Klassenfahrt Dritter Tag III

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,,Na los, sagen Sie schon, was kommt jetzt?", drängte Mareike und schlug ein Rad. Mitten auf dem Gehweg. Einfach so.

Daran musste Wanze sich erst noch gewöhnen. Die zurückhaltende, schüchterne Mareike gab es nicht mehr, das hier war das neue Mädchen.

Er lächelte still in sich hinein und sah nochmals auf sein Handy. Noch wenige Straßen, dann waren sie da. Lehrer Wanzmann hatte etwas geplant, worauf seine Klasse noch nicht hinbekommen war, weil es irgendwie nicht mit dem Organisieren geklappt hatte.

Weil Abrissunternehmen nicht auf Jugendliche eingingen.

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,,Tadaaa!", rief Wanze und breitete stolz die Arme aus. Sie standen vor einem alten Haus, zerfallen und von Efeu überwuchtert. Man sah aber, dass es früher einmal sehr schön gewesen sein musste.

,,Ähm...sind Sie mir böse, wenn ich an Ihrer geistigen Gesundheit zweifle?", fragte Elli skeptisch und musterte das ehemalige Herrenhaus. Ihre Blicke registrierten die Fassaden, kletterten an den Efeuranken empor und ihre Augen bewegten sich so schnell, dass es aussah, als würde sie etwas suchen.

Oder als wäre sie wahnsinnig. Man konnte da schlecht einen Unterschied erkennen.

Auf Ellis Frage konnte Johann Wanzmann nur mit einem kurzen Lachen antworten, gerade war eine Menge in Ordnung und er konnte es sich erlauben, zu lachen. ,,Ich bin dir nicht böse, eigentlich ist das sogar berechtigt. Aber wir haben eine Liste abzuarbeiten, nicht wahr?"

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Das hier war Einer Haussprengung zuschauen und Ein Gebäude ansprayen. Beides nacheinander.

Wanze hatte irgendwo Spraydosen hergekriegt und jetzt sprühten die Schüler  und Schülerinnen das alte Gebäude an. Elli kam es vor wie Beschädigung von Erinnerungen, aber dann genoss sie es, sich mit Mareike und Lilli ein Zeichenduell zu liefern.

Elli verlor, gegen die geballte Macht zweier begabter Zeichnerinnen hatte sie keine Chance. Aber es war toll, sie war nicht sauer, weil sie verlor. Gerade war das gut so.

Als die Bauarbeiter dann das Signal für die Sprengung gaben, konnte die 10c aus sicherer Entferung zuschauen.

Es war ein atemberaubendes Gefühl. Elli spürte das Wummern der Explosion in ihren Zehen und der Boden schien kurz zu wackeln, bevor Staub hochstieg und die Wände in sich zusammenbrachen. Eine Explosion wie im Film war es nicht, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Sie hatten zwei weitere Punkte auf der Liste und das war das Einzige, das gerade zählte.

Und begrabene und eingestürzte Dinge waren auch in ihrem zusammengefallenen Zustand für etwas gut, beschloss sie.


Wie man sich Wünsche erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt