn mit mir allein zulassen. Nach kurzer Überzeugung von Jin ging auch Jimin aus dem Zimmer, nicht ohne uns vorher einen eindringlichen Blick zu zu werfen. Ich schaute ihm böse an. Sein Verhalten war unmöglich. Als er die Tür hinter sich schloss, seufzte ich und wandte mich wieder Namjoon zu. Dieser hatte unseren Blickaustausch mit wachsender Interesse beobachtet.
'Jaja, Jimin. Passt auf seine Beute auf wie ein alter Wolf.'
Ich spürrte wie ich errötete.
'Nein. Das...das hat nichts zu bedeuten.'
Sein Grinsen war nun echt.
'Du hast ja keine Ahnung.'
Entrüstung machte sich in mir breit. Ich schluckte sie hinunter und versuchte meinen angeknacksten Stolz zu vergessen. Ich würde Namjoon in diesem Zustand nicht wütend anfahren.
'Oh, entschuldigen Sie, ich bin ins 'Du' gerutscht.'
Er rieb sich über das kränklich aussehende Gesicht.
Ich winkte ab.
'Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir dabei bleiben.'
Er nickte.
'Was ich mit dir besprechen wollte,...'
Ein Husten unterbrach seine Worte. Bedrückt und hilflos betrachtete ich seine bebende Gestalt. Ich würde so gerne etwas tun, irgendetwas. Doch wir standen uns nicht nahe genug, um seine Hand zu nehmen und ich wusste nicht, wo ich Wasser auftreiben sollte.
'Ich will, dass du auf meine Jungs aufpasst.', begann Namjoon mit gefasster Stimme. 'Sie sind alle nicht leicht und haben sich viel zu oft in den Haaren, als das es gut für den beständigen Frieden unter uns wäre. Du musst sie beschäftigen. Zeig ihnen Deutschland, zeig ihnen dein Land.'

Eine lange Zeit lang schwieg ich und versuchte seine Worte zu verarbeiten. Sie waren direkt und nicht einfach zu verstehen.
Schließlich nickte ich und nahm mir fest vor, mein bestes zu tun, um den Jungs zu helfen.
Namjoon schien zufrieden mit meiner Antwort und ließ sich mit einem schmerzvollen Stöhnen in die Kissen sinken. Dann rollte er sich zu einer Kugel zusammen und presste die Stirn gegen die Knie. Mein Herz zog sich bei seinem Anblick vor Mitleid zusammen.
'Ich danke dir.', presste er hervor. 'Geh jetzt und kümmere dich um meine Jungs. Vor allen Dingen Jin braucht Ablenkung. Er verausgabt sich viel zu sehr.'
Er hüstelte. Ich stand seufzend auf.
'Wenn du etwas brauchst...'
'Mir geht es gut...ich brauche nichts.'
Wir beide wusste, wie sehr es der Unwahrheit entsprach. Dennoch ging ich kommentarlos zur Tür. Ich hatte meine Hand schon auf der Türklinke, als ich mich umdrehte und sagte:
'Werd gesund, Namjoon.'
Von ihm hörte man nur ein gedämpftes Murmeln:
'Das werde ich. Das werde ich."

War of Hormone [BTS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt