Sechster Tag V

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,,Zunächst mal: danke, dass ihr alle gekommen seid. Ihr hättet ja auch einfach wegbleiben können.", sagte Olli, der irgendwie die ,,Spielleitung" an sich gerissen hatte.

Er fuhr fort: ,,Wir haben ja heut alle mitgekriegt, wie die Stunde ... ein bisschen eskaliert ist." Alle blickten erst Maarten, dann Elli an. Elli hasste diese Blicke und wandte sich ab. ,,Und deshalb würd ich gern mal wissen, was ihr so dazu zu sagen habt."

Schweigen.

Aber nicht die Sorte von Schweigen, in der es okay ist, nichts zu sagen. Sondern die Sorte Schweigen, in der etwas zu sagen ist, die Worte aber so weit entfernt sind, dass man einfach nichts über die Lippen bringt.

Niemand sagte etwas, und das war es, das schließlich in Mareike den Auslöser zum Sprechen betätigte.

,,Ich fand's irgendwie ganz passend, ich meine, eigentlich hat Elli ja Recht. Wir sind halt nur die Problemklasse, die zu asozial ist, um auf eine ,,normale" Schule zu gehen, und ja, wir sind nunmal scheiße zu den Lehrern! Aber das liegt doch eigentlich an uns, oder nicht? Wir sind doch das Problem, und nicht unsere Mitmenschen?"

Sie sagte die letzten Worte so, dass es sich wie eine Frage anhörte. Aber es stimmte nicht, denn nicht diese Schüler und Schülerinnen an sich waren das Problem, sondern die Umstände, unter denen sie lebten und wie sie mit diesen Umständen umgingen.

Es gab nunmal Menschen auf der Welt, die wurden zu Problemen, weil sie zu viele Probleme um sich herum hatten. Es gab nunmal Menschen, die Probleme wurden, weil sie von Problemen umgeben waren.

Aber niemand wird als Problem geboren.

Und genau so sagte Elli das auch ihren Mitschülern.

Wie man sich Wünsche erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt