Wie man sich Wünsche erfüllt

Rede

Nora spricht.

Sehr geehrte Damen und Herren Anwesende.

Wir sind die 10c, und wir sind heute hier, weil wir uns von unserem Klassenlehrer verabschieden wollen.

Der Lehrer Johann Wanzmann ist am Wochenende nach unserer Klassenfahrt verstorben, nur wenige Menschen kennen die Todesursache. Aber wir wissen, dass er den Tod nicht freiwillig gewählt hat.

Wissen Sie, wir sind die Asozialen an der Schule. Wir sind laut und stören und passen nicht auf und bestehen vielleicht nicht mal unseren Abschluss, aber unserer Klassenlehrer hat mit uns ein Projekt durchgezogen, das uns ziemlich geholfen hat.

Nur durch Johann Wanzmanns Engagement bin ich jetzt ein Mädchen namens Nora, Oskar und Olli sind offiziell zusammen, Janines Stiefvater steht vor dem Gericht und Mareike ist viel comicmäßiger.

Und das alles wäre nie passiert, wenn Johann Wanzmann, den wir immer Wanze genannt haben, nicht gewesen wäre.

Wir hatten eine Liste mit Wünschen aufgestellt, und wir können mit Stolz behaupten, dass wir eine Menge davon geschafft haben. Wir haben einer Haussprengung zugeschaut und sind Haitauchen gewesen und haben ein Auto geklaut und Gott beleidigt und einen Kleingarten umgegraben und auf einem Dach gepicknickt.

Und Herrn Wanzmanns Wünsche haben wir nicht erfüllt. Sie standen nicht einmal auf der Liste.

Irgendwie kommt es mir unfair vor, dass ein engagierter Mensch mit Mut und Courage so schnell das Leben verlassen hat. Es gibt viel mehr Menschen, die eine unheilbare Krankheit verdient hätten. Darf ich behaupten, dass ich Stiefvater Gröllner ein solches Schicksal wünsche?

Auf alle Fälle...es ist unfair, dass wir nicht einen einzigen Wunsch erfüllen konnten von denen, die Johann Wanzmann hatte. Er hat auf jeden Fall am meisten verdient, dass sie erfüllt werden.

Hiermit verabschieden wir, die 10c, uns von unserem Klassenlehrer Johann Wanzmann, der mit uns Wünsche erfüllt hat. Danke für alles.

Nora schweigt.