Kapitel 14

149 13 3
                                    

Die letzten zwei Ferientage verliefen nicht besonders gut. Ich war nur in meinem Zimmer und versuchte mit dem Geschehen klarzukommen. Meiner Mutter erzählte ich, dass ich mich nicht gut fühlen würde, sie glaubte mir und ließ mich in Ruhe. Ich hatte durchgehend mit Schmerzen zu kämpfen, seien es physische oder psychische. Dann kam jedoch der Montag und ich musste wieder zurück in die Schule.

Jeder in der Klasse berichtete mindestens einer Person, wie toll die Ferien doch gewesen sind, auch Freddie schwärmte mir von seiner Zeit im Ausland. Es machte mich aggressiv, dass mich jeder durchgehend an meine schrecklichen Ferien erinnern musste. Dazu kam noch, dass wir die Mathe Schularbeit zurückbekamen. Sonderlich verwundert war ich über meine Note nicht, ich war negativ mit stolzen 12 von 48 Punkten. Freddie hatte einen 3er und freute sich tierisch. Herr Graben kündigte am Ende der Stunde auch noch einen Kompetenzcheck für Freitag an, da er vor allem von den Negativen wissen musste, was deren Schwierigkeiten waren. Ich seufzte genervt auf, als ob ich bis Freitag den ganzen Stoff der 11. Klasse nachholen konnte.

Die nächsten Tage vergingen relativ schnell. Ich besuchte immer meine Oma nach der Schule und wir spielten oft „Mensch ärgere dich nicht". Ihr ging es immer schlechter und mich machte es fertig, zu wissen, dass sie nicht mehr lange da war. Luisa und Freddie ging ich, so gut es ging, aus dem Weg. Einerseits da ich Zeit für mich alleine wollte und andererseits da ich ihr Mitgefühl nicht aushalten konnte. Immer wenn, Luisa mich sah,wurde ihr Gesichtsausdruck traurig und sie schaute mich mitfühlten an. Mir ging das Ganze aber tierisch auf die Nerven, ich brauchte kein Mitleid, dadurch würden sich meine Probleme auch nicht lösen. Tief in mir drinnen wusste ich, dass ich ihr Unrecht tat indem ich sie ignorierte, aber es ging. In dem Moment, nicht anders.
Mit Manu hatte ich, oh Wunder, keinen Kontakt mehr. In den Ferien tat er noch so, als wären wir beste Freunde und jetzt war ich wieder nur der Neue. Es störte mich erstaunlicherweise, ich hatte nämlich in diesen zwei Tagen einen Menschen kennengelernt, der nett und lustig wirkte. So jemanden wollte ich wieder sehen, nicht den kalten, böse blickenden Manu.

Dann kam es, wie es kommen musste, es war Freitag. Genauer gesagt es war der neunte Freitag, seitdem ich in dieser Schule war. Mein Puls ging von Stunde zu Stunde immer weiter hinauf. Freddie merkte, wie ich unruhig wurde, er dachte aber, dass ich nervös wäre vor dem Kompetenzcheck. Dieser Test war mir eigentlich so was von egal, ich hatte mich auch gar nicht darauf vorbereitet. Dass ich nichts gelernt hatte, merkte ich auch, als ich den Zettel durchlas. Ich verstand nichts, für kurze Zeit versuchte ich irgendetwas zu rechnen, aber ich gab nach ein paar Sekunden wieder auf. So kam es, dass ich einen leeren Zettel abgab und Herr Graben mich nach der restlichen Stunde zu sich zitierte. Nach der Einheit packte ich mein Zeug zusammen ließ es aber noch am Platz, da ich mir schon dachte, dass es mir nachher abgenommen werden würde. „Patrick, weißt du, warum ich nochmal mit dir sprechen wollte?", fragte mich mein Mathelehrer. Ich nickte nur. „Nun gut, so Leid es mir tut, aber so geht es nicht weiter. Du hast die schlechteste Arbeit geschrieben und jetzt gerade einen leeren Zettel abgegeben.", während er das sagte, wedelte er mir vor der Nase mit meinem Kompetenzcheck herum. Er seufzte „Ich will ja keine schlechten Noten vergeben, aber bei dir ist es sehr schwer. Ich werde dir aber noch eine Chance geben. Anfang Dezember werden wir nochmal einen Kompetenzcheck schreiben, wenn du dann mehr als die Hälfte weißt, lasse ich dich in Ruhe. Sollte das nicht eintreffen wirst du Nachhilfe nehmen müssen. Verstanden?" Ich nickte wieder und zwang mir ein Lächeln auf „Danke", sagte ich noch, bevor Herr Graben mir ein schönes Wochenende wünschte und aus dem Raum verschwand. Ich atmete erst mal tief durch, bevor ich mich umdrehte und in drei freudig, grinsende Gesichter blickte. Manu, der den ich noch vor kurzem als nett und lustig beschrieben habe, sagte als Erster etwas. „Ist unser Neuer eine Null in Mathe? Wie blöd. Taddl, Ardy was meint ihr, sollen wir ihm Nachhilfe geben?" Beim letzten Teil grinste er Taddl böse an und dieser grinste wissend zurück. Ich blickte nur auf den Bode und wartete. Jedoch wurde ich kräftig am Kinn nach oben gerissen und musste Manu in die Augen blicken. „Wir spielen ein Spiel. Ich stelle dir Rechenaufgaben und für jede falsche Antwort bekommst du etwas zurück. Verstanden?" Ganz leicht nickte ich. „Gut, wir fangen einfach an. 2+2?" „4", flüsterte ich. „9+5" „14" „8*4" Ich musste jetzt schon nachdenken, aber mir viel die Antwort noch ein. „32" „Gut wir werden schwieriger, sonst lernst du ja nichts. 9*8" Ich dachte und dachte, aber mich machte es so nervös, dass mich drei Menschen anstarrten, dass ich nicht weit kam. Nach 10 Sekunden, wo ich nichts sagte, merke ich, wie Taddl zu mir ging und mir in den Bauch schlug. Manu lachte „Das ging aber schnell. Na ja wir machen weiter. 35/7" Ab da ging nichts mehr. Egal wie einfach die Aufgabe war, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und so war es kein Wunder, dass ich schon nach kurzer Zeit ab Boden lag. Zum Glück hörte Manu ab dem Zeitpunkt auf und die Drei verließen lachend den Klassenraum. Ich fühlte mich gedemütigt, dass ich nicht einmal einfach Rechnungen lösen konnte, war schlimm. Ich wusste schon immer, dass ich nicht gut im Kopfrechnen war, aber als so schlecht hätte ich mich nie eingeschätzt. Das weitere Nachdenken über meine Dummheit bereitete mir Kopfschmerzen, weswegen ich mich auf den Nachhauseweg machte.

Zu Hause angekommen ging ich ins Bad, um mich einzucremen. Ich starrte die Tube an und wunderte mich, dass sie schon fast leer war. So oft hatte ich das schon erleben müssen, dass eine ganze Tube aufgebraucht war. Ich dachte an die Anfangszeit zurück, als ich noch glaubte, das wäre eine kurzweilige Sache. Ob es wohl ewig so weiter gehen würde? Ich hoffte nicht, denn ob ich es noch lange aushalten würde wusste ich nicht. Ich erwischte mich jetzt schon bei den Gedanken, es einfach zu beenden. Alles miteinander machte mich fertig und ich saß auch schon zwei Mal weinte im Bad mit einer Klinge in der Hand. Aber ich würde nie so weit gehen können, dafür fühlte ich mich zu sehr für meine Mutter verantwortlich. Sie würde es nicht verkraften, ihre Mutter und ihren Sohn zu verlieren. Ich musste wohl weiter kämpfen, auch wenn ich eigentlich schon fast aufgegeben hatte.

Hat etwas länger gedauert, aber keine Sorge ich habe noch genug Ideen und diese Geschichte wird noch etwas länger dauern.
Und Kürbistumor kommt noch, Indianerehrenwort. :D

Mein vergessenes Jahr/KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt