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Ich schlürfe an meinem zehnten heißen Kakao, während ich die Erlaubnis von Jimin bekommen habe an seinem Laptop auf Instagram und allem anderen zu gehen, während er duschen ist. Er hat mir zwar netterweise angeboten mit rein zu kommen, da sie ja groß genug ist, aber ich habe lachend abgelehnt. Irgendwie ist er schon einwenig pervers, aber ich find das vollkommen okay, denn es ist nicht obszön, sondern irgendwie süß.

Ich schaue kurz auf, als ich seinen Laptop hochgefahren habe und in dem Moment höre ich die Dusche angehen und merke, dass ich nun alleine in seinem Zimmer bin. Mit zitternden Fingern gehe ich auf sein Verlauf, zuerst sehe ich, dass er auf Instagram war und schaue mir sein Profil an.

Ich schaue mir seine Follow an; fast nur Mädchen, dann sein markierten Sachen. Auf der wurde er auf einem Foto verlinkt von einer Frau die ich auf Ende dreißig schätze, das Foto zeigt ihn mit einem kleinen Mädchen auf den Schultern, lachend und glücklich. Ich schätze ihn dort auf vierzehn oder fünfzehn auf dem Foto und das Mädchen auf fünf, vielleicht sechs.

In der Beschreibung steht 'Seoul, Jimin und seine kleine Prinzessin. 2016' Das Bild hat über fünfhundert Likes und mehr als dreihundert Kommentare. Jimin gefällt das Foto nicht, ich bin alle Leute durchgegangen.

Dann erinnere ich mich an die Jahreszahl: 2016. Das ist ein Jahr bevor seine Schwester gestorben ist und das Foto wurde genau im Dezember 2016 rein gestellt. Ich frage mich seit wann genau sie tot ist und ob Jimin erst seitdem sie weg ist, so kalt zu sein scheint.

Ich folge ihn schnell und bin dann einfach zu neugierig um zu widerstehen und schaue mir auch seinen Ask Account an. Meine Kinnlade klappt auf, er hat ungefähr 3000 Antworten und über 600 Tausend Likes. Der Junge ist überall beliebt. Ich höre wie das Wasser aus geht und schaue schnell über die Fragen auf seinem Account. Er wird um die tausend mal gefragt ob er Single ist, wie seine Traumfrau aussehen sollte, ob er eine Freundin möchte.

Woraufhin er antworten gibt wie: 'ich glaube meine Traumfrau wurde überfahren..' ich muss kichern, weil ich seine Antworten lustig finde, oder 'ne, nur Sex bitte' – er ist selbst im Internet ein totales Arschloch. Ein Mädchen schreibt ihm 'ich liebe dich ♥' woraufhin er antwortet 'nur leere Worte' – ohne Smiley, ohne alles.

Dieser Satz aus drei Worten versetzt mir irgendwie einen Schlag in die Magengrube. Er klingt so eiskalt, so verletzt. Ich höre beinahe wie er vor mir steht und mir das mit traurig, leeren Augen ins Gesicht glaubt. Denkt er wirklich, dass ihn keiner liebt und er keinen liebt?

Ein anderes Mädchen fragt 'was ist die größte Lüge des Menschen?' woraufhin er antwortet 'ich liebe dich' Ich scrolle weiter und sehe nur noch perverse Sprüche, irgendetwas witziges und vorallem bekomme ich immer mehr seine Abneigung Liebe gegenüber in seinen antworten zu spüren.

Da geht plötzlich die Badezimmertür auf und Jimin steht zwei Sekunden später an der Tür und mustert mich. Er steht obenrum ohne und nur in Boxershorts vor mir, es tropfen von ein paar Wassertropfen von seinen Haaren auf seine Brust und dann tiefer bis sie der Saum seiner Boxershorts erreicht und aufsaugt. Ich nehme schnell ein Kissen, werde knallrot und halte es mir vor die Augen. Plötzlich fängt er an zu lachen:»Was tust du da?«

»Ich hab noch nie einen Jungen wirklich nackt gesehen«, höre ich mich sagen und drücke beschämt das Kissen fester an mein Gesicht.

Ich spüre wie er sich auf die Bettkante neben mich setzt und höre sein Grinsen in der Stimme:»Ich bin noch nicht mal nackt. Aber das können wir gerne ändern.« Er streicht über meinen Rücken, fährt mit seiner Hand unter mein T-Shirt über meinen nackten Rücken.

Ich ziehe scharf die Luft ein:»Bitte lass das.« Aber eigentlich möchte ich sagen: Bitte hör nie auf.

Seine Hand verschwindet aus meinem T-Shirt, was eigentlich sein T-Shirt ist. Dann nimmt er das Kissen von meinem Gesicht und schaut mir in die Augen, in die komplett nackten Augen, denn meine Brille habe ich vorhin ausgezogen. Er grinst mich verführerisch an, woraufhin mir total schwindelig wird.

»Willst du rummachen?«

Ich starre ihn entsetzt an:»Was?«

Er leckt sich mit der Zunge über die Lippen:»Brave Mädchen stehen auf böse Jungs, hab ich recht?«

»Ganz bestimmt nicht!«, sage ich laut und aufgebracht.

Er beißt sich auf die Unterlippe, schaut mir tief in die Augen und schmunzelt mit einem halben Lächeln:»Du bist richtig scharf, wenn du sauer bist.«

»Jimin!«, sage ich laut und drohend, woraufhin ich aber grinsen muss, weil ich merke, dass er wirklich ein total süßes und perverses Arschloch ist.

»Hm«, er legt sich auf sein Bett, sein Kopf liegt meinem Oberschenkel,»du bist ein richtig interessantes, aber auch leichtgläubiges Mädchen.«

Er schaut mich an, während sein Kopf auf meinem Schoß liegt:»Wie meinst du das?«

»Was meinst du warum ich dir mein T-Shirt gegeben habe?«

Ich lache:»Weil meins durchsichtig war und du ein netter Kerl bist?«

»Dein T-Shirt war nass, aber man hat nichts gesehen«, er grinst mich schief an.

Jetzt bin ich vollkommen verwirrt, der Typ bringt mich echt durcheinander:»Wie meinst du das?«

»Das T-Shirt das du trägst, ist oben zu weit ausgeschnitten. Ich habe die ganze Zeit freie Sicht auf dein geilen Ausschnitt gehabt, Y/N.«

Ich schaue an mir herunter und erstarre. Natürlich ist mir aufgefallen dass das Oberteil ab und zu vorne runtergerutscht ist, aber irgendwann habe ich es nicht mehr gemerkt. Beschämt haue ich ihn und ziehe das Oberteil hoch:»Du verfluchter Mistkerl!«

Er lacht, als ich anfange mit dem Kissen auf ihn ein zu schlagen. Ich stehe inzwischen neben dem Bett und schlage immer wieder mit dem Kissen auf ihn, während er nicht mehr aufhört zu lachen:»Oh, wunderschöne Y/N, ich liebe es, wenn du deine Krallen ausfährst.«

»Hör auf mich wunderschön zu nennen!« Federn fliegen durch sein Zimmer, es sieht aus als würde es Federn schneien. Ich nehme das nächste Kissen.

»Aber du bist es«, er bekommt das Kissen direkt ins Gesicht, hustet kurz und spuckt Federn aus. Dann packt er das Kissen, das ich festhalte, am anderen Ende und zieht es an sich heran, sodass ich auf ihn falle. Mein Gesicht ist direkt über seinem, wir schauen uns lange bloß in die Augen, bis er sagt:»Nur jemand muss es dir zeigen.«

Zuerst weiß ich gar nicht was er meint, doch dann erinnere ich mich an das Gespräch mit dem wunderschön, wen meint er mit 'jemand' ? Sich selbst? Oder irgendwen? Während ich noch so in meine Gedanken vertieft bin, versucht er plötzlich mich zu beißen und schnappt mit dem Mund nach mir.

Ich kichere und weiche aus, sodass ich zur Seite rolle und er dann auf mir liegt. Irgendwann muss ich auch lachen und finde das irgendwie gar nicht mehr so schlimm, weil er das genauso locker nimmt und das anscheinend auf mich überträgt.

Er steht plötzlich auf und sagt, als ich mich ebenfalls aufsetzen möchte:»Bleib liegen.«

Dann holt er aus irgendeiner geheimen Ecke, die ich bis jetzt gar nicht bemerkt habe, eine Gitarre heraus und grinst mich an. Er setzt sich neben mich auf das Bett, während ich hier liege und das T-Shirt so zurecht lege, dass er jedenfalls nichts sehen kann, da sein Blick andauernd an mir hängt.

Er legt die Gitarre im Schneidersitz auf seinen Schoß und holt ein Plektrum heraus. »Stehst du auf Jungs die Gitarre spielen?«, fragt er.

Ich runzele die Stirn und lasse mir extra Zeit:»Irgendwie ja schon romantisch.« Und sexy. Aber vorerst muss er nicht wissen, dass ich auch solche Wörter benutze.

»Sag mir mal, was du genau jetzt, wenn du neben mir liegst, hören möchtest«, haucht er. »Ich kann alles.«

Angeber. Ich grinse und schaue ihn an. Sofort fällt mir ein Lied ein, dass genau jetzt total romantisch wäre:»Lovely von Billie Eilish.«

Dann fängt er auch an zu spielen. Und als wäre das nicht genug, singt dieser Gott auch noch mit seiner rauchigen, tiefen und sexy Stimme. Ich möchte, so gerne wie noch nie, die Welt anhalten.

.. Fortsetzung folgt ..

love doesn't exist | p.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt