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Okay, das gefällt mir nicht. Nein, das gefällt mir überhaupt nicht. Ich schaue weder auf, noch sage ich irgendetwas. Mein Mund ist versiegelt und mein Blick nach unten gerichtet, denn Jimins Gegenwart macht mich sichtlich nervös. Und damit meine ich wirklich nervös, ich spiele die ganze Zeit mit meinen Hosentaschen oder meinem Reißverschluss herum. Schließlich hat mich Rosé verraten und ich muss nun den ganzen Weg mit Jimin zur Turnhalle marschieren.

Dabei habe ich mir schon überlegt Sport zu schwänzen. Klar, ich hab noch nie geschwänzt und es ist der erste Schultag aber es gibt für alles ein erstes Mal oder? Genau jetzt wünschte ich mir, ich hätte diesen Plan befolgt, aber jetzt ist es zu spät. Nicht nur, dass er neben mir herläuft, sein Arm streift andauernd meinen und woran ich dann sofort denken muss, sind seine verdammt geilen und sexy Tattoos. Seine schönen Tattoos berühren mich. Verdammt, ich hab mir alles an ihm eingeprägt. Ich brauche gar nicht aufsehen um zu wissen wie er aussieht, denn er taucht alle paar Sekunden vor meinem inneren Auge auf. Dieses gefährliche und verdorbene an ihm ist so verdammt verführerisch.

Eigentlich habe ich Angst vor tätowierten und gepiercten Typen, die neben mir herlaufen und gemütlich ihre Zigarette rauchen, aber er ist auf Anhieb total sympathisch gewesen. Wie er schon Hyunas Vorschlag es im Putzraum mit ihm zu treiben, statt Sport, abgelehnt hat, so einen Jungen habe ich noch nie kennenlernen dürfen. Wenn ich noch nie wusste welcher Typ Junge mir schmeichelt, hier steht eindeutig ein Kandidat. Ein verdammt nochmal unglaublich erotischer und unerreichbarer Kandidat. Wegen ihm fluche ich schon zum tausendsten mal, dabei fluche ich fast nie. Solche Wörter habe ich auch nie gebraucht, nie angewendet, jedenfalls nicht im echten Leben. Ich meine: sexy und erotisch, aber anders kann man diesen Jungen einfach nicht beschreiben. Anscheinend steckt auch in mir etwas perverses, denn ich denke, dass dieser Junge Sex pur ist – schon allein für meine Augen, schon allein die Erinnerung an ihn.

Ich meine ich bin schon wirklich schüchtern, bei Jungs erst recht, aber so wortkarg war ich mein Leben noch nie. Irgendwie macht mir das zu schaffen, denn das heißt ich werde nie mit ihm normal sprechen können, oder? Er muss sich ja zu Tode langweilen neben mir, der Arme. Wahrscheinlich wünscht er sich jetzt doch Hyunas Angebot angenommen zu haben. Ich ziehe meine Brille aus und putze die Gläser, nur um etwas zu machen, weil ich mich irgendwie blöd fühle.

»Willst du mal ziehen?«, fragt er. Ich zucke zusammen, denn eigentlich habe ich nicht mit seiner Stimme gerechnet. Automatisch schaue ich auf zu ihm und er grinst mich frech an.

Dann hebt er die Zigarettenpackung hoch, ich laufe rot an und starre wieder auf den Boden dann sage ich:»Nein, ich rauche nicht.«

Plötzlich fällt mir auf, dass wir gerade mal vom Schulhof runter sind und es bis zur Turnhalle noch dauert. Wir kommen auf jeden Fall zu spät, aber das sage ich Jimin nicht, denn ich möchte, dass er weiter mit mir redet und nicht rennt um pünktlich in den Unterricht zu kommen. Verdammt, ich bin so fies, wahrscheinlich werde ich später in die Hölle kommen, aber das nehme ich jetzt in Kauf. Nur um ein bisschen neben ihm herlaufen zu dürfen, zu hören wie er den Rauch inhaliert und vielleicht versucht ein Gespräch mit mir aufzubauen. Ich ziehe meine Brille wieder an, vielleicht sollte ich nicht solche abgehackten Antworten geben, sodass er nicht mehr darauf antworten kann.

Aber er sagt stattdessen:»Warum trägst du die Brille?«
Ich schaue zu ihm hoch, verwundert, dass er mich so etwas fragt.

Aber er sagt stattdessen:»Warum trägst du die Brille?«Ich schaue zu ihm hoch, verwundert, dass er mich so etwas fragt

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Er hat die Augen geschlossen und den Mund aufgeblasen, wahrscheinlich lässt er den Rauch gerade in seinem Mund. Selbst das sieht unglaublich heiß aus. »Vielleicht, weil ich sie brauche?«, frage ich etwas zu forsch.

Aber er scheint meinen seltsamen Unterton nicht zu hören, stattdessen bläst er den Rauch aus und öffnet dann die Augen. Er sieht mich an und mir scheint, dass wir uns heute zum ersten mal gleichzeitig, ohne dass ich auf den Boden schaue, ansehen. Dann schüttelt er den Kopf, verdammt er funkelt mich mit diesen krassen Augen an, sodass ich wieder kaum Luft bekomme. Wir sind irgendwie mitten auf dem Weg zur Sporthalle stehen geblieben und jetzt denke ich, dass wir auf alle Fälle zu spät kommen werden und das nicht nur ein paar Minuten. Und das am ersten Schultag!

»Du hast gerade ohne Brille noch besser lesen können, als mit.«

»Wie..« Mein Unterkiefer klappt auf. Wie hat er das sehen können? Und wieso verdammt ist ihm das aufgefallen? »Vorhin musstest du andauernd die Augen zusammenkneifen um meinen Stundenplan lesen zu können und ohne die Brille hast du selbst aus weiter Entfernung erkennen können was ich in der Hand gehalten habe.« Ich laufe knallrot an, ich muss aussehen wie eine Tomate, denn er fängt an zu grinsen:»Erwischt.«

»Das ist doch Blödsinn«, murmele ich und gehe weiter.

Er hält mich an der Hand fest und zieht mich wieder zu sich, dann sagt er etwas, was ich jetzt wirklich nicht erwartet hätte:»Wir kommen doch sowieso zu spät, dann kommt es auf die paar mehr Minuten auch nicht mehr an.« Mein Unterkiefer klappt wieder auf. War er nicht derjenige der vorhin noch so panisch auf keinen Fall zu spät kommen durfte?

Ich schüttele verständnislos den Kopf:»Ich werde dir nicht erzählen warum ich die Brille trotzdem trage.«

»Also hatte ich recht?« Ich hab mich selbst verraten – ich Vollidiot! Jetzt hat er mich. Beschämt schaue ich auf den Boden. Er nickt:»Du musst es mir nicht erzählen, was nicht heißt, dass es mich nicht interessiert.«

Jetzt hat er es geschafft, nun habe ich den Drang es ihm erzählen zu wollen. Außer Rosé weiß nämlich keiner, dass ich eigentlich überhaupt keine Brille brauche. Er legt den Arm um mich und zieht mich weiter in Richtung Sporthalle, um mir zu zeigen, dass er mich wirklich nicht dazu drängen möchte. Aber jetzt ist es zu spät.

»Ich habe Angst«, sage ich leise. Er spannt sich neben mir an und starrt mich an, wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich noch etwas sage. Ich nehme meine Brille ab und schaue zu ihm hoch. Völlig nackt, jedenfalls fühlt es sich so an, als wäre ich komplett nackt. Er schaut mir direkt in die Augen und auf meinem gesamten Körper bildet sich Gänsehaut. Ich schaue ihm direkt in die Augen, ohne irgendeine Schutzmauer zwischen uns, ohne mein Glas. »Ich habe Angst anderen Menschen in die Augen zu sehen. Die Brille schützt mich vor direktem Augenkontakt, mit ihr fühle ich mich stärker.«

Er starrt mich an und sein Mund, sein verdammt süßer Mund, ist einwenig auf. Ich habe noch nie einer fremden Person so nahe gestanden wie ihm. Mein Herz klopft wie wild. Beschämt schaue ich auf den Boden, ich wünschte ich hätte es nicht getan. Jimin nimmt mir die Brille aus der Hand und legt sie mir wieder auf die Nase, dann nimmt er mich in die Arme. Es fühlt sich toll an in seinen Armen, aber ich weiß, dass es nichts bedeutet. Für ihn jedenfalls.

.. Fortsetzung folgt ..

love doesn't exist | p.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt