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"Du kannst immer zu uns kommen Sam!" sagte Frau Chest, die sich als Clara vorgestellt hatte. Ihr Mann heißt Harald. Ich musste mir auch ein grinsen verkneifen. Das gute ist aber, dass sie ganz nett sind und mich verstehen.

"Ich werd es tun und danke nochmal für das Essen und für das tolle Gespräch" lächelte ich sie an. Sie nickte " Das war selbstverständlich. Und vergiss nicht Kind! Mach etwas aus deinem Leben!" sagte sie und strich über meine Wange. "Mom! Ich treffe mich gleich noch mit paar Jungs" schrie Jaden in den Flur und ging in sein Zimmer. "Ach hätte ich doch eine Tochter" lachte sie und verdrehte die Augen.

Wir verabschiedeten uns und im nächsten Moment war die Tür zu. Ich bewegte meinen Körper zum Gehweg und blieb eine Weile stehen.

Weit und breit kein Mensch. Es war schon etwas dunkel geworden, weshalb die Laternen an gingen. Der kühle Sommerwind wehte mir durch die Haare. Es war ein schönes Gefühl. Ich sah mich um, als mein Blick bei einem Fenster stehen blieb. Das Zimmer von Adriano. Es brannte immer noch licht. Da kommt mir eine gute Idee. Muhaha

Ich zog meinen Rucksack fester an meinen Rücken und richtete meine Cap. Ich ging so schnell es geht auf die andere Straßenseite und schlich mich hinter das Haus. Ich suchte nach einem Balkon und genau an seinem Zimmer fand ich eins. Zufall? Ich glaube nicht.

Ich kletterte auf einen komischen Zaun, der am Haus angelegt war und sprang von da aus auf den Balkon. Mit aller Kraft kletterte ich da rein und setzte mich hin. Ich atmete kurz durch und sah nach der Tür. Sie war offen! Jackpot. Ich sah leicht ins Zimmer rein und konnte Adriano am Pc sitzen sehen. Er saß mit dem Rücken zu mir und zockte irgendein Spiel. Er hatte auch Kopfhörer an, was heißt er hört mich nicht.

Ich stand auf und betrat leise das Zimmer. Es war genauso wie das letzte mal hier. Etwas durcheinander aber schön eingerichtet. Ich legte leise meinen Rucksack ab und lief auf ihn zu. Eine Zeit lang beobachtete ich ihn und als es mir langweilig wurde, legte ich meine kalten Hände auf seine Augen.

"Mom?" fragte er hoffnungsvoll und legte seine Kopfhörer ab. "Da muss ich dich enttäuschen" sagte ich und nahm meine Hände weg. Er drehte sich mit dem Stuhl um und sah mich schockiert an. "Wie bist du hier reingekommen und wie lange bist du schon hier?" fragte er mich etwas sauer. " Das Haus ist was für Anfänger und seit wann ich hier bin? Ist egal aber jetzt mal im ernst wie konntest du den einen Typen im Busch nicht sehen? Du hättest ihn locker treffen können!" lenkte ich vom Thema ab. "Wenn du es so gut kannst! Dann Spiel doch selber eine Runde!" sagte er und übergab mir den Kontroller.

Es verging eine halbe Stunde, in der ich schon über 4 mal gewonnen hatte. "Na also! Brauchst du noch einen Beweis?" fragte ich ihn und lachte etwas. "Ne lass gut sein! Du hast zwar gut vom Thema abgelenkt aber jetzt bin ich dran. Wie bist du hier reingekommen und wieso?" fragte er mich und drehte den Stuhl in seine Richtung. Ich lehnte mich nach hinten und deutete auf den Balkon "die Tür war offen" "das erklärt trotzdem nicht, wie du hier gekommen bist. Das sind ganze 4 Meter hoch" kam es von ihm, während er die Tür schloss. "Ich bin gut im klettern" zuckte ich mit den Schultern. "Oke und wieso bist du hier?" "Ich wollte mit dir reden" sagte ich. "Du bist echt lustig. Du könntest auch einfach unten klingeln" sagte er und schüttelte den Kopf.

"Kannst du mir die Klingel zeigen?" fragte ich blöd. "Klar komm mit" sagte er und lief los. Ich nahm schnell meinen Rucksack mit und ging ihm hinter her. Er öffnete die Haustür und zeigte auf eine Klingel. "Hier ist die Klingel! Dann drückst du da einmal drauf und dann wartest du" erklärte er es mir. Denkt er echt ich bin so dumm? "Gut dann weiß ich beim nächsten mal bescheid" sagte ich neutral und ging. Ja ich bin einfach durch die Haustür gelaufen und gehe jetzt nachhause.

Ich hab es gut mit ihm gemeint aber irgendwie ist er immer noch angepisst. "Hey wo gehst du jetzt hin?" schrie er mir hinter her. "Ich gehe nachause und denk nicht dran, mir hinter her zu laufen!" schrie ich zurück, ohne nach hinten zu schauen.

Ich hörte schnellen Atem und schnelle Schritte, die auf mich zu kamen. Ich blieb stehen und sah hinter mich. Adriano rannte schon fast auf mich zu, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er mir nicht hinter her laufen soll! Augenverdreht wartete ich auf ihn.

Als er endlich bei mir ankam sah ich ihn neutral an und wartete auf irgendein Wort. "Was willst du überhaupt von mir" fragte ich neutral, da er nichts sagte. "Ich will dich Nachhause begleiten!" kam es von ihm. "Nein das wirst du nicht!" sagte ich und tippte auf seine Brust. "Du gehst mir nicht mehr hinter her! Du stalkst mich auch nicht mehr! Dir soll es egal sein was ich tu und du hälst gefälligst abstand von mir!" knurrte ich fast und tippte ihm jedes mal auf die Brust. "Ich weiß nicht wie ich mich in Menschen täuschen konnte. Ich weiß es einfach nicht.." sagte ich und wischte mir eine Tränen aus dem Gesicht. "Du hast mich plötzlich abgewiesen und mich dumm gestellt. Du hast alles nur vorgespielt! Wer bezahlt dich dafür, dass du so einer wie mir weh tust?" fragte ich ihn, doch wartete garnicht auf eine Antwort. Ich ging einfach davon und wischte mir jedes mal aufs meine Tränen weg.

Meine Augen wurden Blau, obwohl ich vor kurzem erst gelacht hatte. Wie schön es war, bei der Familie zu essen.

Ich lief immer gerade aus. Mein Kopf war gesenkt und meine Augen voller Tränen. Ich könnte meinen, ich hinterlasse eine Tränenspur hinter mir. Mein Herz tat weh und meine Hände zitterten. So hab ich mich das letzte mal gefühlt, als ich zum ersten mal von einem Menschen zur Seite geschubst wurde. Es bleibt eine Erinnerung.

"Hey Jungs da läuft noch eine hübsche vorbei! Jaden los. Diesmal musst du sie ansprechen" schrie einer, worauf ein Typ auf mich zu kam. Er hielt mich auf und hob mich am Kinn hoch. Es war Jaden! Ich hatte richtig gehört. Ich sah ihm gezwungen in die Augen. Ich konnte mich nicht wehren. Ich hatte keine Kraft. Die Trauer nimmt alles weg.

"Wieso weinst du kleine?" fragte er mich und hockte sich zu mir runter. "Es ist egal" schluchzte ich und sah zur seite. "Wer hat dir weh getan, Sam" er zwang mich wieder in seine Augen zu sehen. Er hatte Braune und Blaue Augen. Schuldgefühle und Trauer war zu sehen. Er fühlt sich schuldig, weil er nichts machen kann und Trauer? Etwa, weil es mir schlecht geht? Das kann nicht stimmen oder doch?

"Ich werd dich Morgen ausfragen und wehe du lügst mich an!" knurrte er und strich mir über dir Wange. "Komm gut Nachhause" sagte er noch, stand auf und ging zu seinen Jungs. "Sie ist 12 Jungs! Das ist nichts für mich!" lachte er, worauf dir anderen mitlachten.

Ich kam zuhause an und legte mich auf mein Bett. Es war komisch. Er war wie ausgetauscht. Ich meine Jaden war davor der "böse" und Adriano der "liebe". Es ist, als hätten sie die Rollen getauscht. Es ist so, als hätte ich keinen von beiden wirklich gekannt.

Hatten beide eine Maske auf?
War ich Blind?
Bin ich tatsächlich Dumm?

Ich weiß nicht was denken soll.

Nach einer Zeit wurden meine Augen träge und ich schlief ein.

Die Augenfarbe ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt