Kapitel 13

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„Hallo Manu. Wie geht's, wie steht's? Und wer sind denn deine Freunde?", fragte Denno, als die Drei bei uns ankamen. Ich ging vorsichtshalber zwei Schritte zurück, um nicht zu nahe an Taddl und Ardy zu stehen. Taddl bemerkte meinen Rücktritt und kam auf mich zu und ohne, dass ich reagieren konnte, legte er seinen Arm über meine Schulter. Der Angstschweiß rannte mir den Rücken hinunter, ich fühlte mich unwohl und wollte mich losreißen, aber meine Glieder gehorchten mir nicht. Ich konnte förmlich merken, wie Taddl diese Situation gefiel. Er lachte kurz und wand sich Denno zu, um dessen Frage zu beantworten. „Ich bin Taddl und das ist Ardy, wir sind Klassenkollegen von dem tollen Jungen hier", sagte Taddl und zeigte bei dem letzten Teil auf mich. Endlich gehorchten mir auch wieder meine Glieder und ich riss mich los und versuchte meine Unsicherheit mit einem Lachen zu überspielen, um nicht komisch zu wirken, sagte ich schließlich „Ja Klassenkollegen, das sind wir. Wollen wir nicht einmal reingehen." Ich deutete auf den Eingang des Zoos, um so schnell wie möglich wegzukommen. Meine drei Hamburger Freunde stellten sich noch kurz vor und wir gingen zusammen in den Zoo. Meine Hoffnung, dass es nicht so schlimm werden würde, stellte sich als komplett falsch raus. Denno, Johannes und Max sprachen nur mir Manu, Taddl und Ardy. Sie gingen zufrieden zu sechst in einer Reihe und keiner beachtete mich. Ich versuchte das bedrückende Gefühl in mir zu ignorieren, aber es ging sehr schwer. Es schmerzte, dass mein langjähriger und auch bester Freund lieber seinen letzten Tag bei mir mit einem halb Fremden verbrachte, als mit mir. Verzweifelt versuchte ich mich mit den Zootieren abzulenken, aber deren traurigen Gesichter machten es mir nicht gerade einfach. Ich verstand nicht, warum die anderen unbedingt in einen Zoo wollte, hier war es nur grauenvoll. Damit ich mich nicht ganz so schlecht fühlte, blickte ich auf den Boden. So war es auch kein Wunder, dass ich einen halben Herzinfarkt hatte, als plötzlich Taddl neben mir ging und mich ansprach. „Hallo Neuer. Weißt du, was für ein Wochentag heute ist?" Ich schluckte schwer und merkte, wie die Panik in mir aufstieg, das dann auch noch Ardy auf der anderen Seite von mir ging, machte es nicht besser. Leise und vorsichtig antwortete ich „Freitag?" „Richtig und weißt du auch noch was so üblicherweise an Freitagen passiert. So als Tipp ich meine das zwischen dir und uns." Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich versuchte schneller zu gehen, um den Anschluss zu den anderen zu finden, aber ich kam nicht weit. Eine Hand griff an meine Schulter und ich wurde brutal nach hinten gerissen. Taddl sagte laut, damit die anderen Zoobesucher nichts mitbekamen „Nein, wir wollen doch dorthin." und zeigte auf einen kleinen Nebenweg. Zu mir flüsterte er „Ein Mucks und du wirst es dein Leben lang bereuen." Widerwillig ließ ich mich mit zerren, viel ändern konnte ich eh nicht. Der Weg endete bei einem geschlossenen Imbissstand, ich wurde unruhig und schaute mich verzweifelt um, ob nicht doch jemand hier war, aber ich hatte kein Glück, mal wieder. Die Zwei zerrten mich hinter den Stand und ich wurde gegen die Wand gedrückt. Diesmal kam Ardy auf mich zu „Du dachtest wohl, du wärst sicher, wenn Ferien sind. Falsch gedacht, einmal mit uns anlegen, bedeutet ein Leben lang Qualen. Egal wo du bist, wir werden dich finden." Daraufhin schlug er mir in den Bauch. Auch wenn seine Schläge leichter waren, als die von Taddl, schmerzte mein Körper nach nur ein paar Sekunden, als wäre ein Bus hinübergefahren. Nach gefühlten Stunden war es endlich vorbei und ich saß völlig erschöpft am Boden. Die Zwei gingen einfach weg und ließen mich zurück. Dieses Mal war es fast schlimmer, als die anderen male, da ich nicht darauf eingestellt war.  Ich wollte doch nur einmal Glück haben und  einen Freitag erleben können, ohne an diesem zerstört zu werden. Die Tränen, welche mir in die Augen schossen, versuchte ich zurückzuhalten, denn ich wollte nicht, dass Manu oder sonst wer merkte, wie schwach ich war. So kämpfte ich an und stand schließlich qualvoll auf. Ich schaute auf mein Handy und merkte, dass sich keiner meiner Freunde gefragt hatte, wo ich den plötzlich hingegangen war. Eine neue Welle an Schmerz durchfuhr mich und ich wäre fast wieder hingefallen. Langsam kämpfte ich mich zum Zooeingang zurück, immer darauf bedachte, mir nichts anmerken zu lassen. An meinem Ziel angekommen ließ ich mich auf eine Bank fallen und wartete, bis die anderen kommen würden.

Schließlich konnte ich die Stimme von Manu hören und schaute auf. Dort gingen sie fröhlich nebeneinander und es wirkte so, als würde Manu die lustigste Geschichte auf diesem Planeten erzählen. Max war der Erste der mich entdeckte und er schrie „Da ist er doch. Also bist du doch nicht ins Klo gefallen, obwohl du fast so aussiehst." Die anderen lachten laut los und ich setzte ein gezwungenes Grinsen auf. Ich stand schließlich auf und bemerkte, wie Manu jede meiner Bewegungen genauestens studierte. Danach blickte er zu Taddl und Ardy und lächelte diese wissend an. Ich fühlte mich, wie ein Zootier, ich wurde angestarrt und meinetwegen freuten sich andere, ohne dass sie wussten, wie es mir ging.

Wir verließen schließlich den Zoo und Manu, Taddl und Ardy verabschiedeten sich wieder von uns. „Danke für den tollen, letzten Tag hier. Wenn ihr Mal nach Hamburg kommt, meldet euch und wir zeigen euch dann dort alles", meinte Denno noch zum Abschied bevor er mit Manu, Taddl und Ardy einschlug. „Machen wir, vielleicht verlieren wir dann unseren Patrick hier nicht", antwortete Manu lachend. Alle begannen nochmal zu lachen nur ich nicht, ich versucht verzweifelt die Ruhe zu bewahren. Manu, Taddl und Ardy winkten noch einmal und gingen schließlich wieder dorthin, von wo sie gekommen sind. Als sich Manu ein letztes Mal umdrehte, um zu winken, konnte ich merken, wie er mich anlächelte. Es machte mich fertig, dass ich, aufgrund der Entfernung, nicht erkennen konnte, ob es nett oder böse war, aber höchstwahrscheinlich Zweiteres.

Ich war froh, als endlich meine Mutter kam und wir zurück zu mir fuhren konnten. Die ganze Autofahrt redeten die Drei darüber,wie toll doch Manu gewesen sei, dass er so lustig, verrückt und korrekt war. Ich hatte das Gefühl, dass ihnen nur die Zeit mir Manu gefallen hatte und gar nicht die mit mir. So war ich froh, als wir endlich zu Hause waren.Die Drei mussten noch fertig packten, bevor es zum Bahnhof ging. Meine Schmerzen wurden auch nicht besser, aber ich versuchte meinen Freunden beimTragen zu helfen. Schließlich kam der Zug und der Abschied war da. „Cool,dass ihr da wart, war eine tolle Zeit."; meinte ich und hoffte, dass sie auch noch etwas Positives zu unserer Zeit sagen würden. Denno lächelte und sagte „Ja es war eine tolle Zeit, überrede Manu,dass er mal nach Hamburg kommt, ich will seine angeblichen unglaublichen Gaming-Künste im echte sehen." „Mach ich", antwortete ich gezwungen. „Dann Tschüss", sagte Johannes, während er mit mir einschlug, Max tat es ihm gleich. Denno umarmte mich kurz und rief mir auch noch ein Tschüss zu, bevor er in den Zugeinstieg. Ich stand da und ließ den Abschied kurz Revue passieren, bevor ich zurück zu meiner Mutter ging, die im Auto wartete. „Hallo Schatz, wie war es denn für dich im Zoo. Deine Freunde waren so begeistert, aber ich will wissen, wie es dir gefallen hat." „Ganz ok , bin nicht so der Zoo-Fan." „Wer ist eigentlich dieser Manu,von dem sie erzählt haben?" „Nicht du auch noch", dachte ich mir, sagte aber „Ein Klassenkollege." „Er wirkt nett, lade ihn doch mal ein, dann bist du nicht immer so alleine, wenn Oma und ich nicht da sind." „Ja, vielleicht." Damit war das Gespräch für mich beendet.
Mich nervte es zutiefst, dass Manu jetzt überall das Thema Nummer Eins war. Warum merkte niemand, dass er nur einen Charakter spielte? Und warum sprachen meine Freunde nurmehr von ihm, war ich ihnen nach all den Jahren zu langweilig geworden? Diese und viele weitere Fragen beschäftigten mich.
Am Abend ließ ich mich erschöpft in mein Bett fallen. Das ganze Matratzen-Tragen half meinem schmerzenden Bauch nicht wirklich und die Creme wirkte auch nicht mehr so wie am Anfang. Alles war einfach nur beschissen,meine Freunde fanden meinen Mobber cooler als mich und ich konnte nicht einmal etwas dagegen machen. Leicht verzweifelt schrie ich in mein Kissen. Ich hatte mir doch nur eine Woche endspannte Zeit mit meinen Hamburger Kollegen gewünscht, aber nicht einmal das wurde mir geschenkt. Das Gefühl, das jeder mich hassen und langweilig finden würde, wurde immer größer.
Ich wollte einfach nur weit weg und nie mehr zurückkommen.

Zwar etwas spät, aber ich bin am Wochenende wieder weg und wollte vorher noch das Kapitel hochladen. :)
Derweil ist das mein längstes Kapitel, zwar ist es nicht außerordentlich lang, aber länger als die anderen :D
Ich hoffe, die Geschichte wird nicht langweilig mit der Zeit, da alles so "langsam" passiert, aber ich finde es unrealistisch, wenn sich Menschen das erste Mal sehen und gleich darauf Beste Freunde sind. Ich versuche eh mit den Zeitsprüngen die Geschichte etwas schneller passieren zu lassen, aber ich will auch nicht 4 Monate überspringen...
Genug Unnötiges erzählt.
Gute Nacht oder schönen Tag :)

Mein vergessenes Jahr/KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt