Ich bin gerade, vermute ich, der glücklichste Mensch auf Erden. Einmal im Leben bin ich so froh unbeliebt in meiner Stufe zu sein und deshalb alleine zu sitzen, aber nur aus einem ganz bestimmten Grund. Und der heißt Jimin. Denn weil er gestern gefehlt hat, muss er sich auf den letzten freien Platz setzen und dieser ist leider neben mir.
Als er durch die Reihen geht, schaue ich nicht auf, weil ich weiß, dass ich seinen Gesichtsausdruck nicht ertragen würde. Ich spüre einen leichten Wind, als er sich auf dem Platz neben mir fallen lässt und seine Tasche auf den Tisch legt.
Er beugt sich zu mir herüber:»Guten Morgen, Y/N.« Sein Atem trifft meine viel zu empfindliche Haut, Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper und ich starre nach vorne.
Dann stottere ich:»Äh, g-guten.. Morgen?«
Er lächelt mich an und zeigt auf mein Heft und Buch:»Darf ich bei dir mit rein gucken? Hab meine Sachen vergessen.«
So langsam verstehe ich, warum er die Klasse wiederholen muss, er scheint abgelenkt zu sein und sich nicht um die Schule zu kümmern. Aber das sage ich natürlich nicht, stattdessen murmele ich irgendetwas und schiebe ihm meine Sachen bis zur Mitte unseres Tisches hin.
Während wir die Hausaufgaben kontrollieren, muss ich verzweifelt feststellen, dass ich trotz meiner Mühe und geopferten Zeit ziemlich viele Fehler habe und eigentlich keine einzige Aufgabe richtig habe. Zwar wiederholen wir nur das, was wir in der neunten Klasse, letztes Jahr, hatten, aber Mathe war noch nie mein Fach.
Energisch radiere ich die falschen Zahlen weg und murmele:»Ich versteh das einfach nicht! Was ist an dieser verdammten Aufgabe falsch?«
Dabei vergesse ich völlig, dass Jimin neben mir setzt. Er lehnt sich zu mir, sodass seine Schulter meine berührt und fragt:»Was verstehst du nicht?« Ich starre ihn durch meine Brillengläser an, gerade er muss das fragen, als ob er das verstehen würde! Er sieht mich fragend an und sagt noch einmal:»Was verstehst du nicht, Y/N?«
»Naja, also.. woher weiß ich denn was ich suche? Guck mal, hier steht einfach nur, dass Seite a sechs Zentimeter und Seite c 10 Zentimeter lang ist, aber ich verstehe nicht welchen von den drei Sachen ich benutzen muss um Seite b zu finden. Sinus, Kosinus oder Tangens?«
Er nimmt mir meinen Bleistift weg und beugt sich zu mir, sodass seine Schulter jetzt direkt an meiner ist und ich sein Rasierwasser und Deo rieche, aber er riecht auch nach Rauch. Dann kritzelt er irgendetwas in meine Skizze und sagt:»Schau mal, c ist die längste Seite, deshalb ist es auch die Hypotenuse.«
»Ja und?«, frage ich.
Er schreibt etwas auf den Rand meines Heftes, dann sagt er:»Wenn du das auswendig lernst und weißt, dass die längste Seite immer die Hypotenuse ist, bist du auf der sicheren Seite.«
Ich schaue auf seinen Merkzettel:
Sinus = Gegenkathete durch Hypotenuse
Kosinus = Ankathete durch Hypotenuse
Tangens = Gegenkathete durch AnkatheteTrotzdem verstehe ich immernoch nichts. Jimin schaut nach vorne an die Tafel, als ich ihn an tippe, fragt er:»Hm?«
»Und woher weiß ich was Gegen- und Ankathete ist?«
Er grinst und sagt:»Also ein Mathegenie bist du nicht, oder?«
Ich sehe ihn grimmig an und sage empört:»Tut mir leid, dass ich in Mathe nichts verstehe.«
Er lacht leise, was mir beinahe den Boden unter den Füßen wegzieht, dann sagt er:»Ist doch gut, dann kann ich dir wenigstens bei etwas helfen.«
Irgendwie hat seine Stimme einen besonderen Unterton angenommen, einen, der mich sichtlich erregt. Statt auf seinen seltsamen Unterton einzugehen, frage ich, ganz der Streber:»Warum bist du so gut in Mathe?«
Er geht sich durch die Haare und grinst mich an, als ob ich ihm bei irgendetwas rein gefuscht hätte. »Weiß auch nicht. Ich mag Mathe.«
»Klasse, ich bin das geniale Gegenteil.«
Er lacht wieder leise und schaut mich fast interessiert an:»Dafür bist du bestimmt in etwas anderem gut, was ich überhaupt nicht kann.«
»Was kannst du denn überhaupt nicht?«
Jimin scheint zu überlegen:»So gut wie alles andere.«
Ich hebe verblüfft die Augenbrauen und frage:»Das kann doch nicht sein. Wegen welchem Fach musstest du denn wiederholen?«
Er schaut mich lange einfach nur an. Ausdruckslos, fast als würde er überlegen müssen, was er nun sagt. Für einen kurzen Augenblick denke ich, dass er mich nicht verstanden hat, dann aber öffnet er den Mund, langsam und überlegt. Seine Stimme klingt extrem leise, als er spricht und ich verstehe sofort, dass was er sagt, nur für meine Ohren bestimmt ist:»Ich habe freiwillig wiederholt.«
»Was?«, frage ich entsetzt. »Wieso?«
Wer wiederholt die Klasse schon freiwillig?Nun scheint er genervt zu sein, er schaut nach vorne und das schöne Lächeln ist verschwunden, stattdessen ist da dieser kalte und abfällige Blick:»Du solltest aufhören immer so neugierig zu sein, das nervt."
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In der Mittagspause renne ich zu Rosé, denn ich weiß beim besten Willen nicht wie ich schlau von diesem Jungen werden soll. Im einen Moment flirtet er mit mir und im nächsten lässt er mich eiskalt abblitzen, das ist doch total krank! Und das Schlimmste ist ja, dass ich gleich noch Chemie habe. Klar, eigentlich ist Chemie mein absolutes Lieblingsfach, aber die Sorge, dass Jimin wieder in meinem Kurs ist, zerreißt mich fast. Ich will ihn einfach nicht mehr sehen, es ist so demütigend.
Bevor ich mich auch nur Rosé öffnen kann um ihr all meine Sorgen zu erzählen, bombardiert sie mich:»Du glaubst nicht, was ich gerade erfahren habe! Du glaubst es nicht!« Ich blinzle benommen. Sie klingt total aufgeregt, gleichzeitig aber auch enttäuscht, ich mustere sie fragend. Dann sagt sie:»Ich hatte ja gerade Sport und da flöten die Prinzessinnen ja für gewöhnlich am meisten..«
»Jetzt erzähl schon!«, warne ich sie, als sie nicht weiterspricht.
Sie sieht mich enttäuscht an:»Jimin hat mit Seulgi gevögelt. Und er ist auch sonst nicht der Typ, der großen Worte, Y/N. Er ist ein mieses Arsch, dass Mädchen nur vögeln will, mehr nicht. Erstaunlicherweise, lassen sich viele Mädchen trotzdem auf ihn ein.«
Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Mein Traumjunge, ist genau der Typ Junge, den ich verabscheue.
.. Fortsetzung folgt ..
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love doesn't exist | p.jm
Fanfiction»Spar dir deine dummen Bemerkungen«, zischt er und lässt das frische weiße Hemd los. Dann kommt er auf mich zu, so nahe, dass er mich gegen die Tür drückt und seine Hände links und rechts von meinem Ohr abstützt. Seine Lippen berühren mein Ohr und s...