Kapitel 11

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Fünf Wochen vergingen bis zu den Herbstferien. Es waren grauenvolle fünf Wochen. Jede Woche war es dasselbe, jeden Freitag wurde ich geschlagen und ich konnte nichts dagegen machen. Einmal versuchte ich zu entkommen und beeilte mich nach der letzten Stunde, aber ich kam nicht weit. Kurz vor dem Hauptausgang der Schule wurde ich am Arm gepackt und nicht gerade freundlich gebeten, zurückzugehen. Nach der Aktion meinerseits wurde es nur noch schlimmer. Ich konnte nur fast von Glück reden, dass es nur bei Freitag blieb.
Obwohl ich versuchte, eine Maske zu tragen, dachte ich, dass Freddie langsam begann Verdacht zu schöpfen, genauso wie Luisa. Mittlerweile hatten sich auch die Zwei kennengelernt und versuchten immer öfters mich zur Rede zu stellen, ich wich ihren Fragen nur immer aus.
Bis heute.

Der letzte Schultag vor den einwöchigen Ferien. Einerseits war ich glücklich endlich Ferien zu haben, andererseits war es leider ein Freitag. Aber ich ging brav zur Schule, schließlich schrieben wir am Tag vor den Ferien noch Mathematik Schularbeit. Viel gelernt hatte ich nicht, mein Kopf war voll mit anderen, wie meiner Oma und Manu, der Junge, aus welchem ich nicht schlau wurde. Meine Oma hatte in den letzten Wochen immer Auf und Ab's gehabt, zurzeit ging es ihr gut, aber es änderte sich oft täglich. Und zu Manu, wie ich begann ihn zu nennen, er tat immer dasselbe. Zuerst sprach er große Worte, beleidigte mich und dann wenn es ernst wurde, zog er sich zurück und ließ die anderen für ihn die Arbeit machen.
Während der zweistündigen Mathe-Arbeit konnte ich mich nur schwer konzentrieren. Durchgehend hatte ich das Gefühl, dass Manu, welcher hinter mir saß, mir Löcher in den Rücken schauen würde. Mir war es unangenehm und ich verspürte auch leichte Angst. Deswegen war es auch kein Wunder, dass ich nicht fertig wurde und schon wusste, dass ich negativ war. Als ich endlich die Klasse und damit Manu verlassen konnte, atmete ich tief ein und aus. Freddie kam gleich darauf zu mir und fragte mich, was ich bei welchem Beispiel hätte. Ich meinte nur, dass ich nicht darüber reden möchte und er ließ mich danach in Ruhe. Nach der dritten Stunde hatten wir schließlich eine längere Pause und Freddie und ich trafen uns, wie die letzte Zeit auch, mit Luisa beim Buffet. An den Blicken, die Luisa und Freddie gleich zu Beginn austauschten, konnte ich merken, dass etwas nicht stimmte. Freddie begann auch zu reden „Patrick", allein dadurch, dass er Patrick sagte und nicht wie sonst Pdizzle, wusste ich, das es ernst wurde. „Patrick, wir müssen reden." Luisa unterbrach ihn „Wir sind nicht so blöd wie du denkst. Wir merken, dass es dir von Tag zu Tag schlechter geht. Rede mit uns, wir sind doch deine Freunde." Ich blickte nur zu Boden und war enttäuscht, dass meine Maske nicht gehalten hatte. Ich wusste auch nicht, was ich jetzt sagen sollte, von Manu konnte ich nicht erzählen. Dann würde es nur schlimmer werden und vielleicht fangen sie dann auch wieder an Freddie weh zu tun und das wollte ich nicht. Deswegen entschied ich mich für die halbe Wahrheit. Ich holte tief Luft „Meine Oma wird sterben, sie hat Krebs." Danach war Stille, Luisa starrte mich geschockt an und zog mich danach sofort in eine stürmische Umarmung. „Es tut mir leid, wir wollten dich nicht drängeln oder so." Ich lächelte leicht, was Luisa aufgrund der Umarmung nicht sehen konnte. Die letzten paar Minuten der Pause waren eher trübe und traurig. Zwar versuchte ich ihnen zu sagen, dass es nicht so schlimm war, aber sie meinten nur, dass es ihnen Leid täte und sie mich jetzt mit den Fragen in Ruhe ließen. Ein großer Teil in mir freute sich darüber, ich musste keine Angst mehr haben, dass sie auf die andere Sache draufkommen würden. Jedoch schrie ein kleiner Teil in mir laut, dass sie weiter fragen sollten, dass sie mich befreien sollten, aber der Teil war zu klein und zu leise, er wurde nicht einmal ansatzweise erhört.
Die nächsten drei Stunden vergingen viel zu schnell und ich sah mich wieder allein mit Manu, Taddl und Ardy in einer Klasse. Ich seufzte tief und blieb still und leise. Mittlerweile hatte ich gelernt, dass es am schnellsten vorbei war, wenn ich schweige und mich nicht wehre. Deswegen stand ich nur da, mit geschlossenen Augen, und wartete. Kurz dachte ich, dass heute eine Ausnahme wäre, da ich sicherlich fünf Minuten lang wartete, aber dann kam auch schon der erste Schlag aus dem Nichts. Es folgte der zweite, der dritte und ich stoppte zu zählen, ich versuchte nur krampfhaft stehenzubleiben. Dann war es vorbei, ich saß wie immer am Boden und die drei verließen den Raum, nicht ohne einen Kommentar von Manu. Wie immer schmerzte mein Körper und wie immer richtete ich mich vorsichtig auf. Wie immer schleppte ich mich zu den Bussen und wie immer ließ ich mich erschöpft auf die Sitze fallen. Wie immer freute ich mich, dass keiner daheim war, da meine Mutter freitags länger arbeiten musste und meine Oma mit ihren Freundinnen unterwegs war. Wie immer schleppte ich mich zu Hause in das Bad und schmierte mich ein und wie immer verschwand ich danach in meinem Zimmer. Nur eine Sache war diesmal anders, in meinem Zimmer lagen drei Matratzen am Boden. Mir fiel wieder ein, dass meine Hamburger Freunde am Samstag kommen würden. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und der Schmerz schien vergessen, Freude breitete sich in mir aus. Mir stand eine Woche bevor in der ich nicht in die Schule musste, nicht Manu und den Freitag erleben musste, einfach eine Woche zum Abschalten und Energie tanken.

Ich habe gerade Semesterferien und habe nicht soviel Zeit zum Schreiben... :(
Falls wer von euch auch Ferien hat, schöne Ferien, genießt es :)

Mein vergessenes Jahr/KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt